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Damals - in der einklassigen Dorfschule Stausebach

  • So, oder ähnlich sah ein Klassenraum in den 50 er Jahren aus
  • hochgeladen von Peter Gnau

Die Unterrichtsziele, die den Kindern in unserer einklassigen kleinen Dorfschule in Stausebach beigebracht wurden, waren Tugenden wie Gehorsam, Fleiß, Ordnung, Aufmerksam- und Sauberkeit. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass ein Lehrer in einem Klassenzimmer die Schüler vom ersten bis zum achten Volks-Schuljahr gemeinsam unterrichtet hat und das bei einer Schüleranzahl von etwa 40 bis 50. Aber es ging!
Mit viel pädagogischem Wissen und auch Strenge versuchte der Lehrer seine Vorstellungen von Disziplin durchzusetzen. So setzte es auch manchmal leichte "Nüsschen" auf den Hinterkopf. Einmal landete sogar die kleine Schiefertafel auf meinem Kopf, wobei sich der hölzerne Rahmen löste und die Tafel auf dem Boden zerbarst. Solche Aktionen taten ihm jedoch schnell wieder leid.
Der Schultag begann damit, dass wir uns in Reih und Glied auf dem Schulhof aufstellen mussten. Erst nach einem kaum hörbaren Pfeifton und Fingerknipsen duften wir rasch, aber geräuschlos den Klassenraum betreten. Die Erziehung zu einem gläubigen Christen wurde uns mit dem Morgengebet und anschließendem Abhören des Katechismus stets vermittelt. Die nötigsten Grundkenntnisse im Lesen, Rechnen, Schönschreiben und in der Musik mit viel Gesang erklärte der Lehrer auf der Tafel immer für alle Schüler. Wissbegierige Kinder konnten so schon früh ihre Kenntnisse erweitern. Um das Wissen verständlich zu machen, wurden oft praktische Beispiele aus dem Leben gelehrt. Zuhause wurde damals nur "Platt" gesprochen. Aber, oh Wunder, das Hochdeutsch sprechen und schreiben bereitete den meisten Schülern nach etwas "holprigen"Anfängen keine Schwierigkeiten.
Wir Schüler saßen auf den schmalen klappbaren Bänken vor einer abgeschrägten Tischfläche, in der ein Tintenfass eingelassen war. Mit einer übergroßen Tintenflasche füllte der Lehrer bei Bedarf die blaue Flüssigkeit nach. Bis zur dritten Klasse schrieb man mit Griffeln auf die Schiefertafel. Fehler konnten mit einem seitlich angebrachten Schwamm beseitigt werden. Später wurde mit Gänsekielen und kleinen Stahl-Federstiften, die in die Tinte eingetaucht waren, in Hefte geschrieben.
In den Wintermonaten war ein oft überhitzter Ofen in der Raum-Mitte die einzige Heizquelle. Schüler, die in der Nähe des Ofens saßen, konnten die Hitze kaum ertragen, während andere der Zugluft an der Tür oder den luftigen Fenstern ausgesetzt waren.
Heute über sechzig Jahre nach meiner Schulzeit erinnere ich mich gerne an diese Schule, an den Geruch von einem mit Bohnerwachs erfüllten Raum, an den bollernden Ofen, an all die Schüler, mit denen ich die Schulbank gedrückt habe, und auch an unseren strengen, aber liebevollen und gerechten Lehrer.
Ohne in nostalgischen Überschwang zu verfallen und die "ahle Dorfschoul" zu glozifizieren, kann heute festgestellt werden, dass die Stärke der Schule von "Damals" mehr im erzieherischen und im mitmenschlichen Bereich lag.

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5 Kommentare

... bei uns waren, wie beschrieben, vormittags alle Klassen in einem Raum. Für die älteren Schüler v. 6. bis 8. Schuljahr gab es einmal in der Woche noch einige Stunden Unterricht am Nachmittag!

1954 hatte ich so eine Schule für ein paar Wochen in Halsdorf besucht. Und mein Ur-Ur-Großvater war selbst Dorfschullehrer in Lischeid.

Leider habe ich dieses Erlebnis nicht merh gehabt. Pünktlich zu meiner Einschulung war die neue Grundschule in Rauschenberg fertig und wir saßen mit zwei Jahrgängen in sicherlich rekordverdächtiger Anzahl in modernen Räumen mit großer Fensterfront und Zentralheizung.
Wenn man heute den Ruf der Eltern nach toller Ausstattung der Schulen vernehme, dann denke ich genau an meine und eure Zeit zurück mit der Gewissheit, dass man auch mit wenig Material immens viel lernen kann. Die Schüler müssen nur das entsprechende Verhalten zeigen.
Mein Satz an die Eltern, wenn ich aufgrund von Fehlverhalten Kontakt mit ihnen aufnehmen musste: "Ihr Kind benimmt sich so, als kommt es in die Schule, um mit guten Freuden recht lustig den Vormittag zu verbringen und ich als Lehrer der Störenfried dabei bin."
Trotz Abitur im vielzitierten Jahr 1968 bin ich nicht Lehrer geworden, um etwas verändern zu wollen, ich bin Lehrer geworden, weil ich meinen Lehrern nacheifern wollte.

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