Serie "Auf's Korn genommen": Fragen zum unlängst begangenen "Tag der deutschen Einheit"
Waren die Ossis Wegwerfware
und die ostdeutschen Betriebe Restmüll?
Sind Okkupieren, Zerschreddern, Arroganz und Ignoranz brauchbare Lebensphilosophien?
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Waren die Ossis Wegwerfware
und die ostdeutschen Betriebe Restmüll?
Sind Okkupieren, Zerschreddern, Arroganz und Ignoranz brauchbare Lebensphilosophien?
Christoph, dazu passen ganz genau diese Auszüge aus meiner Datei:
(Wende) - Notizen März 1990
(Berlin - Hauptstadt der DDR – nach der ersten freien Wahl)
[…]
Die Mehrheit des Volkes, die ja keine Mehrheit ist [und schon gar nicht in Berlin], hat sich entschieden, alles hinter sich zu lassen, auf den Müll der Geschichte zu werfen - wie Stephan Heym so schön sagte: eine Fußnote in der Weltgeschichte ...
Dieser Staat, der mich seit frühester Jugend zu seinem Gegner gemacht hatte, der nur zu allen Formen der Anti-Haltung taugte - vom Widerstand bis zur Verweigerung über alle Spektren hinweg - wieso nur ist es vielen so schwer begreiflich, daß dieser Staat doch vieles hat, was anderswo fehlt -
[und damit meine ich besten Willen nicht unsere angeblichen sozialen Errungenschaften wie Krippen, Horte . . . oder unser weitmaschiges soziales Netz, das immer dann Lücken aufwies, wenn man es gerade mal brauchte . . .]
Na sicher sind wir für’s einig Vaterland - aber doch nicht SO – WIR ein Wegwerfartikel, ein Ein-Weg-Ding!
Gestern, am Montag nach der Wahl, sah man im Prenzlauer Berg und Mitte fast nur bedrückte Gesichter - ich will mich damit nicht abfinden . . .
[…]
daß wir die Binsenweisheit ‘die Umwelt prägt den Menschen’ nicht verinnerlicht haben –
das holt uns jetzt ein -
ich meine: die Mehrheit der DDR-Bürger ging in den 70ger Jahren irgendwann einmal über die ‘Brücke des Friedens’ in Frankfurt an der Oder - aus der DDR in die Volksrepublik Polen - und erlebte mehr oder minder schockiert, daß einige wenige Schritte in eine vollkommen fremde Welt führten - die einfache Wahrheit: zu einem andren Volk.
Nun ist in Frankfurt am Main eine Wahrheit nicht weniger wahr als in Frankfurt an der Oder - ABER - wir haben eben alle übersehen, daß 40 Jahre uns Deutsche einander mehr entfremdet haben, als wir je wahrhaben wollten und unsere gemeinsame Sprache hat uns so schön in diesem Irrtum bestärkt !
Was die fremden Töne auf der polnischen Seite der Oder uns als selbstverständlich erscheinen ließen, ist uns so selbstverständlich nicht, hören wir in der Bundesrepublik unsere Muttersprache . . .
Sprache, die für dich dichtet und denkt . . . bald aber herrscht die Bildzeitung . . .