Bauernhochzeit - "Hot se och woass metgebrocht"?

Trachten-Doppelhochzeit 1937 in Stausebach
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Die letzten Trachtenhochzeiten in Stausebach wurden anfangs der 50er Jahre gefeiert. Leider wird die farbenfrohe katholische Marburger-Tracht heute nur noch von zwei älteren Frauen getragen, und die Erinnerung an eine Bauernhochzeit im Dorf liegt weit zurück.

Eine große Bauernhochzeit warf damals schon viele Monate ihre Schatten voraus. Der wichtigste Teil der Vorbereitungen war das kirchliche Aufgebot. Wenn der Kaplan oder der Pfarrer in der Kirche verkündete: "Zum Sakrament der Ehe haben sich versprochen und werden zum ersten Mal aufgerufen ...", sperrten die Kirchenbesucher ihre Ohren auf; denn die Nennung der Heiratswilligen sollte schon eine Überraschung für das ganze Dorf sein. Diese Meldung wurde an den folgenden Sonntagen noch zwei Mal bekanntgemacht.

Die Hochzeit, die meist kirchlich am Dienstag stattfand, und zu der neben der Verwandtschaft, Nachbarn und Freunde eingeladen wurden, war ein Fest für das ganze Dorf. Es musste alles lange vorher gut geplant und organisiert sein.

Ein paar Tage vor der Hochzeit hieß es "haure kimt de Brauhtwaah", und die Aussteuer der Braut wurde mit einem "Brauhtwaah" auf den Hof gefahren, in den eingeheiratet wurde. Die Aussteuer, die gut verstaut auf einem großen Leiterwagen transportiert wurde, bestand aus persönlichen Gebrauchsgegenständen, wie Bettwäsche, Kissen, Sessel, Spinnrad, Geschirr, Gartengeräte, aber auch aus sperrigen Möbelteilen. Aus dem Aussteuergut ragte oft ein riesiger, mit bunten Bänder geschmückter Reisigbesen heraus. Bewundernd wurde festgestellt "die Brauht hot ewer woass metgebrocht." Unterwegs versperrten junge Leute dem Wagen mit einem über die Straße gebundenen Seil die Weiterfahrt. Ein Schluck aus der Flasche Schnaps oder ein Lösegeld genügte, um den Weg freizumachen.

Nicht ganz unwichtig für den Bräutigam war, dass neben der sicher bestehenden Zuneigung und Liebe die zukünftige Bäuerin Ländereien und manchmal sogar Vieh in die Ehe einfließen ließ.

Dann kam der "große Tag". Nach einem alten katholischen Brauch durfte die Braut vor der kirchlichen Trauung nicht unter dem selben Dach schlafen wie der Bräutigam. Neugierig verfolgte das ganze Dorf die kirchliche Trauung. Dabei wurde die Tracht der Braut ebenso bewundert wie die Tracht der Brautjungfern und Brautmädchen. Und man hörte meistens die Bemerkung: "Es es ewer eh hebsche Braut". Bei reichlich vielen Fleischsorten, Suppen,Torten, Kuchen und selbstgebrautem Bier wurde dann die Hochzeit gefeiert. Alles war so gut bemessen, dass selbst für die daheimgebliebenen Mägde und Knechte Einiges übrig blieb.

Bürgerreporter:in:

Peter Gnau aus Kirchhain

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