In 2017 ist Chanukka vom 13. - 20. Dezember - Hier Erinnerungen an eine Chanukka-Feier am 21.12.2008

Direkt nach dem Krieg gab es kaum noch Juden in Koblenz. Die franz. Besatzung hat aus der ehemaligen Leichenhalle am jüdischen Friedhof eine kleine Synagoge gebaut. In den 70er Jahren kam dann noch ein kleiner Saal hinzu.

Seit den 90er Jahren ist die jüdische Gemeinde angewachsen auf fast 1000 Personen durch Zuwanderung aus dem Osten. Natürlich fasst weder die Synagoge noch der Versammlungssaal die größere Menge an Gläubigen.

Vor ca. einem Jahr hat die Gemeinde einen neuen Kantor bekommen. Er kam direkt aus Israel nach Koblenz und ist über 2 m „hoch“.

Bei jedem Fest herrscht zuerst mal ein liebenswertes Chaos bei der, im Anschluss an den Besuch des Gottesdienstes, stattfindenden Feier im Saal der Synagoge.

Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, dass es einfach unmöglich ist, eine gewisse Ordnung in diese Feiern der jüdischen Gemeinde in Koblenz zu bekommen. Man lässt es einfach nicht zu.

Seit der neue Kantor kam, versucht er dieses Chaos zu ordnen. Vor der Feier werden die verfügbaren Sitzplätze gezählt und nur so viele Eintrittskarten ausgegeben, wie Sitzplätze da sind.. Jetzt müsste ja alles passen. Wie gesagt: müsste! Tut es natürlich nicht.

Amüsiert beobachte ich immer die Mimik des Kantors. Zuerst steht er inmitten des Gewimmels und strahlt noch zufrieden: „dieses Mal kann ja nichts schief gehen“. Etwas später schaut er etwas irritiert: „wo kommen die ganzen Menschen her“? Es dauert nicht lange und er verrollt die Augen: „das kann doch wohl nicht wahr sein“! Er kann nicht begreifen: wieso sind wieder mehr Leute im Saal, als Eintrittskarten ausgegeben und beim Eintritt kontrolliert wurden. Wenn alle Anwesenden schließlich doch noch einen Sitzplatz ergattert haben, nachdem zusätzlich Klappbänke hereingebracht wurden, steht er resignierend in der Mitte des Raumes und ist der einzige, der keinen Platz hat.

Ich schaue diesem Treiben immer mit einem amüsanten Lächeln zu.

So war es am 21.12.08 auch. Ich kam unangemeldet und hatte ganz plötzlich wie von Geisterhand eine Eintrittskarte. In die Synagoge wurde ich schon sehr früh gebeten, da ich als Gast nicht dem Gedränge ausgesetzt werden sollte.

Die Feier an sich war sehr gut von den einzelnen jüdischen Gruppen der Gemeinde organisiert. Ein Chor sang und Kinder führten die Chanukka-Erzählung als kleines Theaterstück auf. Bei dieser Geschichte wird gedacht an die schreckliche Zeit der Griechenherrschaft über die Juden. Die Griechen hatten nicht die Juden verfolgt, sondern den jüdischen Glauben verboten. Dadurch wäre beinahe ihr Lebensfunke ausgelöscht worden. Einer kleinen Gruppe Juden unter der Führung der Makkabäer gelang der Aufstand und der Sieg über die Griechen. Ein kleines bisschen geweihten Öles wurde gefunden im Tempel, mit dem das geschändete Heiligtum wieder geweiht und ein neues Licht in ihm entzündet werden konnte. Es war ein großes Wunder, dass dieses Licht acht Tage lang leuchtete, da die Menge des Öles nur für einen Tag reichte. (man braucht acht Tage um koscheres Öl zu gewinnen). So wurde die große Dunkelheit überwunden und das Licht in alle Häuser getragen.

Seither entzünden die Juden in dieser Zeit jedes Jahr aufs Neue das Licht. Jeder in seinem Haus und jeden Tag ein Licht mehr bis acht Kerzen brennen.

Abschließend fand eine Tombola statt und es gab natürlich auch reichlich zu essen für alle. Berliner und sonstiges in Fett Ausgebackenes (typ. für Chanukka),sowie Matzen mit Lachs und Obst.

Für mich war es wieder eine Seele erhellende Feier.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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