TSV-Chefin Hannelore Flebbe: Alle Turniere werden 2011 unter dem Motto "120 Jahre TSV" stehen!

Hannelore Flebbe | Foto: Hannelore Flebbe

Hannelore Flebbe ist die Vorsitzende des TSV Rethen/Leine, der im nächsten Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiert. Im E-Mail-Interview spricht sie über die Konsequenzen, die der Abriss des Hallenbads für den Verein hat und verrät, warum der TSV derzeit einen solchen Mitgliederzulauf hat.

Was zeichnet den Verein aus?

Der Zusammenhalt zeichnet unseren Verein aus. Alle zehn Abteilungsleiter und die Mitglieder des Vorstands treffen sich einmal im Monat. Anstehende „Problemchen“, die sich auswachsen könnten, werden gleich besprochen. Wir versuchen auch, Informationen so breit wie möglich zu streuen nach dem Motto „Wer die Hintergründe kennt, ist nicht auf Vermutungen angewiesen“.

Und wo zwickt es?

Uns fehlt Platz. Platz für weitere Angebote, die nachgefragt werden. Mit wehmütigen Augen haben viele von uns während des Schützenausmarsches auf die brachliegende Fläche neben dem Kindergarten Sehlwiese geschaut. Dieser Platz ist vorgesehen für eine Großfeld-Sporthalle. Aber darauf werden wir sicher noch lange warten müssen. Im Mai ist gerade die Sanierung der Sporthalle Braunschweiger Straße beendet worden. Prima, dass Laatzen dafür Mittel aus dem Konjunkturpaket II bekommen hat. Die Halle ist 1956 eingeweiht worden. Zu dieser Zeit hatte Rethen gerade 3000 Einwohner und der TSV Rethen knapp 400 Mitglieder. Heute leben weit mehr als 9000 Menschen in Rethen und 1770 sind Mitglieder im TSV.
Ein Problem, das wir noch nicht einschätzen können, ist der Abriss des Hallenbads. Unsere Schwimmabteilung ist mit rund 300 Mitgliedern eine größeren innerhalb des Vereins. Der Schüler- und Jugendbereich ist hier besonders stark. Wie viele Stunden wir künftig im AquaLaatzium nutzen können ist noch nicht geklärt. Wie können wir den Transport nach Laatzen so gestalten, dass nicht zu viele Fahrten anfallen? Sind die Eltern bereit, ihre Kinder zu bringen und zu holen? Bislang haben wir die Schulkinder, die im Sportunterricht oder durch die Hannoversche Schwimmschule das Schwimmen gelernt haben, bei Interesse in unsere Gruppen übernommen. Viel haben wir mit ihnen und unseren Übungsleitern erreicht. Die Zahl der Kreis-, Bezirks- und Landestitel bis hin zu den Deutschen Meisterschaften ist enorm. Die Zukunft muss zeigen, ob solche Erfolge weiterhin möglich sind.

Der TSV ist der Laatzener Verein, der zurzeit die meisten Eintritte zu verzeichnen hat. Wie kommt das?

Das ist eigentlich kein Wunder. In Rethen gibt es die meisten Neubaugebiete, nämlich das Holzfeld, das Zuckerfabriksgelände, die Sehlwiese. Viele junge Familien sind zugezogen und suchen einen Verein für ihre sportliche Betätigung. An ein Wunder grenzt es aber beinahe, dass auch im vergangenen Jahr mehr als 100 Neuzugänge zu verzeichnen waren. Von Oktober 2008 bis zum Jahresende war die Halle Braunschweiger Straße wegen der Arbeiten an der Hallenbeleuchtung gesperrt. Von September 2009 bis zum Mai 2010 dauerte die Sperrung wegen der Grundsanierung. In diesen Zeiten sind alle zusammengerückt. Unsere Übungsleiter haben wahre Wunder vollbracht, wenn sie mit ihren Gruppen in der vereinseigenen Steinhalle auf engstem Raum Sport möglich gemacht haben. Herzlichen Dank an alle Laatzener Vereine, die für uns Stunden in ihren Hallen zur Verfügung gestellt haben. Herzlichen Dank auch an alle Mitglieder, die in diesen schwierigen Zeiten zu uns gehalten haben.

Und welche Abteilungen haben den meisten Zulauf?

Die sportliche Laufbahn beginnt meist beim Eltern- Kind-Turnen und den Kindergruppen im Turnen. Fast alle fangen so an, deshalb gibt es viele Eintritte in diesem Bereich. Danach gibt es die Minis beim Handball und im Trampolinturnen. Und dann kommen die Vorlieben: gehe ich lieber zum Tischtennis, zur Leichtathletik, zum Handball, zum Tennis? Einen großen Aufschwung hat nach langer Pausenzeit die Volleyballabteilung genommen. Karate geht immer gut. Und Tanzen hat sich gemausert. Es wird nicht nur mehr im Walzer- oder Tangoschritt getanzt. Die Hip-Hop-Gruppe erfreut sich großer Beliebtheit und ist schon oft aufgetreten. Der neueste Bereich in der Tanzabteilung ist der Line-Dance. Die Rethen L(e)iners sind sehr erfolgreich.

Im nächsten Jahr feiert der TSV sein 120jähriges Bestehen. Wenn Sie an die Vereinsgeschichte denken: Auf welche Errungenschaften sind Sie besonders stolz? Und was hätte dem TSV erspart bleiben können?

Besonders stolz bin ich auf unsere Teamarbeit und darauf, dass alle Vorstandsmitglieder des TSV sich immer dafür eingesetzt haben, dass die Übungsleiter eine gute Aus- und vor allem auch Weiterbildung erhalten. Nur so ist es möglich, durch immer neue Angebote die Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen. Ein Merkmal des Sports ist seine Vielfältigkeit. Das ist uns über fast 120 Jahre gelungen, von denen ich gut 50 Jahre aus eigener Erfahrung kenne.
Stolz sind wir auch auf vielen Bauten, die wir im Laufe der Jahre in Gemeinschaftsarbeit errichtet haben: Die Anlage der Tennisplätze und das Tennishaus, der überdachte Grillplatz hinter der Sporthalle und unsere Gymnastikhalle, die unter dem Namen „Steinhalle“ aus unserem Angebot inzwischen nicht mehr wegzudenken ist.
Die sportlichen Erfolge, auf die alle stolz sind, kann ich aus Platzmangel (ganz viele sind es nämlich) hier nicht aufzählen.
Erspart bleiben müssen hätte uns der Abriss des Hallenbades. Das ist das erste Mal in der Vereinsgeschichte, dass wir uns nicht verbessern können bei den Sportanlagen sondern einen Verlust beklagen müssen.

Der Verein wurde als Männer Turn- und Gesangverein 1891 gegründet. Welche Rollen spielen Turnen und Gesang heute beim TSV?

Das Turnen spielt weiterhin eine große Rolle. Die Turnabteilung ist die größte im Verein. Wir nennen uns nicht ohne Grund heute „Turn- und Sportverein“, denn gesungen wird nur noch auf den Ausflügen der diversen Gruppen („Jedermann“ ist hier hervorzuheben) und manchmal auch, wenn die Mitglieder der Wanderabteilung unterwegs sind.

Planen Sie für 2011 eine große Feier o. ä. Worauf dürfen sich Vereinsmitglieder und Rethener freuen?

Am 12. März 2011 soll es im Copthorne-Hotel ein großes Fest geben. Dieses Datum sollten sich alle tanzfreudigen Mitglieder schon einmal notieren. Vor den Sommerferien werden alle Abteilungen in der Sporthalle Braunschweiger Straße ein Schauturnen ausrichten. Alle Turniere usw. werden in 2011 unter dem Motto „120 Jahre TSV“ stehen.

Viele Vereine beklagen das fehlende Engagement des Nachwuchses. Welche Beobachtungen machen Sie beim TSV?

Im Großen und Ganzen können wir nicht klagen. Unsere Übungsleiter binden junge Mitglieder schon frühzeitig ein und ebnen ihnen den Weg zur Ausbildung, z. B. zum Helfer, Assistenten, Jugendgruppenleiter. Und wenn alles klappt werden auch sie Übungsleiter.
Etwas anders sieht es aus im Bereich der „Funktionäre“. Wir haben zehn Abteilungen. Alle benötigen mindestens einen Leiter, einen Sport- und Kassenwart. Für die großen Abteilungen sind deutlich mehr Menschen tätig. Und der Hauptvorstand will auch besetzt sein. Viele Mitglieder sind heute nur noch zu kurzfristigen Einsätzen bereit. Das ist schade, weil ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass die Mitarbeit im TSV Spaß macht, und zwar trotz der Arbeit.

Wo sehen Sie den TSV in zehn Jahren?

Ich hoffe immer noch als Verein, bei dem das Mitmachen ob im Sport oder im Funktionärsbereich Freude macht, das Kennenlernen untereinander fördert, den Teamgeist von Kindesbeinen an stärkt, viel zum Gesundbleiben beiträgt und zu Erfolgen führt.

Mal abgesehen vom TSV: Was macht Laatzen lebenswert? Und was sollte besser werden?

Mir gefällt die Mischung aus städtischem Leben und den vielen Freizeitmöglich im Grünen rundherum. Freuen würde ich mich darüber, wenn sich unsere vielen Neubürgerinnen und Neubürger mehr in das Ortsleben einbringen. Es gibt sicher ganz viele Talente, die noch im Verborgenen schlummern.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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