Wanderung durch das Leipheimer Donaumoos am Samstag, 29.09.2012

Einführende Erklärung über die Lage des Donaumooses
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Die ARGE Donaumoos und die VHS GZ-Gundelfingen luden unter Leitung von Dipl. Biologin Dr. Monika Briechle-Mäck zu einem herbstlichen Spaziergang durch das erwachende Donaumoos ein. Interessierte Teilnehmer reisten aus dem Landkreis und bis von Lauingen und Ulm an.

Als wir Naturliebhaber uns zum Sonnenaufgang um 7 Uhr am Parkplatz in der Nähe der Straussenfarm im Donaumoos trafen, marschierten wir nach der Begrüßung unserer Leiterin flott in den 8 ° kühlen Morgen, um genauso schnell vom Imponiergehabe und den Tänzen der frei in ihrem Gehege laufenden Straussen ausgebremst zu werden. Wir staunten über die Tatsache, dass ein Straussen-Ei etwa 25 Hühnereiern entspricht und dass diese exotisch anmutenden Tiere fast das ganze Jahr im Freien leben.

Überall auf unserer Wanderung „stolperten“ wir buchstäblich über die Spuren des verheerenden Sturmes, der am 30.06. unsere Gegend heimgesucht hatte. Begonnene Aufräumarbeiten machten es möglich, dass wir unseren Weg größtenteils ungehindert fortsetzen konnten.

Der nächste Stopp war bei einer alten Weide. Es wird versucht, die alten Kopfweiden zu erhalten, in denen durch Bruch viele Spalten und Schlitze entstehen, ein wichtiger Lebensraum zahlloser Tierarten. Sie sind ein Blickfang der Kulturlandschaft im Donaumoos und ökologisch wertvolle Landschaftsbestandteile und häufig letzte Rückzuginseln in der genutzten Flur. Heute werden viele der Weiden wieder „Auf den Kopf gesetzt“, d.h. die Ruten regelmäßig am „Kopf“ abgeschnitten und zur Nutzung weiterverkauft. Meist erfolgt der Erstschnitt durch den Naturschutz und die Nutzung der Bäume wird danach an die Bauern abgegeben, in den letzten Jahren ist das Interesse an Weidenruten im Landschafts- und Gartenbau wieder gewachsen.

Die Erde unter unseren Schuhen wird durch den erhöhten Torfanteil im Boden dunkel. Das Donaumoos ist ein Niedermoor mit einem riesigen Torfkörper. In den letzten Jahren wurde durch die Anstrengungen der ARGE versucht durch Wiedervernässung das Moor annähernd in seinen Urzustand zurückzuversetzen. Damit soll der einzigartigen Flora und Fauna dieses Feuchtgebietes wieder einen Lebensraum und Entwicklungsmöglichkeit gegeben werden. Ich kann mich noch an das Torfstechen mit meinem Großvater im Donaumoos erinnern, wir sind als Kinder in die federnden Torfgruben gesprungen, die Füße braun, Erde zwischen den Zehen.

Wir lernen über Bodenbeschaffenheit, die Geologie der Donau und die Folgen des „Kippens“ der Schwäbischen Alb im Wasser der Urzeit, wir hören von wertvollem Kies und den Problemen mit den Baggerseen. Gefahren für das Moor entstanden durch die Grabennetze der Landwirtschaft und die Kiesseen, die mit ihrer Saugwirkung Wasser aus dem Moor abziehen.
Wasser fließt aus dem Moor auch auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Es wurden Ökokontos geschaffen: Äcker werden aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen und dort Gräser und Pflanzen gesät, die ohne Düngung auskommen und mit den Jahren bei der Regeneration des Moores helfen. Ausserdem wird mit dem Grundwasser die Trinkwasserversorgung des Großraumes Stuttgart sicher gestellt.

Graugänse kreischen über uns hinweg, Frau Briechle-Mack erzählt über den Nutzen der Tiere für die Landwirtschaft. Sie schaden nicht nur durch das Abfressen der Blätter, sondern bringen der Landwirtschaft auch Nutzen, indem sie die Wurzeln zu intensiverem Wachstum anregen.

Wir spazieren nun durch einen typischen Bruchwald im Niedermoor und gelangen zur Weide der Hochmoorinder, die mit ihren Hufen bestens geeignet sind, auf den nassen Wiesen stehend, neben dem Gras auch Disteln und Büsche zu fressen und somit zur gewünschten Gestaltung der Landschaft beitragen. Zutraulich begegnen uns die ruhigen braunen und schwarzen Tiere mit den langen Augenwimpern und fressen uns „aus den Händen“. Mit ihren „Kuhfladen“ schaffen sie sogenannte gewünschte „Ungleichheiten“ in der Fläche, auf denen andere Pflanzen Lebensgrundlage finden. Auch Schafe beweiden das Donaumoos, jedoch sind die Hufe der eingesetzten Merinoschafe nicht so gut für den feuchten Boden geeignet wie die der Rinder und neuerdings auch Wasserbüffel, die seit Kurzem auf der Almende (Gemeinschaftsweide für Jungtiere) bei Langenau weiden.

An den Wurzelballen umgeworfener Birken können wir die Bodenbeschaffenheit des Moores deutlich erkennen. Unter dem Torf liegt eine Lehmschicht und danach kommt Kies. Die Sandbirken; für die Leipheimer ein Merkmal für ihr Moor, sind jedoch nicht geeignet für diese nassen Gebiete, besser wäre die Moorbirke. Bei trockenem,vegetationsfreiem Torfboden, wie z.B. auf unbestellten Äckern, tritt in einem windigen Sommer durch Verblasung 2 cm Bodenverlust auf. Dazu sei noch erwähnt, dass dass das Niedermoor auch wegen des Klimas zu schützen ist. Ausgetrockneter Niedermoortorf gibt viele Gase ab, die den Treibhauseffekt extrem ankurbeln.

Als wir am Bohlenweg eine eindrückliche Demonstration über die Druckwirkung des Grundwasser durch die Schwäbische Alb und ausführliche Informationen über die Beschaffenheit des Wassers und vom Torf erhalten, sind wir restlos überzeugt von der Vielschichtigkeit dieses Lebensraumes und der Wertigkeit aller Anstrengungen seiner Erhaltung. In den Büschen hinter dem Bohlenweg brüten im Sommer Nachtigallen, Kraniche besuchen das Donaumoos während der Zugzeit, sie verweilten auch schon im Sommer und versuchten zu brüten, seltene Pflanzen- und Tierarten breiten sich aus. Seggen, so typisch für das Niedermoor, wachsen neben Strauss- oder Stresemanngras und dem Pfeiffengras; seltene Ameisen, als Eiszeitrelikt bekannt, leben an gewissen Stellen im Moor.

Das letzte große Highlight dieses spannenden Morgens ist der Besuch der „Leipheimer Blumenwiese“, ein sorgsam gepflegtes Stück Land. Diese Wiesen wurden nur einmal im Jahr gemäht und dann als Streu für das Vieh genutzt. Heute kümmert sich die ARGE um die Pflege der Wiese und ihre Mahd. Derzeit leuchten zartlila Herbstzeitlosen in den dunklen Herbsttag.

Zurück geht es auf verschlungenen Indianerpfaden, über und unter umgestürzte Bäume, durch ein faszinierendes Gebiet, direkt vor der Haustüre, aussergewöhnlich und schützenswert. Herzlichen Dank an Fr. Dr. Briechle-Mäck (und in diesem Sinne auch an die ARGE Donaumoos) für diese informative und spannende Führung Wir spürten bei ihren Worten Liebe zur Natur und dem Moor, der Funke sprang über. Es bleibt zu hoffen dass der Naturschutz in der Bevölkerung immer mehr Verständnis und Förderung erfährt und somit Anleihen an die Zukunft und die unserer Kinder geschaffen werden.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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