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Wenn der Berg ruft - vom Schwarzen Bären zum Lindener Berg

Der Schwarze Bär am gleichnamigen Platz in Hannover Linden. (Foto: Katja Woidtke)
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  • Der Schwarze Bär am gleichnamigen Platz in Hannover Linden. (Foto: Katja Woidtke)
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Wer glaubt, dass Hannover auf dem platten Land liegt, der ist noch nicht auf dem Lindener Berg gewesen. Immerhin 89 Meter über NN liegt diese Erhebung in den hannoverschen Stadtteilen Linden-Mitte und Linden-Süd. Besonders im Frühjahr, wenn die blaue Pracht der Scilla-Blüte den Bergfriedhof in einen Traum aus kleinen, blauen Blüten verwandelt, zieht es unzählige Hannoveranerinnen und Hannoveraner auf den Lindener Berg. Doch auch im Winter lohnt ein Spaziergang durch das Viertel vom Schwarzen Bären an Jugendstilhäusern und Villen, moderner Architektur und den "Drei warmen Brüdern" vorbei zum Berg. Begleitet mich auf meiner kleinen Tour durch Linden und lasst euch von diesem Stadtteil begeistern!

Wir beginnen unseren Spaziergang am Schwarzen Bären. Der gleichnamige Platz hinter der Ihmebrücke bekam seinen Namen von der Gaststätte Schwarzer Bär, die einst beliebter Treffpunkt in Linden war. Heute erinnert nur noch der Name des Platzes an dieses Lokal, an dessen Stelle nun eine Apotheke zu finden ist. Nach langer Umbauphase fließt nun auch wieder der Verkehr aus dem einstigen Dorf und jetzigem Stadtteil Linden über die Ihmebrücke am Capitol nach Hannover. Das lange Zeit einzige Hochhaus in Linden wurde 1930 an der Ihme in Klinkerbauweise erbaut und beherbergte lange ein Kino. Heute wird hier im Veranstaltungszentrum Capitol zu fetziger Musik bis in die frühen Morgenstunden gefeiert oder es werden Konzerte von hochkarätigen Musikerinnen und Musikern besucht, die hier vor einmaliger Kulisse auf der Bühne stehen. Neben hannoverschen Bands wie Terry Hoax und Fury in the Slaughterhouse haben auch Robbie Williams und Southside Johnny ihre Fans im Capitol begeistert. Das Ihme-Zentrum gleich hinter dem Capitol war zu Beginn der 1970er Jahre als "Stadt in der Stadt" konzipiert worden und kämpft jetzt mit einem Schmuddelimage. Ladenlokale, die das Zentrum aufwerten sollten, stehen leer. Die Architektur dieses modernen Wohnkomplexes steht in starkem Widerspruch zu der Bebauung jenseits der Blumenauer Straße.

Das TAK (Theater am Küchengarten) gegenüber des Ihme-Zentrums erinnert an vergangene Zeiten. Wie der Name der Kabarett-Bühne und des Platzes davor schon sagt, befand sich hier einst der Küchengarten des königlichen Hofes in Hannover. Die Pavillonstraße führt auch heute noch zu dem Punkt, an dem damals der Küchengartenpavillon als Aussichtspunkt am Ende dieses Gartens gelegen hat. Das TAK selbst war in den 1920er Jahren als Badehaus gebaut worden. In Dusch- und Wannenbädern konnten die Lindenerinnen und Lindener, die kein eigenes Badezimmer besaßen, ihrer Körperflege nachkommen. Wenn ihr eine Vorstellung im TAK besucht, könnt ihr auch einen Blick auf eine erhaltene Badezelle werfen.

Wir drehen uns auf dem Platz vor den Städtischen Bädern einmal herum. In der Wintersonne strahlen die Schornsteine der "Drei warmen Brüder". So werden die drei Kesselhäuser mit ihren Schornsteinen genannt. Über die Haasemannstraße geht es ins Herz von Linden-Mitte.

Ein Hauch von Gründerzeit

Rund um den Lichtenbergplatz zeigt sich der Stadtteil von seiner schönsten Seite. Beeindruckend das Standbild des Herzogs Wittekind, der sich an einer Häuserecke imposant auf sein Schwert stützt. In der gleichnamigen Straße begeistern uns besonders hübsche Fassaden der Häuser aus der Gründerzeit. Auch das Café K, das vor allen Dingen wegen seines leckeren Kuchens beliebt ist, lädt in einem Haus aus der Gründerzeit seine Gäste ein. In der Gartenallee lässt sich an der ehemaligen Polizeiinspektion West erahnen, wie prachtvoll die ursprüngliche Villa einmal ausgesehen haben mag. Nach dem Auszug der Polizei steht das Gebäude nun leer. Auch auf dem ehemaligen Gelände der Gilde-Brauerei hat sich einiges verändert. Moderne Reihenhausbebauung ist nun im Gilde-Carré zu finden, wo noch bis Ende der 1990er Jahre Bier gebraut wurde. Zeugen der industriellen Vergangenheit Lindens findet man auch in der Niemeyerstraße. An der ehemaligen Direktorenvilla der Lindener Eisen- und Stahlwerke schmückt ein Relief eines Stahlarbeiters die Hausfassade.

Vorbei am Von-Alten-Garten, der unbedingt einen eigenen Besuch wert ist, spazieren wir weiter zum Lindener Markt. Dienstag und Samstag könnt ihr hier frisch von den Erzeugenden einkaufen. Der Nachtwächter auf dem gleichnamigen Brunnen bläst bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Stelle in sein Horn. Das Rathaus wurde nach dem Krieg zwar nur in vereinfachter Form wieder aufgebaut, lässt aber dennoch die Pracht erahnen, mit der es einst Linden seine Besucherinnen und Besucher beeindruckt haben mag. Besonders sehenswert sind auch die stattlichen Wohnhäuser rund um den Lindener Markt.

Typisch Linden

In der Davenstedter Straße kommen wir an einer der für Linden typischen Trinkhallen und Kioske vorbei. Ob bunte Tüte oder Fläschchen Bier: Hier gibt es fast alles, was das Herz begehrt. Kindheitserinnerungen werden wach. Was waren das für Zeiten, als wir außerhalb der sonst üblichen Ladenöffnungszeiten (um 18.00 Uhr wurden die Läden in meiner Kindheit geschlossen) mit ein paar Groschen zur Bude um die Ecke gingen, um Süßigkeiten zu kaufen!

Typisch für Linden sind auch die vielen kleinen Läden, in denen es individuelle, schöne Kleinigkeiten ab der üblichen Ware aus Ladenketten zu entdecken gibt. Bummelt doch selbst einmal durch Linden und lasst euch überraschen! Wenn ihr euch zwischendurch stärken wollt, habt ihr in Linden-Mitte viele Möglichkeiten einzukehren.

In der Falkenstraße gibt es in der Trattoria Da Giorgio leckere, italienische Hausmannskost. Süße Schleckermäulchen kommen in der Konditorei Mönike auf der anderen Straßenseite auf ihre Kosten. Zahlreiche Kneipen machen den Stadtteil zu einem attraktiven Anziehungspunkt am Abend. Und das nicht nur für die Lindenerinnen und Lindener. Doch uns ruft der Berg. Seit fast zwei Jahren gibt es auf dem Lindener Berg wieder einen Biergarten. Lange hatte der Lindener Turm wie Dornröschen vor sich hingeschlummert. Der Turm, der Ende des 14. Jahrhunderts an der höchsten Stelle des Lindener Berges als Wehrturm errichtet worden war und lange als Windmühle diente, lockt nun endlich wieder Gäste aus Linden und der Umgebung an. Super Service, freundliches Personal, leckeres Essen zu passenden Preisen und ein traumhaftes Ambiente haben uns überzeugt, den Lindener Turm nicht erst wieder zur Biergartenzeit im Sommer zu besuchen. Spätestens zur Scillablüte auf dem Lindener Bergfriedhof werden wir dort wieder einkehren. Oder wenn uns eine Tour rund um den Lindener Berg und seine Geschichte führen wird.

Psst, hört einmal genau hin: Der Berg ruft auch euch!

(Ungefragte Werbung wegen Namensnennungen)

Quellen:

"Geschichte der Stadt Hannover - Band 2" Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Schlütersche Verlag
"Hannover - Kunst- und Kulturlexikon" Knocke, Thielen, Th. Schäfer-Verlag
Wikipedia "Linden-Limmer"
Homepage "Linden entdecken"

Mit Katja durch Hannover

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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