„ ... und sie weint nie wieder!“ Eine Glosse

Zwiebeln: die Tränengarantie
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... Begierig näherte ich mich ihr, begierig darauf, sie schwach zu sehen, ihre Tränen zu sehen und sie vielleicht trösten zu dürfen.
Doch schon von weitem schallte mir ihr freudiges „Hallo Schatz!“ entgegen. „Wie geht’s? Hilfst Du mir ein wenig?“ Ich konnte meine Enttäuschung kaum verbergen und stammelte nur: „J-Ja, gleich.“
Die Szene war gespenstisch. Meine Frau schnitt Zwiebeln. Der sicherste Moment der Woche, sie tränenaufgelöst, sie schwach, sie hilflos zu erleben. Doch sie lachte. War sie etwa immun geworden gegen die Zwiebel-Tränen? Hatte sie Augentropfen entdeckt, die sie gegen den Tränenreiz gefeit sein ließen?
Gerade, als ich ihr, immer noch enttäuscht und ratlos, zu Hilfe eilen wollte, entdeckte ich eine aufgeschlagene Zeitung. Angekreuzt war ein kleiner Artikel, Überschrift: „Keine Tränen beim Zwiebelschneiden“. Ich überflog den Artikel, erfuhr, dass australische und japanische Forscher herausgefunden hätten, dass der Tränen-Reizstoff der Zwiebel durch ein Enzym ausgelöst werde, das man „gentechnisch außer Gefecht setzen“ könne – und mir war klar:
Der technische Fortschritt, er nimmt mir die letzten kleinen Freuden dieser Erde. Widerstrebend half ich ihr beim Anbräunen der Zwiebeln – voll Sehnsucht nach der guten alten Tränenzwiebel. Nun würde ich meine Frau nie wieder schwach erleben – dank „tearless-onions“. Und mir wurde klar:
Wahren Forschritt kann es nur durch Rückschritt geben ...

Zwiebeln: die Tränengarantie
Zwiebeln: die Tränengarantie
Bürgerreporter:in:

Roland Greißl aus Fuchstal

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