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DER HILFERUF ÜBER „MYHEIMAT“ WAR ERFOLGREICH

Im Juli vergangenen Jahres hatte ich hier bei „myheimat“ einen Suchruf gestartet, um Leser zu finden, die noch alte Fotos der ehemaligen Marburger Milchbar der Familie Bliedung haben. Es hat geklappt!
Tochter Gerda sandte mir jetzt Original-Fotos vom damaligen beliebtesten Treffpunkt der Marburger Jugend, sowie Getränkekarte und einen Artikel, erschienen anlässlich der Eröffnung der „Mi-Ba“ am Rudolphsplatz im September 1957. Hier der Original-Wortlaut:

"Marburg hat eine neue Milchbar.
Marburg hat an einer der belebtesten Verkehrsecken, in unmittelbarer Nähe der Universität, seine neue Milchbar erhalten. Ein altes Milchgeschäft wurde hier in eine der modernsten Bars umgestaltet. Das war eine Aufgabe, die sich architektonisch gar nicht so leicht lösen ließ. Weil es sich um ein altes Haus handelte, musste von Grund auf alles verändert werden. Die Pläne mussten wohl an die zehnmal verworfen und neu gezeichnet, das Milchgeschäft vorübergehend geschlossen werden. Die Planung und Gestaltung lag in den Händen der Fa, Karl Mann, Hildesheim. Die Durchführung ist ein Gemeinschaftswerk, an dem der Inhaber, Gerhard Bliedung, selbst mit seinen Söhnen und Tochter begeistert mitarbeitete. In der Dekoration folgte man eigenen Gedanken, nachdem auf einer Inspektionsreise durch das ganze Bundesgebiet und beim Architekten der Fa. Karl Mann fruchtbare Anregungen gesammelt wurden. Tapeten wurden nicht verwandt. Decke und Wände wurden nicht allein nach optischen, sondern auch nach akustischen Grundsätzen bespannt, die Wände mit einfarbigen Dekostoff, die Decke in lebhaften Farbtupfern. So entstand eine Milchgaststätte ganz neuartigen Typs in der Art einer American Bar. Etwa 30 Personen finden an den kleinen Tischen und am Bartresen Platz. Die Bar ist mit allen neuzeitlichen Mixgeräten, Saftpumpen, Sodafontäne, Espresso-Maschine und Eisanlagen ausgerüstet. Vier Kühlaggregate im Keller erzeugen die nötige Kälte für die Bar, deren Tiefgefrierfach überdimensioniert wurde, um auch an heißesten Tagen dem Ansturm der Gäste gewachsen zu sein. Eine moderne, amerikanische Musik-Box mit einer Auswahl von 200 Musikstücken wird einer der Hauptanziehungspunkte für die Jugend bleiben. Die Musikstücke wurden sorgfältig ausgewählt, damit sie den Beifall der Jugend finden, und auch von den Gästen im gesetzten Alter gern gehört werden. Besonders angenehm ist, dass die Lautstärke von dem Mixer hinter dem Tresen geregelt wird.
Eine reiche Auswahl von Milchmischgetränken und Diätkost wird den Gästen geboten. Es sollen nur Frischfrüchte - täglich frisch von der Großmarkthalle in Frankfurt geholt- und keine Konserven verarbeitet werden. Für die alkoholischen Mixgetränke werden von einer Hildesheimer Spezialfirma nur solche hochwertigen Spirituosen bezogen, die einen speziellen Charakter der Milchmischgetränke unterstreichen. Ein Schuss Sahne, ohne den kein Milchmischgetränk abgegeben wird, rundet den vollmundigen Geschmack ab. Die Studenten werden es begrüßen, dass ihnen in den Vorlesungspausen eine Auswahl an Schnellgerichten geboten wird. Mit Rücksicht auf Gäste, die sich so schnell nicht an Milchmischgetränke gewöhnen wollen, werden auch zwei Sorten hochwertiges Bier und als Spezialität Berliner Weiße geboten, alles in allem aber nur gute und hochwertige Genüsse , um auch das entsprechende Publikum heranzuziehen.
Bei 5000 Studenten und ebenso viel Soldaten in der Nachbarschaft dürfte mit ausreichendem Besuch immer zu rechnen sein. Zur Eröffnung am 7. September 1957 hatte der Inhaber eine Reihe von Ehrengästen geladen. Er begrüßte die Vertreter der Behörden, der Bundeswehr, der Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse in Hessen, die Handwerker und Lieferanten und die Vertreter der Tages- und Fachpresse. Sein Dank galt den an der Einrichtung beteiligten Firmen. Die Grüße der Landesvereinigung überbrachte Herr Ewald. Er betonte, dass die Milchgaststätten die Milch erst gesellschaftsfähig gemacht hätten, und dass der Milchbargedanke jede Förderung verdiene. Diese Milchbar sei die schönste, die er bis jetzt gesehen habe. Deshalb verlieh die Landesvereinigung der Milchbar an der Universität auch den "Blauen Punkt".
Als die Pforten für das Publikum geöffnet wurden, war die Bar sofort bis auf den letzten Platz besetzt. Dieses Bild änderte sich auch bis zum späten Abend nicht. Viele Gäste mussten umkehren."

Bleibt noch nachzutragen, dass das Geschäft zuvor in den Händen der Familie Marquardt lag. Familie Bliedung führte die Bar bis 1962. Dann übernahm die Familie Garbelotto, weil Bliedungs in Gießen das Dach-Café die folgenden 46 Jahre lang betrieben.

Ich freue mich, dass ich mit Hilfe von Frau Gerda Beil geb. Bliedung wieder ein Stück Marburger Jugendkultur der 50-er Jahre dem Vergessen entreißen konnte. Siehe auch:

http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/43871/marbu...

  • Blick Richtung Eingang mit der legendären schrägen Eingangstüre (hinter dem Windfang)
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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  • Diese Rock-O-La Musikbox war unser Seelentröster
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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  • Milchmixturen vom Feinsten: "BLUE MOON" - der Übertraum
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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  • Es gab sogar das damals so beliebte "Stalin-Kastrat" (Russisch Ei)
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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  • Bericht zur Eröffnung der "Mi-Ba" (Text siehe oben)
  • hochgeladen von Hans-Rudolf König
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26 Kommentare

Die Vanilleeis-Kugel drunter gemixt - heute nichts besonderes mehr, aber damals eine kulinarische Detonation.

Ja und Ovomaltine gibt es schon seit über 100 Jahren und hilft auch heute noch den Opas auf das Fahrrad.

Als wir anfangs nach Marburg kamen, war auch ein Indianer ein Freund der Marquard Töchter. Ich kann mich entsinnen, das er im vollen Indianerdress mit Federschmuck auf dem Kopf durch Marburg ging. Er war Student. Jahre später kam er extra nach Giessen, um uns nach den Marquard Mädchen zu fragen. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen (es gab ja noch keine Computer). Er erzählte uns, er sei in Amerika Professor geworden. Leider weiß ich den Staat nicht mehr, nur, das er mich einlud, ihn zu besuchen.

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