Geschichtliches aus der Südstadt: Seit über 600 Jahren wacht der Döhrener Turm an der Straße nach Hildesheim

Dicke Mauern: Der Döhrener Turm war miltärischer Vorposten Hannovers.
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In der Mitte des 14. Jahrhunderts begannen die hannoverschen Bürger, eine Landwehr als zweiten Befestigungsring um ihre Stadt herum anzulegen. An großen Handels-und Heerwegen errichten sie Festungstürme. Deren Besatzung konnte das Herannahen von feindlichem Kriegsvolk frühzeitig melden. Drei dieser Türme stehen heute noch: der Pferdeturm, die Warte auf dem Lindener Berg und der Döhrener Turm an der einstigen Stadtgrenze zum Dorf Döhren. Trotz des Namens steht der Wehrturm aber noch auf altem hannoverschem Gebiet, der heutigen Südstadt.
Bereits 1355 ist in alten Urkunden von einer Landwehr bei Döhren die Rede. Ein erster steinerner Turm dürfte jedoch erst 1382 errichtet worden sein. 26 Mark und fünf Schillinge musste der Stadtkämmerer dafür bezahlen. 1486 wurde dieser Turm bei einem Überfall Herzog Heinrich des Älteren von Braunschweig zerstört. Es gab Tote. Der hannoversche Rat spendete zwei Schillinge für das Begräbnis der Knechte, die an der Landwehr zu Döhren erschlagen worden waren. Vielleicht entstand aus diesen Ereignissen die Legende von den sieben Spartanern, mit denen auch der geheimnisvolle „Siebenmännerstein“ an der Aegidienkirche in Verbindung gebracht wird.
Der heutige Landwehrturm entstand 1488 aus den Trümmern seines Vorgängers. Bereits zwei Jahre später , 1490, war er wieder Schauplatz einer Auseinandersetzung mit dem Braunschweiger Herzog. Diesmal berichtet jedoch keine Chronik über Opfer des Kampfes.
Unterdessen hatte Hannover seine Landwehr weiter ausgebaut. Wall- und Grabensysteme mit dichtem Buschwerk bepflanzt begrenzten die Eilenriede. 1361 liest man von einer Landwehr Bischofshol. Ein Wehrturm, der aber wohl nicht lange stand, wurde dort aber erst 1460 erbaut. Schon 1373 entstand der Kirchröder Turm, weiter östlich lag die Pinkenburg. 1385 erbaute man den Bergfried bei der Ricklinger Mordmühle, 1387 den Lister Turm, 1392 das Warthaus „Stürendeif“ (Steuerndieb) und den Turm auf dem Lindener Berg. Seit 1441 gab es daneben den „Roten Turm“ am Calenberger Steinweg. Auch in Seelze wird ein Bergfried der hannoverschen Landwehr genannt.

Der heutige Döhrener Turm – nach einem früheren Wärter namens Keller auch Keller-Turm genannt, steht auf den kreisförmigen Fundamenten seines Vorgängers. Der ursprünglich dreigeschossige Turm hat einen Durchmesser von etwa sieben Metern und 1,5 Meter starke Mauern. Das Fachwerkgeschoss erhielt er erst bei einer „Renovierung“ im Jahr 1888. Damals kam auch das an der Außenwand eingelassene Reliefbild eines Ritters hinzu. Zuvor trug er sein spitzes Dach direkt auf den Ziegelmauerwerk.

Sieben Gräben und sieben Brustwehren schlossen sich nach der Überlieferung an den Turm an. Das Wall-Graben-System begann an der Leine und verlief bis zur Warte Bischofshol. Noch heute sind ind er Eilenriede einige Wallreste zu erkennen und ein mächtiger Wall westlich der Hildesheimer Straße, an dessen Ende der Fischebrunnen steht. Die Turmwärter waren zugleich auch Holzwärter für die Eilenriede und erhielten das Recht, Bier auszuschenken. Daraus entstanden dann im Laufe der Zeit die beliebten Waldgaststätten.
Der militärische Wert der Landwehr schwand mit der Zeit. Als Johann Dietrich Hotopf, der letzte Döhrener Turmwächter, am 24. September 1837 starb, wurde die Stelle nicht mehr neu besetzt. Die Gaststätte am Döhrener Turm aber existierte weiter. Am 14. September 1872 fuhr bis hierher erstmals eine Pferde-Straßenbahn.

Der Döhrener Turm wurde im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. 1949 wurde er behelfsmäßig wieder in Stand gesetzt. Doch erst 1975 konnte er aufgrund einer Privatinitiative restauriert werden. Seitdem zog wieder Leben in das alte Gemäuer ein.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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