Die Landwehr: Hannovers militärische Vorposten

Der Döhrener Turm steht an der Grenze zwischen der hannoverschen Südstadt und der Gemarkung Döhren.
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  • Der Döhrener Turm steht an der Grenze zwischen der hannoverschen Südstadt und der Gemarkung Döhren.
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25 Mark und fünf Schillinge kostete anno 1382 ein Wehrturm. Diese Summe musste jedenfalls der hannoversche Rat für den Bau des Döhrener Turms aus dem Stadtsäckel berappen. Das malerische Bauwerk, heute Wahrzeichen des Stadtbezirks Döhren-Wülfel (der aber erst acht Meter südlich beginnt) gehört zum äußeren Befestigungsring der spätmittelalterlichen Stadt. Zehn steinerne Warten und ein rund 14 Kilometer langes Wall- und Grabensystem schützte und kontrollierte damals Hannovers Vorfeld.

Insgesamt haben drei der alten Wachtürme die letzten Jahrhunderte in mehr oder weniger unveränderter Form überdauert. Von den Erdwerken und Wassergräben sind in der Eilenriede noch etwa 1,6 Kilometer gut erhalten.

Hannovers Bürger begangen schon früh, militärische Vorposten im Umkreis der Stadt zu bauen. Die Anfänge der Hannoverschen Landwehr gehen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Um 1341 entsteht die Lüneburger Landwehr mit der Pinkenburg zwischen Steuerndieb und dem Altwarmbüchener Moor. Seit 1373 ist in Urkunden auch die Landwehr zwischen Misburg und Hannover bezeugt, an deren Hauptdurchlass der Pferdeturm für Sicherheit sorgte. Neben dem 1404 als „Hardenbergstorn“ genannten Wartturm direkt an der heutigen Eissporthalle präsentieren sich den Spaziergängern in der angrenzenden Eilenriede sehenswerte Reste der alten Wallanlagen. Östlich vom Zoo verläuft ein beiderseits von Gräben begleiteter Erdwall. Ihre Fortsetzung findet die Landwehr südöstlich in der Kleefelder Eilenriede Richtung Bischofshol.

Schon 1355 ist von der Döhrener Warte die Rede, ein Turm ist hier aber erst seit 1382 nachweisbar. Seine endgültige Form bekam der Rundturm Ende des 15. Jahrhunderts; das Fachwerkobergeschoß stammt gar erst aus dem Jahr 1888. Ein guterhaltener Doppelwall mit dem Fischbrunnen an seinem Ende schließt sich westlich des Döhrener Turms an.

Sind Döhrener Turm und Pferdeturm noch heute markante Wahrzeichen an den Ausfallstraßen, erinnern an die Landwehrbefestigungen bei Steuerndieb und Bischofshol nur noch Ausflugslokale, die aus den früher an den Türmen betriebenen Schankwirtschaften hervorgegangenen sind. Reste des um 1460 erbauten Bischofsholer Turms könnten aber noch im Erdboden stecken.

Manchen Hannoveraner wird es erstaunen: Verschwunden ist auch der Lister Bergfried. Der heutige Lister Turm ist eine romantisierende Nachbildung aus dem Jahr 1895. Und vom Turm der 1373 urkundlich erwähnten Kirchröder Landwehr ist nur ein Wappenstein aus dem Jahr 1572 geblieben.

Im Westen der Stadt wachten einst fünf Wehrtürme über den sicheren Schlaf der Hannoveraner: Der „Bergfried to der Mortmole“ in Ricklingen, ein Wartturm auf den Lindener Berg, der westlich der Altstadt gelegene „Rote Turm“, ein bei Letter vermuteter „Bergfred to Seelze“ und der einst in Richtung Herrenhausen stehende „Bergfred by dem Grottemekere Campe“. Geblieben ist nur der Wächter auf der Spitze des Lindener Berges. 1651 wurde der Ende des 14. Jahrhunderts erbaute Landwehrturm in eine Windmühle umfunktioniert, heute beherbergt er einen Biergarten. Und im Ricklinger Holz erinnern noch Reste der ehemaligen Wallanlagen an den früheren Landwehrturm nahe der heutigen Göttinger Chaussee.

Die hannoversche Landwehr besaß nur einen begrenzten militärischen Wert. Im Jahr 1486 lag der Herzog Heinrich der Ältere mit der Stadt in Fehde. Dabei ließ er dem Döhrener Turm verbrennen und die dort stationierten hannoverschen Kriegsknechte erschlagen. Sofort von den Bürgern der Stadt wieder instand gesetzt, wurde der Turm 1490 nochmals vom Herzog im Handstreich genommen.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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