Wie die EZB die Eurokrise verschärft

Eine schwache Konjunktur gepaart mit einem abwertenden Euro leiten die nächste heiße Phase in der Eurokrise ein. Die Politik der Europäischen Zentralbank hat die fundamentalen Probleme in der Währungsunion nicht gelöst, sondern nur weiter konzentriert und vergrößert.

Die Politik will es sich nicht eingestehen, aber die Eurokrise ist ein Dauerzustand. Immer mehr Staat und Staatsschulden, immer weniger Wirtschaftswachstum, immer mehr notleidende Kredite, immer mehr insolvente Banken und immer mehr unkonventionelle, aber wirkungslose Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) – eigentlich lässt sich nichts so einfach prognostizieren wie die Fortsetzung der Eurokrise. Unsicherheit besteht allenfalls, welches Ereignis die nächste heiße Phase der Krise einleiten wird.

Die Finanzmärkte vermittelten bis zuletzt noch den Eindruck, als habe die EZB die Krise gut unter Kontrolle. Doch mit dem sich jetzt immer deutlicher abzeichnenden Konjunktureinbruch in der Eurozone haben sich die Risiken an den Aktien- und Anleihenmärkten sprunghaft erhöht.

So steckt Italien wieder in der Rezession. Die Wirtschaftsleistung der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone schrumpfte im zweiten Quartal um 0,2 Prozent. Italiens Regierungschef Matteo Renzi, der im Februar als Hoffnungsträger gestartet war, ist inzwischen auf demselben Pfad angekommen wie seine reformunfähigen Vorgänger. Renzis Regierung hat bisher keine nennenswerte Strukturreform auf den Weg gebracht, die ansatzweise Hoffnung auf nachhaltiges Wirtschaftswachstum gemacht hätte.

Deutsche Wirtschaft schwächelt

Inzwischen zeigt auch die deutsche Wirtschaft klare Schwächesymptome. Nach einem Minus von 1,6 Prozent im Mai sind die Auftragseingänge im Juni gegenüber dem Vormonat um 3,2 Prozent eingebrochen. Die Bestellungen aus der Eurozone schrumpften gar um 10,4 Prozent. Bröckelt das ökonomische Bollwerk Deutschland, können gleich sämtliche Konjunkturhoffnungen für die Währungsunion begraben werden.

Zumal der von der Europäischen Union (EU) fahrlässig angezettelte Wirtschaftskrieg mit Russland noch kaum Einfluss hatte auf den jüngsten Auftragseinbruch. Dieser wird erst im zweiten Halbjahr durchschlagen. Selbst ohne Rezession in Deutschland wird die Neuverschuldung in der Eurozone im zweiten Halbjahr sprunghaft zulegen.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit sind die Kurse zehnjähriger griechischer Staatsanleihen auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten gefallen. Die Trendwende scheint hier vollzogen. Mit der Ankündigung, sich bis Ende des Jahres aus der Leitung des griechischen Reformprogramms zu verabschieden, erklärt die Troika Griechenland de facto zum hoffnungslosen Fall – und sich selbst damit ebenfalls. Trotz Schuldenschnitt und gestreckter Hilfsprogramme der europäischen Partner erreicht die Schuldenquote Griechenlands mit 175 Prozent der Wirtschaftsleistung bereits wieder den Stand von vor dem Ausbruch der Krise.

Bürgerreporter:in:

Jens Peschel aus Korbach

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