Wandern auf La Gomera

Die Gässchen von La Playa
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Zu manchem Urlaub kommt man ganz überraschend. Da ist der Freund der anruft und fragt : „Kannst du mich am Freitag zum Flughafen fahren?“ Aber natürlich kann ich, vor allem seit ich im Ruhestand bin. „Sag mir wann du am Flughafen sein musst und ich fahr dich.“ „ Ach lass uns das doch übermorgen bei einem Bier besprechen.“ Auch gut. So trafen wir uns am Mittwochabend im Biergarten am Langwieder See. Es gab Neuigkeiten und Überraschungen: Als erstes sagte mir Joe, dass er seit heute ebenfalls Ruheständler sei und zweitens, dass seine Partnerin krank sei und nicht mitkommen könne nach La Gomera. Ob denn nicht ihr Ticket und Zimmer übernehmen möchte… Nun ja, dagegen sprach eigentlich nichts und bevor ich noch meine Entscheidung bekannt geben konnte, hatte meine Frau schon gesagt:“ Ist doch klar, dass er mitkommt, er hat doch Zeit!“ Nun mein Zögern bei der Entscheidung lag nicht am Zeit haben. Nein - das lag daran, dass ich wusste, dass es bei Joe`s Tours immer zwar ausgesucht schöne - aber eben meist eben auch stundenlange Wanderungen bergauf und bergab bedeutet.

Nun die Entscheidung war gefallen. Über La Gomera wusste ich, dass es eine Kanareninsel ist und dass die Menschen, die dort Urlaub machen, meist nicht am Strand liegen - sondern wandern. Zwei Tage später wurden Joe und ich zum Airport gebracht. Nach vier Stunden Flug, einer Taxifahrt nach Los Cristianos und zwei Stunden auf der Fähre „Garajonay Expres“, erreichten wir unser Appartement in Valle Gran Rey. Joe war schon öfter auf La Gomera, und in der Bodega „ YaYa“ wurde er als bekannter Gast herzlich begrüßt. Beim Abendessen sagte er mir, dass seine Freunde Margot und ihr Lebensgefährte Eberhard am Sonntag kommen würden und wir (ich) bis dahin auch noch Schonzeit haben würde, wir machen nur einen kleinen Spaziergang.

Von La Playa zu den Hippies.
Nach einem reichhaltigem Frühstück, mit Serranoschinken, frisch gepresstem Orangensaft und allerlei anderen inselspezifischen Delikatessen gestärkt, gingen wir los. Joe meinte, dass wir heute nur zum Hafen, wo wir gestern mit der Fähre gelandet sind , bummeln und weist noch auf eine etwa 1 km entfernte Schlucht hin, in der sämtliche Pflanzen die es auf La Gomera gibt, zu bewundern sein sollen. Wir sollten uns noch ein wenig bilden, damit wir vor Eberhard - der ist Biologe- nicht ganz so dumm dastehen und wenigstens mit dem Wissen um ein paar der Pflanzen richtig „protzen“ können. Unweit der „Finca de la Luz“ , einem Syniassen-Domicil, sollen ferner noch die letzten Aussteiger, die Hippies der 70er Jahre ( bzw. deren Kinder?) hausen. Es waren seinerzeit nicht nur deutsche „Kulturträger“, welche sich dort in Höhlen oder in aus Palmen geflochtenen Hütten niedergelassen hatten.

Immer, wenn wir unser Appartement im älteren Teil von Valle Gran Rey , verließen, betraten wir ein wunderbares kleines Gässchen, das links und rechts mit herrlichen Pflanzen und Blumen geschmückt war und oft fanden wir die Frauen des Dorfes, die fleißig dabei waren, ihre Oleandersträuche, Kakteen und die vielen anderen Spezies zu pflegen. Von dem kleinen Gässchen ging es hinaus auf die Hauptstraße, die wenig später in die Strandpromenade mündet und nach La Puntilla und weiter zum Hafen, nach Vueltas führt. Ca 2-3 km ist die Strandpromenade lang – auf der einen Seite stets der Blick auf die schwarzen und von Steinen besäten Strandabschnitte am Atlantik und auf der anderen Seite die erste große Überraschung: eine Bananenplantage. Und als ich mich umdrehte, sah ich die hinter dem Ortsteil La Playa steil aufragende über 400m hohe Felswand der Riscos de Marisco, die hier fast so majestätisch anmutet wie die Eiger Nordwand. Der Abstand der Felsen zum Meer war nicht besonders weit. Wie auch schon von der Fähre aus sichtbar war, gab es nur wenige Plätze auf der Insel, die man als Strand bezeichnen konnte.
Mein letzter Urlaub am Meer war schon eine ganze Weile her und deshalb faszinierten mich die Wellen die sich an kleinen Felsen brachen um dann auf dem schwarzen Sand auszulaufen... ein sanftes Lüftchen, das vom Meer her wehte, sorgte dafür, dass wir trotz prallen Sonnenscheins nicht allzu sehr ins Schwitzen kamen. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir Vueltas mit dem kleinen Hafen. Hier liegen ein paar Fischerboote und einige kleinere Segelyachten und dreimal am Tag legt die Fähre, der „Garajonay Expres“ an. Es hat dort einen kleinen Strand (mit schwarzem Sand) , der meist von einigen wenigen Badegästen bevölkert wird – für Kinder wegen des flachen Einstiegs zum Hafenbecken geeignet.

Nach einer kurzen Pause in einer kleinen Bar bei einem Capuccino wandern wir weiter in Richtung des Barrancos de Argaga. Vorbei an der „Finca le la Luz“ leitet ein Weg in die ersten Windungen der Schlucht. Steil ragen die Seitenwände des Barranco in die Höhe. Obwohl das Bachbett ist fast ausgetrocknet ist, wächst dennoch nahezu ein Bambus-Wald - und da hindurch windet sich ein kleiner Steg. Wir gehen diesen Pfad entlang. Der hoch aufragende Bambus gibt einem das Gefühl , sich im Urwald zu bewegen. Bald weisen Schilder in mehreren Sprachen darauf hin, dass wir auf dem Weg zum von den Bewohnern der „Finca de la Luz“ gepflegten und gehegten „botanischen Garten“ mit allen Nutzpflanzen und Blumen sind. Am vor dem Tor werden uns Tarife und Öffnungszeiten verkündet. Joe meint, dass es vor Jahren noch kein Tor gab und Eintritt ebenso wenig. Letzteren aber konnten wir uns ohnehin sparen, denn Samstags und Sonntags ist diese Anlage geschlossen. Während unseres Rückweges erzählt mir Joe, dass wenn Margot und Eberhard da sind, wir so eine Schlucht durchwandern werden. Am Ende sei dann ein Wasserfall, der von 40m hohen Felsen abfällt. Auf dem Rückweg wird mein Blick stärker von dem großen Tal angezogen, das sich nun rechts von uns erstreckt. Die Landschaft ist traumhaft. Palmen, Kakteen und Ficus Benjamin säumen den Straßenrand. Hektik ist nicht fühlbar, die Menschen sind nett und freundlich, und vor allem hilfsbereit. Wir schlendern weiter zurück bis zur „Playa“ . Die schmalen Gässchen mit ihrer Blumenpracht faszinieren mich unverändert und überall freundliche Menschen, die mit der Pflege ihrer Blumen und Pflanzen oder mit ihren Kindern liebevoll beschäftigt sind . Die Häuser stehen dicht aneinander gebaut. In den mit Gärten umgebenen frei stehenden Häuser stehen Orangenbäume, Pfirsichbäume und alles was an typisch, tropischen Früchten ( z.B. Papaya und Mangos ) auf la Gomera gedeiht. Fast alle Häuser haben auf den Dächern Sonnenkollektoren für die Warmwasserbereitung. Im Norden von La Playa befindet sich auch eine eine moderne Sportanlage mit einem Fußballstadion, eine große Tafel sagt uns, dass die Anlage mit EU- Mitteln finanziert wurde.
Mir gefällt es bereits nach wenigen Stunden auf dieser Insel und in mir steigt die Spannung, wo unsere Wanderungen dann hingehen werden, wenn Margot und Eberhard hier angekommen sind.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kremser aus Krumbach

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