Beschreibungen des Hurlacher Schlosses

Schloss Hurlach, Ostgiebel
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Der Bildband "Landsitze Augsburger Patrizier"* enthält auch eine Beschreibung des Hurlacher Schlosses. Zur Vorbereitung dieser Veröffentlichung waren die Kunsthistoriker Ulrich Heiß und Christof Metzger 2004 nach Hurlach gekommen, wo sie u. a. das Schloss besichtigten und fotografierten. Im Februar 2006 wurde das Buch von Dr. Metzger und dem herausgebenden Forschungskreis in Augsburg vorgestellt.

 
Was ist für uns hier in Hurlach daran interessant?

In diesem Bildband (199 Seiten, EUR 49,90) dürfte für Hurlacher Leser v. a. die Beschreibung des Schlosses und die Abbildungen aus seiner Baugeschichte (S. 140-145) interessant sein. Auch die Gedanken und Vorstellungen, die Landsitz-Eigentümer früher mit einem solchen Besitz verbanden, werden anschaulich dargestellt (S. 15ff.). Darüber hinaus kann man sich in diesem Buch auch über andere Gebäude informieren, die in einem Bezug zur Augsburger Patrizierfamilie von Schnurbein stehen**. Das Register ermöglicht dabei ein schnelles Auffinden der betreffenden Seiten.

In Hurlach sind bisher wohl v. a. die historischen Daten über das Hurlacher Schloss bekannt, die der spätere Landrat B. Müller-Hahl und Pfr. Dr. A. Haider 1953 in der kleinen Hurlacher Ortsgeschichte veröffentlicht haben. Die Darstellung von Metzger liefert nun ergänzende baugeschichtliche Details.

Auf alten Lageplänen ist eine Schlosskapelle eingezeichnet; auch auf dem Stich von Wening (um 1700) ist sie deutlich zu erkennen. Bei Metzger findet man weiterführende Informationen über diese Loretokapelle, die von 1682 bis ca. 1862 südwestlich des Schlosses stand.

Über die Renovierung des Schlosses vor gut 100 Jahren und über den Erweiterungsbau ("Villa") hat Metzger interessante Details zusammengetragen. Dabei sind drei Bauphasen zu unterscheiden:
1. Umgestaltung der Schlossanlage und "Wohnbarmachung" des Schlossgebäudes (1898/1899 nach Plänen des Augsburger Architekten Jean Keller)
2. Errichtung einer "neuen Ökonomie am Südende des Schlossparks"
3. Anbau der so genannten "Villa" (1905/06 nach Plänen des Augsburger Architekten Hans Schnell)

Die Wirkung der Renovierung: "Ein malerisches Ortsbild"

Wie das Aussehen des Gebäudes durch die Renovierung verändert wurde, kann man in Metzgers Buch anhand der Abbildungen der Ostfassade (S. 141) sehen:

- Die Stufengiebel, die man inzwischen schon als charakteristisch empfindet, wurden erst 1898/1899 angebracht.

- Damals wurden erneut die vier Zwiebelhauben, die auf dem Stich von Wening (um 1700) abgebildet sind und 1898 nicht mehr vorhanden waren, aufgesetzt.

Für manchen mag es überraschend klingen, dass Gebäudeteile, die - wegen ihrer historisierenden Gestaltgebung - besonders alt erscheinen, als letzte hinzugefügt wurden: Erst in der letzten Phase (1905/06) wurden der "Taubenturm" mit seinem Zinnenaufsatz über der Durchfahrt und die anschließenden Gebäude mit Laubengängen, Kutscher- und Dienerwohnung, Pferdestall und Remisen errichtet.

Trotz dieser Anbauten und trotz der Veränderungen bei der Renovierung stellt Metzger fest: "Der Schlossbau des frühen 17. Jahrhunderts ist nie wirklich verändert worden ..." Es sei den Architekten damals gelungen, das Schloss "mit historischen Reminiszenzen ... mit den umliegenden Häusern zu verbinden und zwischen Schloss, Dorfwirtschaft und Kirche ein neues malerisches Ortsbild zu inszenieren." (S. 144)

 
Weitere Veröffentlichungen

Das Hurlacher Schloss war schon früher in anderen Veröffentlichungen erwähnt worden, z. T. auch mit sozial- oder kunstgeschichtlichen Informationen.
- 1843 erschien eine Abhandlung über Schloss und Hofmark Hurlach in der Fachzeitschrift "Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte".
- Auch die Landsberger Geschichtsblätter haben sich mehrmals mit dem Hurlacher Schloss befasst.
- Am bekanntesten ist aber sicherlich das Buch von Walter Drexl*** über den Hurlacher Hofmarksherrn Sebastian Joseph von Pemler, der im 18. Jahrhundert lebte.

Über die Erwähnungen und Beschreibungen des Hurlacher Schlosses in der Fachliteratur kann man sich nun in dem Buch von Metzger durch die sorgfältig zusammengestellten Literaturangaben bequem informieren (Kurztitel-Übersicht der einschlägigen Literatur auf S. 145; ausführliche Bibliographie S. 190-194).

Rolf-Dieter Braun

 
Anmerkungen

* Christof Metzger mit Ulrich Heiß und Annette Kranz, Landsitze Augsburger Patrizier (hrsg. v. Forschungskreis Augsburger Patrizier und verwandte Familien e. V.), Deutscher Kunstverlag München / Berlin 2005 (ISBN 3422065741)

** z. B. Ettelried und Hemerten (S. 102ff. und S. 130ff.) - In einem von demselben Forschungskreis veröffentlichten Bildband über die "Häuser und Gärten Augsburger Patrizier" (ISBN 3422063064) findet man auch Informationen über das Augsburger Schnurbein-Haus (1944 zerstört) und den barocken "von Schnurbeinschen Garten vor dem Gögginger Tor".

*** Walter Drexl, Gugu-Pamperln und Schnig Schnag Schnur. Oder das verspielte Leben des Landadels im 18. Jahrhundert. Aus den Tagebüchern des Sebastian Joseph Frhr. von Pemler von Hurlach 1718-1772, Landsberg 1987 (ISBN 3920216474)

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Schloss Hurlach, Ostgiebel
Schloss Hurlach, Portal an der Nordfassade
Bürgerreporter:in:

Rolf-Dieter Braun aus Landsberg am Lech

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