Spaziergänge in der Leineaue: Wo Hannover noch ein Dorf ist

Altes Bauernhaus am Edelhof in Ricklingen
  • Altes Bauernhaus am Edelhof in Ricklingen
  • hochgeladen von Jens Schade

Das Naherholungsgebiet Südliche Leineaue erstreckt sich von der Haustür in Döhren, Wülfel und Ricklingen bis hin zum Schulenburger Berg mit dem Schloss Marienburg hoch oben als krönenden Abschluss. Die Leinemasch bietet sich dabei nicht nur als eine wunderschöne Landschaft für Ausflüge ins Grüne an; sie steckt auch voller Geschichte. In den vergangenen 20 Jahren habe ich in loser Folge interessante historische Details und Ausflugsziele im MASCHSEEBOTEN – das ist eine Stadtteil-Zeitung in Döhren und Wülfel - vorgestellt. Die Hefte mit den einzelnen „Spaziergängen in die Leineaue“ sind längst vergriffen. Daher sollen nach und nach die einzelnen Beiträge nun bei myheimat einem weiteren Leserkreis bekannt gemacht werden. Und vielleicht findet sich ja ein Verleger, der die gesammelten Geschichten in einer Broschüre oder einen Büchlein veröffentlicht.

Heute: Wo Hannover noch ein Dorf ist

Direkt hinter dem Deich der Beeke im Anschluß an die Leineaue ist die Großstadt noch Dorf. Hier im alten Ortskern von Ricklingen hat sich rund um die uralte Kapelle viel bäuerliche Bausubstanz erhalten.

Im Jahre 1124 wurde das Dorf Ricklingen erstmals urkundlich erwähnt. Kern der Siedlung dürfte das Gebiet um den Edelhof und der Beekestraße auf einer leichten Erhöhung westlich der lhme gewesen sein. Aus Rikelinchusen wurde 1348 Rikkelinge, 1372 Rickelingen und Rickelinghe. Der Ort war Stammsitz der Edelherren von Ricklingen, die im 12. Jahrhundert ausstarben. Aus dem Mittelalter sind natürlich keine Bauernhäuser übrig geblieben, doch einiges aus vergangenen Tagen hat sich doch noch erhalten. "Das alte Dorf hat noch eine Chance" versprachen Stadtplaner 1979 einen behutsamen Umgang mit der bäuerlichen Bausubstanz. Neubauten drängten dennoch in den alten Dorfbereich, Immerhin läßt sich noch eine Reihe von Meisterwerken früherer Zimmermannskunst entdecken.

Von besonderer städtebaulicher Bedeutung ist der Vierständerbau Am Edelhofe I aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. 1796 entstand Am Edelhof Nr. 5 der Vollmeierhof Hartmann. Auch in den benachbarten Straßen gibt es denkmalgeschütztes Fachwerk. Als ältestes Haus Ricklingens gilt das Wohnwirtschaftsgebäude in der Beekestraße 76 aus dern Jahre 1793. 1804 zimmerten Handwerker die Balken eines Hauses an der Stammestraße 21, und in die Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Gebäude der Stammestraße 23 und der Beeksstraße 109 datiert. Aber nicht jedes alte Bauernhaus stuften die Fachleute als Baudenkmal ein. Wurden die Unterkünfte aus Großvaters Zeiten zu stark verändert, wird der Schutz des Gesetzes versagt. Trotz ihres Fachwerkes und der durchlittenen Jahre stehen dann auch beispielsweise die Gebäude Beekestraße 74 oder Stammestraße 22 nicht auf der Denkmalliste.

Anm: Diesen Text schrieb ich in den 80ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für den Maschseeboten. Zwischenzeitlich hat sich das alte Dorf Ricklingen leider weiter verändert. Aber wer einen Spaziergang durch die alten Straßen macht, spürt doch ab und zu immer noch dörfliches Flair.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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