myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Zum 100. Geburtstag von Dr. Albert Boßhammer

Du musst aber auch das Fromme lesen…

Als unseren Zahnarzt kannten wir ihn: Dr. Albert Boßhammer. Am 25. Dezember 1911 wurde er in Goßfelden als jüngstes Kind in eine kleine Landwirtschaft - Schulmaries Hof im alten Dorf – hineingeboren und wuchs mit mehreren Geschwistern auf. Nachdem er die Volksschule abgeschlossen hatte und eine Lehre als Maurer bevorstand, wurde ihm auf Betreiben des 1924 neu nach Goßfelden gekommenen Lehrers Hans Maury, der die Fähigkeiten des jungen Albert erkannte, noch die Möglichkeit gegeben, das Aufbaugymnasium zu besuchen und Abitur zu machen. Das war für ein Kind aus einem kleinen landwirtschaftlichen Hof damals alles andere als üblich. So konnte er studieren und Zahnarzt werden. Das war sein beruflicher Weg.
Mit Goßfelden und dem Marburger Land fühlte er sich sein Lebtag verbunden und so kam er - nachdem sein Studium beendet war - wieder nach Goßfelden zurück, um hier - gemeinsam mit seiner Frau Gertrud - die erste Zahnartpraxis zu eröffnen.

Er war 10 Jahre alt, als Otto Ubbelohde im Mai 1922 starb. Er kannte ihn also noch, den berühmtesten Bürger des Dorfes, ihn und die Malschülerinnen und –schüler, die zum Teil in seiner Nachbarschaft wohnten.
Und das war wichtig für seine Erinnerungen, die er ab 1983, wenige Jahre, nachdem er die Zahnarztpraxis an seinen Sohn übergeben hatte – auf Anregung des damaligen Pfarrers Ernst Balzer für den kirchlichen Gemeindebrief DIE BRÜCKE zu Papier brachte. AUS VERGANGENEN TAGEN hieß diese Serie, die seit der Osterausgabe 1983 in monatlicher Folge - mit Bildern von Otto Ubbelohde illustriert - erschien und seine Erinnerungen an das Dorfleben in den 20er Jahren schilderte. Die ortansässigen Leserinnen und Leser konnten es gar nicht erwarten, bis die neue Ausgabe mit der Fortsetzung kam. Und wenn diese mal ein oder zwei Tage später erschien, dann kamen schon die Rückfragen: „Ei Alwert, wann getts da weijrer met deier Geschichte?“ Und darauf antwortete er – wie er einmal schmunzelnd erzählte: „Es geht schon bald weiter. Du musst aber nicht nur meine Geschichte lesen, sondern auch das Fromme im Blättchen“. Ja, so war er.
Handschriftlich brachte er seine Erinnerungen zu Papier. Zunächst hat seine Frau Gertrud diese Aufzeichnungen durchgesehen und mit der Schreibmaschine für den Gemeindebrief druckfertig gemacht. Später kam Gisela Görmar, um die Handaufzeichnungen durchzusprechen und abzuschreiben. Auch ich war hin und wieder dabei. Manchmal wurde Kaffee getrunken. Es waren unvergessliche Stunden, schon deswegen, weil er viel mehr wusste, als er schrieb. Es passte halt nicht immer alles zu dem Thema. Und so ist gar manch ein Wissen, das wir beide von Goßfelden und dem Brauchtum haben, von ihm.
In 1987 wurden Überlegungen zu einer Veröffentlichung in Buchform angestellt. Ja, das sollten wir ruhig machen, sagten die Eheleute Dres. Boßhammer. Sie müssten dann nur noch einmal alles überarbeiten, in eine andere Reihenfolge setzen und sich einen Titel für das Buch ausdenken. Und sie möchten, dass es von der Kirche herausgegeben wird und ein evtl. Gewinn der Kirchengemeinde zugute kommt.
Und so wurde alles nochmal überarbeitet. Das Buch erschien bereits im Oktober 1987 unter dem Titel „Dorfgeschichten – Erinnerungen eines hessischen Bauernjungen“.
Wegen der großen Nachfrage kam in 1988 bereits die zweite Auflage. Und nun hat Albert Boßhammer weiter geschrieben. Die dritte Auflage in 1990 enthielt daher drei Geschichten mehr und die 4. Auflage in 1996 weitere fünf Erzählungen. Diese Auflage ist nach dem Wunsch von Albert Boßhammer sowohl in großer Stückzahl (3000), als auch zu einem großen Teil in gebundener Form erschienen. Leider erfolgte die Lieferung der Druckerei „in Raten“. Die Paperback-Ausgabe war zu Weihnachten 1996 fertig, die gebundenen Bücher wurden gerade an dem Tag ausgeliefert, an dem Dr. Albert Boßhammer, der am 25. Februar 1997 im Alter von 85 Jahren plötzlich verstarb, beerdigt wurde.

Albert Boßhammer hat in 1989 den Otto-Ubbelohde-Preis für seine Verdienste um die Erinnerung an Otto Ubbelohde und die Heimatpflege erhalten. Uns allen hat er mit seinem Buch „Dorfgeschichten“ ein Werk hinterlassen, das nicht nur das Dorfleben zu Beginn des letzten Jahrhunderts liebevoll schildert, sondern hat auch seinem Heimatdorf Goßfelden ein Denkmal gesetzt. Wie er im Vorwort des Buches geschrieben hat, möchte er seinen Leserinnen und Lesern ein wenig Freude bereiten - und das ist ihm auch gelungen. Danke, Albert Boßhammer.

Es sind noch Bücher vorhanden, sie können im Pfarramt Goßfelden-Sarnau, der Lahnfels-Apotheke und im Ubbelohde-Haus, Goßfelden; bei Görmar in Sarnau, Am Sportplatz 10; der Gaststätte "Zur Aue", Sarnau-Bahnhof; der Buchhandlung "Heinze" in Kirchhain; der Univ.-Buchhandlung "Elwert" in Marburg und bei Schreibwaren Ruhl in Wetter für 10 € erworben werden.

Weitere Beiträge zu den Themen

GoßfeldenOtto-UbbelohdeLeben auf dem LandeBücherDorfgeschichte

Kommentare

Beteiligen Sie sich!

Es gibt noch keine Kommentare. Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite