Spielhalle und Soziale Stadt - Passt das zusammen?

Foto: Johannes Dorndorf

Die Kritik an Spielhalle in Laatzen-Mitte wächst
Jetzt wehren sich auch Kirchen und Stadtteilforum gegen die Pläne an der Pettenkoferstraße.
Redakteur Johannes Dorndorf berichtet morgen in den Leine-Nachrichten:

Die Stadt beabsichtigt, beim Bau der Geschäfts- und Freizeitmeile „Laatzen-Arkaden“ auch eine große Spielhalle mit bis zu 48 Automaten zuzulassen. Anders lasse sich die geplante Bowlingbahn nicht finanzieren, so die Argumentation des Investors.
In einem Brief an Bürgermeister Thomas Prinz ruft die Arbeitsgemeinschaft der fünf evangelischen Kirchengemeinden der Region Laatzen die Stadt dazu auf, das Vorhaben zu überdenken. Die Gemeinden halten die Automatenhalle mit dem Konzept der Sozialen Stadt („Laatzen-Mitte wird top“) für nicht vereinbar.
Selbst wenn daran das gesamte Projekt an der Pettenkoferstraße scheitern sollte: „Wir halten den Preis für zu hoch“, heißt es in dem Brief – und weiter: „Es muss zwischen schwarz und weiß noch Zwischenwege geben, und um eine soziale Stadt zu entwickelt, braucht es sicher mehr als nur Geschäfte und Investoren.“
Widerstand regt sich auch bei den Arbeitsgruppen von „Laatzen-Mitte wird top“. Mitglieder des vor Kurzem gegründeten Stadtteilforums richten sich mit einer Kernbotschaft an Laatzens Bürgermeister: „Das Projekt Soziale Stadt darf sich nicht den finanziellen Interessen des Investors unterordnen.“ Die Einrichtung einer Spielhalle gebe „der hiesigen Bevölkerung mit ihrer unausgewogenen sozialen Durchmischung die falschen Signale“. Die AG-Mitglieder fragen: „Wird nicht auch mit einer Spielhalle die latente Abhängigkeit bisher unauffälliger Bürger in unserem sozialen Brennpunkt offengelegt?“ Wie Stadtteilmanagerin Steffi Maschner auf Anfrage mitteilt, sei der Brief wegen der Kürze der Zeit nicht einstimmig vom Stadtteilforum beschlossen worden. Eine Reihe von Aktiven hätten ihn jedoch unterschrieben.
Die Laatzener CDU, die gemeinsam mit der FDP und zwei Grünen-Ratsmitgliedern gegen das Projekt gestimmt hatte, hat jetzt beantragt, über das Thema erneut in den Gremien zu beraten. Die Stadt signalisierte gestern, dass dies geschehen wird.

Am 5. März hatte der Rat der Stadt mit den Stimmen der SPD-Mehrheit zwar bereits einen Satzungsbeschluss für den geänderten Bebauungsplan rund um die Pettenkoferstraße gefasst – jedoch nur „unter Vorbehalt“, wie es in dem Beschlusstext heißt: Er hätte nur dann Gültigkeit erlangt, wenn niemand Einspruch erhebt. Die nun eingereichten Stellungnahmen führen dazu, dass Laatzens Politiker sich erneut mit dem Thema befassen müssen. Erst nach dem endgültigen Satzungsbeschluss und dessen Veröffentlichung wäre der Plan rechtskräftig.
Stadtsprecherin Angela Kriete kündigte gestern an, dass eine Ergänzungsvorlage in Arbeit sei. Darin würden alle Anregungen der Bürger und Institutionen aufgelistet und den Ratsgremien vorgelegt. Die können den Spielhallenbau mit einem negativen Votum durchaus verhindern – die Änderung der Bauleitplanung träte dann nicht in Kraft.
Thema waren die Pläne auch beim Stadtteilspaziergang am Dienstagabend, zu dem das Stadtteilbüro eingeladen hatte (siehe Text unten). Bürgermeister Thomas Prinz betonte, dass es vorrangig sei, dass überhaupt ein Investor an dem Standort Interesse habe. „Für die städtebauliche Entwicklung ist die Investition so wichtig, dass wir die Kröte mit der Spielhalle schlucken müssen.“
Laut Stadtrat Albrecht Dürr wollen 14 bis 20 Geschäfte in den neuen Komplex ziehen, darunter ein Eiscafé, ein Textilhandel, ein Blumengeschäft, ein Solarium, ein Bäcker und ein Fahrradladen. „Darüber, ob sich dort auch eine Spielhalle ansiedeln soll, ist nie diskutiert worden“, kritisierte hingegen FDP-Ratsherr Dirk Weissleder. „Es wäre wünschenswert gewesen, den Bürgern in mehr Offenheit klarzumachen, was passiert“, sagte auch die Kirchenvorstandsvorsitzende der Thomasgemeinde, Magdalena Hentschel.

myheimat-Team:

Frederic Henze aus Burgdorf

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