eine Bilderflut - was aber sehe ich?

Ganz im Hintergrund Kleingärten in Eldagsen, vorn eine Holzscheibe (20x10cm); die Jungs links und das Mädchen beim Pferd und auf dem Weg rechts haben sowohl das Modell auf der Holzscheibe, wie auch sich selber und den Hintergrund fotografiert,... s.u.
  • Ganz im Hintergrund Kleingärten in Eldagsen, vorn eine Holzscheibe (20x10cm); die Jungs links und das Mädchen beim Pferd und auf dem Weg rechts haben sowohl das Modell auf der Holzscheibe, wie auch sich selber und den Hintergrund fotografiert,... s.u.
  • hochgeladen von Christel Pruessner

Jetzt in der Ferien- und Urlaubszeit gibt es wieder einer große Bilderflut! Und zu selben Zeit gibt es im Kirchenladen Eldagsen wieder die Möglichkeit für Kinder, sich mit Dingen zu befassen, für die sonst nicht die dafür notwendige Zeit vorhanden ist: Bilder aufnehmen (Fotografieren) und dann am Computer die Bilder bearbeiten, verändern. "Mach Dir kein Bild und auch keine Vorstellung, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist" (so steht es in unseren Bibeln bei: Exodus 20) und wir fotografieren doch - und das ist gut so. Denn wir wollen uns Bilder bewahren. Die Bilder sollen uns später einer Hilfe sein beim Erinnern und Wachrufen. Den größten nutzbaren Raum in unserem Kopf nimmt das Bildgedächtnis ein. Bilder tragen Erlebnisse in uns hinein und auch wieder heraus! Bilder helfen uns erinnern und sie helfen uns dabei, Zusammenhänge besser zu verstehen.
Aber Bilder haben auch eine sehr gefährliche Seite. Und davor möchte uns dieses alte Gebot der Bibel bewahren. Bilder können uns in die Irre führen, die Bilder der Worte genauso, wie die Bilder mit Figuren und Flächen. Ich muss an ein Foto denken, auf dem in drei Reihen überaus wichtige Politiker zu sehen sind, das Foto ist inzwischen schon sehr alt, historisch und doch immer noch gefährlich. es gibt von diesem Foto mindestens zwei Versionen, die damals veröffentlicht wurden. Und wer den beiden Fotos gleichzeitig begegnet, wird beim ersten Drüberschaunen nicht mal merken, dass es sich um zwei verschiedene Darstellungen handelt, alle stehen genauso da, halten ihren Stock in der immer noch selben Hand, grinsen oder lächeln, oder blicken noch genau grimmig aus dem Hintergrund. Der Unterschied ist ein einzige Mensch. Als das Foto entstand durfte er noch in der zweiten Reihe zu sehen sein. Kurze Zeit später hatte er seine Gunst bei den Mächtigen seines Landes verspielt und wurde zur Unperson erklärt, aus dem Bild retuschiert und gegen eine andere Person ausgetauscht, so gut gemacht, dass es schon einer großen Aufmerksamkeit bedarf, den Unterschied zu entdecken. Damals war das eine Kunst der Mitarbeiter im Fotolabor.
Und 2008 zaubern sich Kinder selber geschickt in eine Landschaft der Modelleisenbahn und fotografieren dort die Blumen, sie streicheln ein Pferd, das grad mal 8mm hoch ist und es sieht so aus, als würden sie es wirklich grad am selben Nachmittag neben an gemacht haben, sie setzen an zu einem Spurt über die grüne Wiese, auf der sie im wahren Leben nicht mal mit ihren Daumen Platz nehmen könnten. Sie verschwinden hinter einem Busch, den sie soeben fotografiert hatten und kommen beim Bauern nebenan aus dessen Scheunentor, das schon seit über zehn Jahren nicht mehr zu öffnen ist.
Wir gehen mit Bildern um, wie ein Jongleur im Zirkus und wir müssen darauf acht geben, dass wir die Illusion nicht zur Wirklichkeit erklären und dann Augenblicke später der Wirklichkeit ihren Wahrheitsgehalt absprechen. Das schöne Foto vom ruhigen Wasser im Mittelmeer, dazu der liebe Mensch an Deiner Seite - in vierzig Jahren wirst Du dieses Bild mit ganz anderen Augen betrachten und Du wirst Dich fragen, war das Illusion oder ist es eine überaus wohltuende Erinnerung für Dein Leben. - Unsere neue Zeit lässt es zu, dass wir viel mehr Bilder aufnehmen können - technisch! - auch in unserem Gedächtnis? Da baut sich allmählich ein dicker Stau auf, weil wir zu den eigenen Bildern auch noch die täglich viel zu vielen Bilder aus den Medien aufnehmen wollen oder sollen und Sie vermischen sich. Wie gut tut es da, wenn wir die Kinder lachen sehen, wie sie sich hinter einem Baum verstecken, von dem sie wissen, grad eben haben sie genau diesen noch hinter ihrer kleinen Hand verbergen können.

Legende zum Farbfoto:
Ganz im Hintergrund Kleingärten in Eldagsen, vorn eine Holzscheibe (20x10cm); die Jungs links und das Mädchen beim Pferd und auf dem Weg rechts haben sowohl das Modell auf der Holzscheibe, wie auch sich selber und den Hintergrund fotografiert, ebenso die Blüte einer "Winde" - dann alles zu einem neuen Märchen verzaubert -- und alles zusammen war ein herrlicher Spaß!
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Leider kann ich nicht zwei historische Fotos zu dem oben beschriebenen Thema zeigen, weil ich nicht über ihre Rechte verfüge - in dem Buch von Rainer Fabian "Fotografie - Sensationen, Dokumente, Fäschungen" (1976, Verlag Kurt Desch, München) werden sie neben anderen gezeigt

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

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