Ehrenamt

WA- Berechtigte

Heute war es wieder so weit. Mein Ehrenamt rief und Sonntag Morgen um 10 Uhr stand ich pünktlich mit meinem Aktenordner unter dem Arm vorm Tor meines Einsatzortes.

Auf dem Weg dorthin überlegte ich, warum immer weniger Menschen bereit sind, ein Ehrenamt zu übernehmen?

Ist es eine Ehre dieses Amt auszufüllen?
Lohnt es sich? Nicht materiell, aber ideell?
Kann man innerhalb vorgegebener Maßgaben ein Amt, das mit „– berechtigte“ endet mit persönlicher Note und Leben erfüllen?

Wie immer im zwischenmenschlichen Bereich wechseln die Antworten dafür ständig.

Theoretisch wäre es ehrvoll von seinen eigenen Erfahrungen zu berichten. Allerdings sind viele dieser Erinnerungen eher bitter- süß als glorreich. So erzähle ich gute 2 Stunden aus dem Nähkästchen meines Erfahrungsschatzes. Zuweilen wird mir mit Kaffee oder Wasser die Kehle geschmiert. Wollen meine Zuhörer sicher gehen, dass ich innert dieser 2 Stunden nicht akut und tragischer Weise verhungere, wird mir fürsorglich auch noch ein Kuchen serviert. Vielleicht hoffen sie aber auch nur auf 5 Minuten Pause im Redefluss, wer weiß!

Ziel, Satz und Sieg, als Ehre im Sinne von: Es war mir eine Ehre bei Ihnen gewesen zu sein! habe ich dann erreicht, wenn mir zugehört wurde. Über die rein akustische Hörfähigkeit hinaus. Das heißt nicht zu erwarten, daß meine Vorschläge 1:1 umgesetzt werden. Aber wenn meine Worte im Kopf und im Herz angekommen sind, dann besteht die berechtigte Hoffnung, dass meine Zuhörer andere Erfahrungen machen werden als ich. Mehr süße als bittere. Und wenn es schon bittere sein müssen, dann auch zu verstehen, dass sich nicht scheinbar die ganze Welt gegen sie verschworen hat, sondern sie diese Erfahrung mit unzähligen anderen Menschen teilen.

Zweifel am Sinn meines Ehrenamtes kommen mir dann, wenn ich offensichtlich nur Bestandteil einer Pflichtveranstaltung bin. Wenn meine Worte zwar akustisch vernommen, der Inhalt aber abgeperlt ist. Dann schleicht sich bei mir Ärger in die Gedanken, die auf der Heimfahrt kreiseln über vergeudete Zeit, schlimmen Befürchtungen und einer guten Portion Unverständnis – vermutlich auf beiden Seiten.

Vielleicht bin ich dem einen zu schonungslos ehrlich, dem nächsten erscheine ich möglicherweise arrogant, als würde ich die Weisheit gepachtet haben.

Die anderen erkennen Hilfe, wo sie angeboten wird. Erkennen, dass durch 2 Stunden aufmerksam zuhören manch Unbill vermieden werden kann. Sie freuen sich wie ich auf ein Wiedersehen – und weil ich gar so rundlich aussehe und damit ewigen Hunger signalisiere, geben sie mir noch eine Bio Salami mit auf den Weg.

Ich verschiebe mal den Kaffee, das Wasser und die Salami als materielle Werte auf die Seite, die ich auch hier zu Hause haben könnte. Bleibt unterm Strich: Es war mir eine Ehre, es hat sich gelohnt, das „ -berechtigte“ wurde nicht sichtbar, aber die persönliche Note und das Leben waren deutlich erkennbar.

Ehrenamt klingt verstaubt. Der Inhalt ist es nicht.

Bürgerreporter:in:

Sabine G. Schumacher aus Dassel

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