„Schwarze Löcher“ und die „Last mit der Lust“. Eine Glosse.

"schwarzes Geld"
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„Schwarze Löcher“ und die „Last mit der Lust“

Eine Glosse

„Ein Chef weiß alles!“ So hat man es uns schon als Kind beigebracht. Ein Chef lenkt sein Kloster, seine Schule, sein Unternehmen – und darum weiß er alles, was dort vor sich geht. Und wenn er mal was nicht weiß, so weiß er wenigstens, warum er es nicht weiß.
Nun gab es einmal vor grauer Vorzeit eine große Firma. Dort passierte etwas Märchenhaftes: Es war plötzlich viel Geld da, das eigentlich gar nicht da war. Aus allen Ecken kam es daher, das Geld, aus ganz vielen dunklen Ecken – Geld aus vollkommen dunklen, geradezu „schwarzen“ Ecken, fast "schwarzen Löchern". Das Bezaubernde: Das Geld war einfach da. Nie hat es irgendwo gefehlt! Nie hat es jemand zu Gesicht bekommen! Nie hat es jemand in die dunklen Ecken gebracht! Es lag dort einfach rum. Mainzelmännchen? Goldesel? Wohltäter? Ach, lassen wir doch den großen Geheimnissen unserer Zeit ein wenig Phantasie.
Erst, als ein bisschen was von dem Geld zufällig entdeckt wurde, erschrak es. Nun wurde es auch dem übrigen Geld zu dunkel in seinem schwarzen Loch. Zu Hunderten, zu Tausenden, zu Milliönchen, ja zu Milliardchen drängten die Scheinchen plötzlich ans Tageslicht. Denn sie hatten erkannt, dass es im Licht, im Hellen doch schöner war als im schwarzen Loch.
Die Chefs, die das alles zu wissen hatten, weil sie ja die Chefs waren, wussten plötzlich gar nicht mehr alles. Aber sie wussten schöne Worte dafür, dass ihnen das Geld, das in der Dunkelheit darben musste, statt in der Helle Früchte zu tragen, von Herzen leid täte. Aus Gram gingen sie, weil sie nicht mehr Chef sein wollten, wenn sie nicht alles wussten.

„Wenn er es gewusst hätte“, lässt auch ein anderer Chef im weisen Alter von 70 Jahren verlauten, „hätte er es vehement verfolgt und abgestellt.“ Denn „Sex als Beiprogramm“ bei Geschäftsreisen, nein, in einem christlichen Land nicht vorstellbar. Denn der ist der Ehefrau vorbehalten, nicht irgendwelchen „billigen, leichten“ Damen. Prekär nur: So „billig und leicht“ waren die Damen vielleicht gar nicht, so dass sogar die Firmenkassen herhalten mussten. Eine eigene „Kostenstelle 1860“ – was für eine Beleidigung für jenen gleichnamigen Münchner Fußballclub! – wurde eingerichtet, denn die brasilianische Freundin eines Mitglieds der Chefetage sollte nicht darben. „Honni soit qui male y pense!“ – “Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!” – oder wer vielleicht sogar an König Ludwig I. und seine spanische Tänzerin Lola Montez denkt! Aber das war ja bereits 1848, als Deutschland noch eine „monarchische Bananenrepublik“ war. In grauer Vorzeit, wo das Volk nichts davon wusste, was die da oben tun. Heute, in unserer Demokratie, weiß nicht nur der Chef, sondern auch das Volk alles. Und was der Chef nicht weiß, weiß wenigstens das Volk. Ach so - und in Versuchung kann er dann auch nicht geführt werden, so ein Chef, wenn er nichts weiß ... und das Volk auch nicht: Dem bezahlt schon keiner "Lustreisen", man streicht ihm lieber die Pendlerpauschale.

"schwarzes Geld"
"leichte Dame"
Bürgerreporter:in:

Roland Greißl aus Fuchstal

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