Auf dem Betze zum Lebensretter für einen Leukämiekranken geworden

Der HSV-Fan Kevin Herrmann hat sich 2012 beim Spiel in Kaiserslautern typisieren lassen - Jetzt hat er Stammzellen gespendet.
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Kevin Herrmann hat vor einem Jahr nach eigenen Angaben eine „spontane Bauchentscheidung“ gefällt. Der Lehramtsstudent aus Mainz hat sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren lassen. Jetzt könnte diese „Bauchentscheidung“ einem wildfremden Menschen irgendwo auf der Welt das Leben retten. Kevin Herrmann hat keine Ahnung wie dieser Mensch heißt, er weiß nur: Dieser Mensch hat Leukämie und ohne Herrmanns Hilfe hat er keine Chance den Blutkrebs zu besiegen.

Es ist der 31. März 2012: In Kaiserslautern spielt der 1. FCK gegen den HSV. Die Hamburg-Fans machen im Fanblock richtig Stimmung. Unter ihnen ist Kevin Herrmann, der Mathe und Geschichte studiert. Er erlebt wie die Marcell Jansen „seine“ Mannschaft zum Sieg schießt. Im Stadion auf dem Betzenberg ist auch die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei. Sie wirbt für die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke und klärt über das Thema Stammzellspende auf. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Chemotherapie und Bestrahlung reichen oft nicht aus, um den Patienten zu heilen. Dann kann nur noch eine Stammzelltransplantation helfen. Dass ein naher Verwandter helfen kann, ist selten. Deshalb sucht die Stefan-Morsch-Stiftung seit mehr als 25 Jahren Fremdspender. Kevin Herrmann lässt sich auf dem „Betze“ typisieren. Dazu genügt ein Fingerhut voll Blut. Dieses Blut wird im Labor untersucht und die Gewebemerkmale in der Datei gespeichert. Anonymisiert werden sie in das weltweit vernetzte Zentralregister der (ZKRD) in Ulm eingespeist, wo sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen. „Die Chance jemandem Hoffnung zu geben, war eigentlich Motivation genug“, erinnert sich der heute 20-Jährige.
Die Chance kam jetzt – ein Jahr später: „Ich hatte nicht damit gerechnet“, lacht Herrmann, der in seiner Freizeit „Im Laternchen“ in Bretzenheim kellnert. Doch für ihn ist klar, er hilft. Stimmen die Daten eines Spenders mit denen eines Patienten überein, gibt es zwei Verfahren, um diese überlebenswichtigen Stammzellen zu transplantieren: Durch eine Punktion des Beckenkamms wird Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Das zweite Verfahren – und mittlerweile das am häufigsten angewandte – ist die Stammzellgewinnung aus dem Blut. Dabei wird dem Spender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht. So reichert sich das Blut mit Stammzellen an und kann dann in einer Entnahmestation (Apherese) – etwa bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – ähnlich wie bei einer Dialyse entnommen werden. Dafür hat Kevin Herrmann eine wichtige Übung an der Uni verpasst und die ganze Vorbereitung auf die Entnahme auf sich genommen: „“Man muss einfach das Ziel im Auge behalten – dass man diesem einen Menschen Hoffnung geben kann.“

Wie wird man Stammzellspender?

Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei auf 40 Jahre festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind nicht mehr, oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch Online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen – entweder eine kleine Blutprobe oder einen Abstrich der Mundschleimhaut. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen oder den Wangenabstrich durchzuführen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.

Zahlen und Fakten zur Stefan-Morsch-Stiftung

Bei der ersten deutschen Spenderdatei wurden im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an potenziellen Lebensrettern registriert: Fast 23 000 Menschen haben sich 2012 von den Mitarbeitern der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren lassen. Das bedeutet, sie haben sich dazu bereit erklärt, im Ernstfall einem an Leukämie erkrankten Menschen mit einer Stammzellspende eine Chance auf Heilung zu geben. Gleichzeitig wurde auch eine neue Höchstmarke bei der Zahl der Menschen erreicht, die tatsächlich für ihren „genetischen Zwilling“ spenden konnten. Fast 600 Spender wurden so zu Lebensrettern.
Die Stefan-Morsch-Stiftung, mit Sitz in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz), ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Daher sind nahezu täglich Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um bei so genannten „Typisierungsaktionen“ über das Thema Stammzellspende zu informieren. 270 Typisierungsaktionen wurden so bundesweit organisiert. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung: „Bei uns stehen die Menschen im Mittelpunkt, die Hilfe benötigen.“

Der HSV-Fan Kevin Herrmann hat sich 2012 beim Spiel in Kaiserslautern typisieren lassen - Jetzt hat er Stammzellen gespendet.
Der FCK-Fanclub "Betze brennt" hat 2012 die Typisierungsaktion im Stadion organisiert.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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