Damals in Döhren: Als die FDP mit dem Titi-Winterstein-Quintett feierte

Das Titi-Winterstein-Quintett spielte in Döhren
8Bilder
  • Das Titi-Winterstein-Quintett spielte in Döhren
  • hochgeladen von Jens Schade

Ungewohnte Musik war an einem Sonnabend im September des Jahres 1991 auf dem Döhrener Schützenplatz zu hören. Statt schmissiger Marschmusik von Spielmannszügen ertönten – wie es damals in der Presse hieß – „Zigeunerweisen“. Die Freien Demokraten hatten auf den Platz ein Sinti- und Roma-Fest ausgerichtet und als besondere Attraktion das Titi-Winterstein-Quintett engagiert.

Titi Winterstein (* 25. Oktober 1956; † 13. Juni 2008) war nach Wikipedia „ein deutscher Jazzmusiker (Geiger) und einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Sinti-Swing". Entsprechend lockte er viele Döhrener an. Unter einem Zelt standen Bänke und Tische bereit, denn neben der Musik wurden noch Kaffee und Kuchen, Bratwurst und die üblichen Wahlkampfprospekte serviert. Mit der Freiluftfete, organisiert vom damaligen FDP-Ratskandidaten Dr. Matthias Wilkening, sollten Vorurteile abgebaut werden. In der damaligen Zeit lagerten immer wieder Sinti- oder Romagruppen auf den Döhrener Schützenplatz und wurden nicht von allen ständigen Bewohnern des Stadtteils jeweils freundlich begrüßt. Es gab viele Beschwerden und Diskussionen in der Bevölkerung. „Man soll miteinander diskutieren und nicht diskriminieren“, meinte Wilkening, der mit dieser Veranstaltung eine „Politik der neuen Toleranz“ beginnen wollte. Wilkening: „Minderheiten sind das Salz in der Suppe.“

Einige der Besucher hatte jedoch nur der Name Titi Winterstein angelockt. „Ich bin nur wegen der Musik gekommen“, erzählte ein älterer Herr, der von Politik nichts weiter wissen wollte. Andere, wie Jörg Haunert , seinerzeit Pastor der St. Petri-Kirche, schauten vorbei, weil sie die Aktion gut fanden. Haunert: „ Das ist eine tolle Idee um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Als das Fest geplant wurde, lagerten noch einige Sinti auf dem Platz. Die waren jedoch vor dem Start der Veranstaltung bereits weitergezogen. Trotzdem war Wilkening optimistisch, dass Sinti, Roma und die Döhrener nunmehr miteinander reden werden.

Seit über 40 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv aus dem Stadtbezirk geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

69 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.