Pastorin Sabine Preuschoff-Kleinschmit: "Die Freude über die Immanuelkirche war 1961 sehr groß"

Pastorin Sabine Preuschoff-Kleinschmit | Foto: Sabine Preuschoff-Kleinschmit
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Die Immanuelkirche ist vor 50 Jahren gebaut worden, Die KInderKAntine feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen - bei der Laatzener Immanuel-Kirchengemeinde gab es in diesem Jahr viel zu feiern. Wir haben bei Pastorin Sabine Preuschoff-Kleinschmit nachgefragt, wie die Gemeinde das Jubiläumsjahr erlebt hat.

Frau Preuschoff-Kleinschmit, seit Oktober 2007 sind Sie Pastorin der ev.-luth. Immanuel-Kirchengemeinde. Was zeichnet Ihre Gemeinde aus?

Da gibt es Einiges! Ich nenne einmal nur drei Dinge: Zum einen gilt Immanuel als die „Kultur- und Musikkirche“ der Region, weil bei uns Menschen in ganz unterschiedlichen Musikgruppen aktiv sein können, und wir zudem u. a. mit den „abendmusiken“ eine Reihe hochkarätiger Konzerte veranstalten, die in der Immanuelkirche einen sehr guten Konzertraum (mit einer frisch restaurierten Orgel) vorfinden. Und einmal pro Monat veranstalten wir die Reihe „Dialog unterm Turm“, das sind wechselnd Dia-Reiseberichte, Dichterlesungen und thematische Vorträge.
Außerdem sind wir eine „diakonische Gemeinde“, da wir uns besonders mit unserem Projekt „KInderKAntine“ dafür einsetzen, dass hilfsbedürftige Kinder ganzheitlich unterstützt und gefördert werden.
Und wir haben ganz viele wunderbare Menschen bei uns, die sich ehrenamtlich engagieren – in den verschiedenen Gruppen, im „Café Exposé“ oder manchmal auch im Verborgenen.

Dieses Jahr stand ein Jubiläum auf Ihrem Programm: Die Immanuelkirche ist vor 50 Jahren gebaut worden. Wie haben Sie diesen Anlass gefeiert?

Begonnen haben wir am 20. März mit einem großen Kirchweihfest mit Festgottesdienst und einem bunten Programm im Anschluss. Besonders hervorheben möchte ich einen Film, den ein Ehrenamtlicher aus Bild- und Tonmaterial, das wir noch von 1961 hatten, zusammengestellt hat. Diesen Film zeigten wir noch einmal beim 50-jährigen Konfirmationsjubiläum, was bei den anwesenden Jubilaren große Freude auslöste, weil sie sich in dem Film als Konfirmanden vor der neuen Kirche wiederentdeckten.
Außerdem gab es verschiedene Vortragsabende und Konzerte, die wir unter die Überschrift „50 Jahre Immanuel“ gestellt hatten. Und vor Kurzem haben wir in der fast nur von Kerzen beleuchteten Immanuelkirche ein Liturgisches Fest gefeiert, bei dem es auch noch einmal ganz besonders um den hebräischen Namen „Immanuel“ ging, der übersetzt werden kann mit „Mit uns ist Gott“. Und dann gab es da noch die Reihe der „Fensterpredigten“.

Genau, Ihre Predigtreihe „Fensterpredigten“ gehört auch zu Jubiläumsaktionen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen und worum geht es in den „Fensterpredigten“ eigentlich?

In der Vorbereitungszeit des Jubiläumsjahrs beschäftigte ich mich immer wieder mit dem Kirchenbau. Die Kirche selbst ist ja recht schlicht, hat wenige Kunstwerke zu bieten. Aber die Altarwand des Künstlers Claus Wallner ist schon etwas Besonderes: eine Kombination aus Fenster und Mosaiken, die verschiedene Motive und Geschichten aus der Bibel darstellen. Zentral ist die Figur des auferstandenen Christus, der Menschen in die Welt sendet, um das Evangelium zu verkündigen und uns verspricht, dass Gott mit uns ist (hebr. „Immanuel“).
Ich habe mir gedacht, dass das Kirchweihjubiläum ein schöner Anlass wäre, diese Altarwand einmal „durchzupredigen“. Und so habe ich die einzelnen Geschichten und Motive zusammengestellt und verschiedenen Sonntagen im Jahr als Predigttext zugeordnet, einmal pro Monat. Ich habe von den Gottesdienstbesuchern immer wieder gehört, wie schön das sei – sie würden die Fenster und die Mosaiken erstmals so intensiv wahrnehmen.

Wenn Sie einem Nicht-Laatzener erklären würden, was das Besondere an dem Gebäude „Immanuelkirche“ ist: Was würden Sie ihm sagen?

Eins sieht man sofort, wenn man vor der Kirche steht: den charakteristischen schmalen Kirchturm mit dem überdimensionalen Gockel, der uns als Gemeinde mahnen soll, wachsam zu bleiben und das Evangelium in unserer Zeit zu verkündigen. Dazu gehört auch die Kirchturmuhr, die anstelle der Ziffern Buchstaben trägt, die das Wort „Zeit ist Gnade“ ergeben.
Auch der Kirchraum ist ungewöhnlich: keine großen Fenster, sondern schmale Lichtbänder in der Höhe, wodurch die Kirche recht dunkel ist. Allerdings sorgen die roten Backsteine (damals typisch für das Laatzener Ortsbild) und das sichtbare Dachgebälk für eine warme Atmosphäre. Und wenn dann am Heiligabend rundum an den Ziegelwänden die Kerzen leuchten, dann kann man meinen, dass man im (großen) Stall von Bethlehem sei.

Wie und warum kam es damals eigentlich zum Bau der Immanuelkirche?

Zunächst gab es in der Kirchengemeinde nur die Alte Kapelle, die 1325 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Nachdem diese 1943 durch Brandbomben zerstört worden war, wurde sie 1954 wieder aufgebaut.
Doch die Gemeinde war zu dieser Zeit auf mehr als 5000 Mitglieder gewachsen; so entstand der Wunsch nach einer größeren Kirche. Mit unglaublichem Elan hat der junge Pastor Preuß Idee, Planung und Finanzierung vorangetrieben und die Realisierung in wenigen Jahren ermöglicht.
Neulich entdeckten wir ein Tondokument vom Tag der Kirchweihe 1961 wieder. Da hörte man Pastor Preuß, wie er berichtete, wie enorm die Bauzeit verkürzt werden konnte: zunächst hieß es, am 1. Advent könnte man Kirchweihe feiern, dann hieß es Erntedank, dann Pfingsten, schließlich Februar.
Pastor Preuß aber war es vor allem wichtig, wenigstens in der neuen Kirche konfirmieren zu können. Wer die Situation in der Kapelle kennte, würde das verstehen: Damals wurden zwei Konfirmationsgottesdienste hintereinander gefeiert, und es gab pro Konfirmand zwei bis drei Eintrittskarten – mehr Menschen passten nicht in die Alte Kapelle hinein.
So war die Freude über die Immanuelkirche groß – sie fasst 400 bis 500 Menschen und ist damit die größte Kirche in der Region Laatzen.

Auch ein kleines Jubiläum stand in ihrem Kalender: Die KInderKAntine feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Welches Konzept liegt der KInderKAntine zu Grunde?

Der Geburtstag der KInderKAntine war am 7. November. Unsere Feierlichkeiten werden aber bis ins nächste Jahr hineinreichen.
Zum Konzept: Als Christen fühlen wir uns verantwortlich, uns für die schwächeren Glieder der Gesellschaft – und damit auch für Kinder – einzusetzen, sie zu begleiten, ihnen christliche Werte zu vermitteln und ihnen Raum zu geben, sich in ihrer Persönlichkeit zu entfalten. Daher wurde am 7. November 2001 die KInderKAntine als pädagogischer Mittagstisch gegründet, um es Kindern zu ermöglichen, bei Bedarf die Hausaufgabenunterstützung und die Freizeitangebote anzunehmen.
Die Kinder können nach dem Mittagessen an den Arbeitsgemeinschaften der Schule teilnehmen, und erledigen ihre Hausaufgaben später in der KInderKAntine – nach Bedarf mit Einzelförderung, die auch und vor allem dank engagierter Ehrenamtlicher gewährleistet ist. Außerdem lernen die Kinder, die unterschiedliche Nationalitäten und Religionen haben, Konflikte miteinander ohne Gewalt zu lösen, Verantwortung zu übernehmen und füreinander da zu sein.

Und wie haben Sie den zehnten Geburtstag gefeiert?

Am 7. November selbst wurde Kindergeburtstag gefeiert – mit Luftballons, Kuchen und anderen Dingen. Außerdem entdecken die Kinder über die nächsten Wochen hin die Gemeinde mit ihren Gruppen und den Menschen darin sowie die politische Gemeinde mit Bürgermeister, Feuerwehr, Polizei etc. Sie schreiben eine Zeitung über sich und ihre Aktivitäten – und am 9. Juni 2012 feiern wir dann von 11 bis 16 Uhr ein großes Fest, zu dem wir Freunde, Förderer, Sponsoren, Ehemalige und viele andere einladen.

Ein weiterer „Bestandteil“ ihrer Gemeinde ist das Café Exposé. Es wird seit drei Jahren ehrenamtlich geführt. Was zeichnet das Café-Team aus?

Ja, das Café ist wirklich etwas Besonderes. Gegründet zur Expo 2000, wurde es zunächst von Pächtern geführt. Da das Café aber nicht so zentral liegt, dass viel Laufkundschaft vorbeikäme, konnte man als Pächter nicht von den Einkünften leben.
So starteten wir im Februar 2009 neu mit dem Betrieb durch Ehrenamtliche. Und der Erfolg gibt uns recht: geöffnet ist das Café am Sonntag, Donnerstag und Sonnabend von 14.30 bis 18 Uhr im normalen Cafébetrieb. Dazu kommen Bewirtungen in Verbindung mit Taufen, Trauungen und Beerdigungen, bei Geburtstagen sowie bei gemeindlichen Veranstaltungen wie dem „Dialog unterm Turm“ oder Konzerten.
Unsere Gäste sind immer wieder erfreut und dankbar für die Freundlichkeit des enorm engagierten Personals und die Gesprächsbereitschaft gerade auch gegenüber Gästen, die alleine dort sind. Und das Team zeigt sich immer wieder unglaublich flexibel, kreativ und einsatzbereit.
Viele Café-Gäste nutzen auch gern unsere Bücherstube im Turmzimmer – eine Vertrauensbücherei, aus der sich jedermann Bücher mitnehmen und, wenn sie ausgelesen sind, zurückbringen kann.

Gibt es auch etwas, das besser werden könnte?

Da fällt mir nur eins ein: Das Team könnte noch gut Zuwachs gebrauchen. Bei der Fülle der Aufgaben wären wir dankbar für weitere ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich gern beim Café-Team unter Telefon (0511) 8744642 melden dürfen.

Die Adventszeit ist in vollem Gang, auf Weihnachtsmärkten treffen sich fröhliche Menschen, um sich gemeinsam auf die Weihnachtszeit einzustimmen. Es gibt aber auch Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht auf diese Zeit freuen können. Sei es, weil die Zeit mit schlechten Erinnerungen verhaftet ist, oder jemand (plötzlich) in eine Trauerphase geraten ist. Was sagen Sie solchen Menschen?

Zunächst einmal möchte ich die Sinnhaftigkeit der lauten, rummeligen Weihnachtsmärkte in der Adventszeit hinterfragen. Denn der Advent ist doch eigentlich ganz anders. Advent – das bedeutet „Ankunft“. Es ist der in der Welt angekommen, der ein Leben neuer Qualität ermöglicht hat. Unsere Welt soll dadurch neu werden, sich verändern.
Und das möchte ich auch den Menschen sagen, für die das Grelle der Weihnachtsmärkte nicht zum Dunkel ihres Herzens passt. Wenn Dunkelheit über uns hereinbricht, kann uns die Adventszeit Hoffnung machen. Denn wir warten auf den, der uns trösten kann, der Wärme und Licht in die Kälte und die Dunkelheit, die uns umgibt, bringen will.

Wenn jemand überlegt, nach langer Zeit mal wieder einen Gottesdienst zu besuchen, was würden Sie ihm antworten: Warum lohnt sich ein Gottesdienstbesuch?

Oh, da gibt es Vieles! Der Gottesdienst ist ein Ort, an dem ich zur Ruhe kommen kann. (Das sagte mit übrigens auch einmal ein Konfirmand, dass ihm genau das wichtig sei!)
Ich kann mit anderen Menschen in der Gemeinschaft singen und beten. Ich höre Worte der Bibel, Geschichten und Gedanken, die – obwohl sie Jahrhunderte alt sind – doch immer wieder erstaunlich anregend und wegweisend für mein Leben sein können. Ich höre, wie Gott mich und mein Leben sieht – und das ist etwas, was oft ganz anders ist, als wir es in unserem normalen Alltag erleben. Ich höre vom Glauben und vom Zweifel anderer, bekomme Gedankenanstöße, die mich herausfordern. Ich kann mich berühren lassen von der Musik – und manchmal auch ganz hautnah, wenn ich mich segnen lasse.
Ja, ich glaube, das ist es: Der Gottesdienst ist für mich ein Ort, an dem ich es erleben kann, wie Gott mich berührt und mir neue Kraft für den Alltag gibt.

Mal abgesehen von Ihrem Beruf: Was macht Laatzen lebenswert?

Ich schätze die gute Mischung aus städtischer Infrastruktur (mit Laatzen-Mitte sowie der Anbindung an die Landeshauptstadt) und dörflichem Charme in Alt-Laatzen, wo man einander kennt und auf dem Markt, bei „Tante Emma“ oder bei der Post schnell miteinander ins Gespräch kommt. Dazu kommt die nahe Leinemasch, in der man frühmorgens im Nebel über den Feldern wunderbar romantisch den Sonnenaufgang erleben kann.

Und was sollte in Laatzen besser werden?

Ich möchte eher sagen: Was muss unbedingt bleiben? Das ist m. E. die Notfallsprechstunde des AKK, deren Nähe besonders für die nicht so mobilen Menschen ein gewisses Maß an Lebensqualität bedeutet. Wenn die wegfällt, wie es angekündigt ist, dann bedeutet das für viele Menschen in Laatzen eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität. Diese Sorge höre ich bei vielen Menschen, denen ich begegne!

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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