Zwischen Klugen und Dummen

Der Volksmund sagt: Dummheit ist eine Gottesgabe – und,
man sollte annehmen, wem Gott gab ein Amt, dem gab er auch Verstand !

Überall gibt es Leute, die von der öffentlichen Meinungsbildung eine eigenartige Vorstellung haben. Sie sehen in einem kritisch geschriebenen Wort sofort einen subjektiven Angriff auf die eigene Person und identifizieren sich mit dem Zufall, sowohl sie gar nicht gemeint waren. Diesen Menschen fehlt die Gabe, etwas objektiv zu betrachten. Vor allem aber wähnen sie sich als die Gescheitesten unter allen Gescheiten und bezeichnen jeden, der anderer Meinung ist, als Dummkopf.

Dabei ist der Begriff Dummheit einer der umstrittesten. Er ist relativ, denn es kommt auf den Standpunkt an, von dem aus er geprägt wird. Dabei scheint es doch so einfach zu sein. Man sagt, ein Mensch, der nicht übermäßig mit Klugheit belastet ist, sei dumm. Aber so einfach ist das nun wieder nicht, denn wirklich dumme Menschen sind genau so rar wie die wirklich klugen. Alles andere, was dazwischen schwimmt, ist für seinen Teil davon überzeugt, nicht zu der Kategorie der dummen Menschen zu gehören. Der Volksmund sagt, Dummheit ist eine Gottesgabe. Wem diese Gabe ist die Wiege gelegt wurde, merkt es in der Regel gar nicht, denn wirklich dumme Menschen sind oft weitaus glücklicher und zufriedener als die klugen.

Die Klugheit kann wiederum von gefährlicher Einseitigkeit sein und damit eine Dummheit offenbaren, die sich im praktischen Leben verhängnisvoll auswirkt. Dummheit ist ein Mangel an Einfühlungsvermögen und Phantasie. Sie bewirkt, dass sich der Mensch abkapselt wie eine Schnecke in ihrem Häuschen. Dummheit ist Stumpfsinn und geistige Trägheit gegenüber der allgemeinen großen Lebensbewegung, ist Teilnahmslosigkeit an allen Dingen und Erscheinungen, am ununterbrochenen Strom der menschlichen Geschichte. Und so ist denn Dummheit auch Selbstgerechtigkeit und Selbstgenügsamkeit.
Im täglichen gesellschaftspolitischen Leben nennen wir so eine

Teilnahmslosigkeit auch Indifferenz oder Gleichgültigkeit. Menschen, die sich indifferent verhalten, wollen dem Zeitgeschehen ausweichen. Sie haben keine eigene Meinung, sind weder Fisch noch Fleisch, neigen zu Unzufriedenheit, zu Neid und Habsucht. Sie meckern aus Prinzip über alles, was ihnen nicht gefällt. Dem ehernen Satz „erkenne dich selbst“ leben spie zuwider.

Schließlich ist Dummheit nur ein zusammengefasstes Wort für das, was wir Oberflächlichkeit nennen. Es ist der Unwille und das Unvermögen, den Dingen auf den Grund zu gehen und den Zusammenhängen nachzuforschen. Und das sollte man in jedem Fall, bevor man anklagend den Finger erhebt und über eine konstruktive Kritik selbst zum Kritikaster wird.

Lothar Rolf Luhm

Bürgerreporter:in:

Lothar Rolf Luhm aus Lehrte

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