Ferien in Deutschland - Waren SIE schon mal bei der Stauberatung?

Sehen Sie- wir auch nicht. Womöglich wäre sonst alles anders gekommen.
Es war an einem Dienstag in den Sommerferien. Unsere Familie reiste in Erwartung einiger schöner Urlaubstage mit dem Auto Richtung Norden. Gut gelaunt stimmten wir in den ein oder anderen Radiohit mit ein. Nur der freundliche Moderator mit seinen Verkehrsinformationen, die uns gottlob nicht betrafen, unterbrach unsere Sangesfreude. Verträumt die Landschaft betrachtend sah ich etwas später ein mir unbekannte Schild am Fahrbahnrand:“Stauberatung 13.00 – 18.00 Uhr". Kurz schwirrten mir diverse Gedanken über Sinn und Zweck einer solchen Einrichtung durch den Kopf. Hm, nie gehört! Ein Scherz? Grinsend vergaß ich den Hinweis und freute mich auf unser immer näher rückendes Urlaubsziel.
Zwei weitere Stunden später war das Grinsen in meinem Gesicht einem gequälten Ausdruck gewichen. Wir zuckelten, eingefercht zwischen einem Marmeladen LKW und einem Tierlebendtransport, mit kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit auf das "Maschener Kreuz" zu. Der Proviant war bereits aufgebraucht und die Stimmungskanone im Radio konnte die Situation nun auch nicht mehr retten. Zumal der freundliche Moderator vom Stauservice von unserer nun inzwischen 16 kilometerlangen Blechkolonne bisher noch nichts mitbekommen hatte. Wir checkten die nächste Abfahrtmöglichkeit. Erst in 12 Kilometern. Puh! Die Auswahl an Parkplätzen, Seitenstreifen oder wahlweise blickdichten Büschen war verschwindend gering. Und außerdem:Haben Sie als Frau schon mal entspannt zwischen LKW, Leitplanke und Gebüsch gehockt?
In diesem Moment fiel mir die Stauberatung wieder ein. Vielleicht hätten wir wählen dürfen: Baustellenbedingter Stau, Stau durch Unfall oder durch Schaulustige, Stau einfach nur mal so oder durch Fußgänger und Gegenstände auf der Fahrbahn, Stau mit oder ohne Umleitung, mit oder ohne Verpflegung und Dixiklo, moralische Aufmunterung und Stauprognose. Tja, wären wir dort mal abgebogen. Was auch immer bei einer Stauberatung passiert, wir haben es an diesem Tag nicht mehr erfahren.
Wir zuckelten müde, durstig und mit dem dringenden Wunsch auf ein „Stilles Örtchen“ im Schritttempo der nächsten Ausfahrt entgegen. Nach weiteren quälenden 1,5 Stunden war die ersehnte Abfahrt endlich in Sicht.
Schwungvoll setzten wir den Blinker und beschlossen feierlich: Im nächsten Jahr nehmen wir doch wieder den Flieger Richtung Süden. Oder: Wir folgen vor Fahrtbeginn erstmal entspannt den Schildern der Stauberatung und gucken was passiert.

Bürgerreporter:in:

Helene Tyls aus Korbach

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