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Horst Deuker und der Katholizismus

  • Buchhandlungschefin Manuela Banse begrüßt die Teilnehmer der Veranstaltung.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich

Donnerstag, 28. Juni 2018. Internetportal „Lebensraum Linden“ und Buchhandlung Decius, Linden, Falkenstraße 10, veranstalten den letzten Programmpunkt ihrer gemeinsamen Lesereihe „Linden – eine Reise durch Zeit und Raum“. Referent ist der ehemalige Blumenhändler Horst Deuker, bestes bekannt ob seiner Exkursionen und Vorträge zur Historie Lindens, auch als Buchautor machte er sich schon einen Namen.

Horst Deuker holt in seinem Vortrag weit aus. Berichtet von den Anfängen des Christentums im „alten Rom“ und der Christianisierung nördlich der Alpen ab 718 n.Chr. durch den Benediktinermönch Bonifatius. Zunächst existiert nur die Römisch-Katholische Glaubensgemeinschaft, die fortan mit Teilung bzw. Abspaltung zu kämpfen hat, 1054 n. Chr. wenden sich viele Gläubiger von der Mutterkirche ab und gründen die Griechisch-Orthodoxe Kirche.

Ein einschneidendes Ereignis, so Deuker, ist die Reformation. Sie ist eine Erneuerungsbewegung, die im Jahr 1517 ihren Höhepunkt erreicht, als der Prediger Martin Luther gegen den damals noch üblichen Ablasshandel 95 Thesen an die Eingangstür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll. Mit dem Evangelium lutherischer Art hält eine neue Glaubensrichtung Einzug in die Kirchenhäuser. Die Spannungen zwischen katholischer und evangelischer Kirche bleiben aber bestehen. Sie finden im 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 mit Millionen von Toten ihren vorläufigen Höhepunkt.

Die Basilika St. Clemens ist, so der Referent, Hannovers erste katholische Kirche nach der Reformation. Nachdem Herzog Ernst August I die Kurwürde erhielt (1692), stellt er den Katholiken die freie Religionsausübung und den Bau eines Gotteshauses in Aussicht.   Agostino Steffani (1654-1728), Diplomat, katholischer Priester im Bischofsstand und Komponist bedeutender Opern (mit "Enrico Leone" wird in Hannover im Jahr 1692 das erste Opernhaus im Leineschloß eröffnet), erteilt 1711 seinem italienischen Landsmann Tommaso Giusti, Architekt und Hofmaler in Diensten des hannoverschen Kurfürsten, den Auftrag, ein Gotteshaus im venezianischen Barockstil mit einer Kuppel zu errichten. Es soll nicht in Hannovers Altstadt, sondern auf einer Bastion in der Calenberger Neustadt gebaut werden. Am 5. November 1718 wird die Kirche geweiht, allerdings ohne Kuppel, das Geld reichte nicht. 1894 Erhebung durch ein päpstliches Dekret zur Propstei-Kirche.
Im August 1943 Zerstörung der Kirche durch Brandbomben. Wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg erfolgt der Wiederaufbau, dieses Mal mit einer schönen Kuppel.

Breiten Raum widmet Deuker dem promovierten Juristen Ludwig Windhorst, der ein glühender Verfechter des Katholizismus war. Zunächst Justizminister im Königreich Hannover, nach der Annexion durch die Preußen (1866) Mitglied des Deutschen Reichstages. Als Reichskanzler Bismarck die Rechte der Katholiken einschränken wollte, leistet der Zentrums-Politiker Windhorst durch Redebeiträge im Parlament entschiedenen Widerstand. Schließlich lenkt Bismarck ein und beendet den Konfrontationskurs gegen die Katholiken.
1891 stirbt Ludwig Windhorst im Alter von 79 Jahren. Er wird vor dem Hochaltar der katholischen Pfarrkirche St. Marien, erbaut 1885-1890 in Hannovers Nordstadt von Christoph Hehl, in einem Grab beigesetzt (siehe Bilder).

In Linden werden die ersten katholischen Pfarrkirchen Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Der starke Zustrom katholischer Arbeiter aus Schlesien und dem Eichsfeld in Lindener Fabriken erfordert den Bau von Arbeiterquartieren und Gotteshäusern/Konfessionsschulen. Architekt Christoph Hehl, der in Hannover neben St. Marien noch andere Kirchen bauen ließ, wird auch in Linden tätig. Er ist verantwortlich für die Errichtung der katholischen Pfarrkirchen St. Godehard an der Posthornstraße (1873-1874) und St. Benno an der Velvetstraße (1901-1902).

Über sich sagt Deuker:

„Geprägt wurde mein Glaube durch den Großvater Josef Amkreutz. Er war Mitglied in „Katholisches Hilfswerk“ und „Katholischer Männergesangsverein“. Er achtete sehr darauf,  dass ich sonntags  in die Heilige Messe ging, entweder um 7 Uhr morgens zur Frühmesse oder um 10 Uhr ins Hochamt. 1941 erhielt ich die Kommunion und später die Firmung. Auch meine Kinder Kai und Kim wurden katholisch getauft.
Vor der Schulzeit ging ich in den Kindergarten „St. Godehardistift“, Allerweg 3-9. Mein erster Schultag führte mich im Jahr 1937 in die katholische Bekenntnisschule an der Eleonorenstraße.“

Nach ca. 60 Minuten beendet Horst Deuker seinen Vortrag. Die Anwesenden spendeten viel Beifall.

  • Buchhandlungschefin Manuela Banse begrüßt die Teilnehmer der Veranstaltung.
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  • Katholische Pfarrkirche St. Marien mit Bildnis Dr. Ludwig Windhorst.
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  • Manfred Wassmann, Mitgestalter des Internetportals "Lebensraum Linden", gibt eine kurze Einführung in die Thematik.
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  • Probsteikirche St. Clemens, um 1900
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  • Katholische St. Godehardikirche, Lithografie, um 1900.
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  • Fronleichnamprozession der St. Godehardi-Gemeinde, um 1912, Godehardistraße, gestern (um 1912) ....
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  • ..... und heute. Bild wurde nachträglich eingefügt.
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  • Godehardikirche heute aus Standort Posthornstraße.
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  • St. Godehardistift, 1930-er Jahre, Allerweg 3-9
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  • St. Godehardistift. Der junge Horst Deuker ging in den 1930er Jahren in das angeschlossene Kinderheim.
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  • St. Bennokirche an der Velvetstraße, Linden-Nord, um 1910.
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  • Kirche St. Marien mit Hochalter. Davor das Grab von Ludwig Windhorst.
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  • 63. Katholikentag 30. August bis 2. September 1924 in Hannover, Festgottesdienst.
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  • Caritas, eine Hilfsorganisation der katholischen Kirche.
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  • Verdienter Beifall für den Referenten.
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  • Buchhandlung Decius, Hannover-Linden, Falkenstraße 10, Filialleiterin Frau Manuela Banse.
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7 Kommentare

Ich helfe gerne beim Klären von alten Bildszenen, soweit ich es kann. Solche Hinweise scheinen mir deshalb wichtig zu sein, weil von nachwachsenden Generationen mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand immer weniger Genaues erkannt wird.

Es sind manchmal Kleinigkeiten, die Aufklärung bringen, wie sie jetzt auch Bernd erforschen konnte: Polizeirevier I. Ohne die beiden Gewehre tragenden Polizisten auf dem Bürgersteig rechts, wäre die Frage nach der Funktion des Gebäudes, vor dem sie da stehen, nie aufgekommen.

Peter, danke für den sehr konstruktiven Kommentar! Genau hinschauen ist, wie in diesem Fall, oft von Erfolg gekrönt.

Ich habe zu danken, besonders für Deine Nachforschungen, Bernd!

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