"Ich hab´ Rücken …"

Ich stehe unter der Dusche. Es ist wunderbar entspannend, aber gedanklich bin ich schon beim anschließenden Großeinkauf.
Plötzlich ist es passiert!
Meine Hände befinden sich auf Höhe meiner Knie und waren gerade auf dem Weg meine Füße einzuseifen. Fast war der "Knacks" zu hören, der mich nunmehr in dieser Haltung verharren lässt und einen nicht unwesentlichen Schmerz verursacht.
"Oh nein …", stöhne ich leise vor mich hin, Haarshampoo läuft mir in die Augen und ich versuche das heruntergefallene Duschgel aufzuheben.
Probehalber bewege ich meine Hüften hin und her. Dabei ernte ich neugierige Blicke aus den Augen diverser "Mitduscher". Konnte mir dieses Malheur nicht im heimischen Badezimmer widerfahren? Das halbe Fitness-Studio wird Zeuge meines akuten Rückenleidens und versucht sich mit schlauen Anweisungen beliebt zu machen:
"Immer schön gerade und in die Knie gehen und gaaanz langsam …"
Mitleidige Blicke verfolgen meine Anstrengungen mich abzutrocknen und anzuziehen. Gefühlte Stunden und unzählige Ratschläge später verlasse ich die "Muckibude" und streiche den Großeinkauf ersatzlos.

Zuhause werfe ich das Dinkel-Kirschkernkissen in die Mikrowelle und greife zum Telefon.
"Praxis Dr. Knochenbrecher, Gundula Muskelmasse am Apparat, was kann ich für Sie tun?"
" Hallo, ich brauche dringend einen Termin. Ich kann mich nicht bewegen, ist wohl ein Hexenschuss und …"
"Kasse?", werde ich schroff unterbrochen. "Äh, ja ich bin Kassenpatient und ja, ich war auch schon mal bei Ihnen …", doch weiter komme ich mit meinen Ausführungen leider nicht.
"Wie stellen Sie sich das vor?", wettert die "freundliche" Arzthelferin auf mich ein, "da könnte ja jeder kommen, wir haben erst wieder einen Termin am 11. nächsten Monats. Einfach so dazwischenschieben? Nein, also da müssen Sie mal woanders anrufen. Tut mir leid."
Ich hatte gar nicht das Gefühl, dass es ihr leid tat. Aber mir tat es leid. Wie konnte ich es wagen, mir gerade jetzt ein schmerzhaftes Rückenproblem zuzuziehen? Und dann auch noch den Arzt meines Vertrauens zu konsultieren? Woanders anrufen? Wen denn, den Seelsorger? Eingeschüchtert lege ich auf.
"Pah, was brauche ich einen Orthopäden", schimpfe ich vor mich hin, gönne mir eine wirkungsvolle Schmerztablette und sinke mit meinem Dinkel-Kirschkernkissen auf den Wohnzimmerteppich.
Die Welt ist ungerecht! Da treibt man zweimal die Woche Sport, trainiert spezielle Rückenmuskeln, von deren Existenz man früher keine Ahnung hatte und liegt dann doch wie ein Maikäfer schnaufend auf dem Fussboden.
Eine beschwerliche Woche und dutzende akrobatische Rückenübungen später durfte mein Dinkel-Kirschkernkissen endlich wieder in der Versenkung verschwinden. Schuhe binden geht schon wieder schmerzfrei und der nächste Besuch im Fitness-Studio ist geplant. Vorsorglich dusche ich an diesem Termin anschließend im eigenen Badezimmer …

Bürgerreporter:in:

Helene Tyls aus Korbach

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