Spaziergang mit Horst Bohne und der SG Hannover von 1874 auf den Lindener Berg

Lindener Berg vor hundert Jahren. In der linken Bildhälfte (Mitte) ist das Kalkbrennerhäuschen zu sehen. Im Bildanschnitt rechts die Knaben-Mittelschule
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  • Lindener Berg vor hundert Jahren. In der linken Bildhälfte (Mitte) ist das Kalkbrennerhäuschen zu sehen. Im Bildanschnitt rechts die Knaben-Mittelschule
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Die Sportgemeinschaft von 1874 Hannover e.V. lud am 08. Juni 2012 um 16 Uhr zu einem Spaziergang auf den Lindener Berg ein. Die Führung übernahm Horst Bohne, der über vier Jahrzehnte seines Lebens in Linden verbrachte. Episoden aus diesem Lebensabschnitt (1929-1961) kann man in seinem Buch „Lindener Erinnerungen“ (Hrsg. Quartier e. V., 2006.) nachlesen. Es ist auch heute noch erhältlich.
Die Tour begann vor dem Turm der Martinskirche. Das Gotteshaus wurde bereits 1287 als Dorfkirche erwähnt, 1854 bekam der Sakralbau nach Plänen des hannoverschen „Backstein-Papstes“ Conrad Wilhelm Hase einen neuen Turmaufbau, Zerstörung von Kirche und Turm im Jahr 1943 (letzterer nur teilweise), 1957 Wiederaufbau durch Architekt Dieter Oesterlen.
Nach Verlassen des Kirchhofs führte der Weg an einem Schulbau (errichtet 1905 als Städtische Knaben-Mittelschule Linden, Am Lindener Berge 2, später Knaben-Mittelschule III) vorbei. Schräg gegenüber lag der Standort des sogenannten Kalkbrennerhäuschens, Wohnstätte von Johann Egestorff, im Volksmund „Kalkjohann“ genannt. Egestorff begründete das industrielle Zeitalter in Linden. Leider wurde das Häuschen 1969 abgerissen.
Nach der Überquerung des Westschnellweges, eine Autoschnellstraße, blieb Horst Bohne vor der Villa Osmers stehen und bemerkte, dass Hinrich Osmers, Rektor der nahen Knaben-Mittelschule, dieses Gebäude in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts errichten ließ. Es ist auch heute noch in einem tadellosen Zustand. Auch von einem Eiskeller neben der Villa wusste Bohne zu berichten. In einem Stollen wurde zur Bierkühlung Natureis eingelagert, das im Winter von den häufig zugefrorenen Maschwiesen herbeigeschafft wurde. Die Brauerei Meyer&Brande (später Lindener Aktienbrauerei) und Gaststätten griffen darauf zurück. Nach Erfindung der Eismaschinen erübrigte sich diese Lagerung. In den Lagerräumen etablierte sich danach eine Champignonzucht.
Nach Passieren des Wasserhochbehälters und des traditionsreichen Jazzkellers (hier „muckt“ schon mal der hannoversche Bürgermeister Bernd Strauch) näherte sich das Teilnehmerfeld dem Lindener Bergfriedhof mit Küchengarten-Pavillon.
Eine Postkarte (siehe Bilderserie), die am 2. Januar 1912 verschickt wurde, suggeriert, dass der Pavillon dort schon vor 1913 stand. Eine Zukunftsversion?
Laut Recherchen von "Quartier" soll die Lindener Bürgerstiftung noch im Jahr 1913 Geld für einen Standort auf dem Lindener Bergfriedhof gesammelt haben. Über das genaue Aufstellungsdatum darf aber weiterhin gerätselt werden.
Der Pavillon wurde im Jahr 2002 aufwändig restauriert. Es ist ein Schmuckkästchen geworden. Das Nutzungsrecht mit Pflegeauflage bekam „Quartier“. Dieser eingetragene Verein engagiert sich, nach eigenen Angaben, in der historischen Forschungs-, Vermittlungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie in der Stadtteilkultur und vor allem in der Stadtteilgeschichtsarbeit.
Nach der Besichtigung des Pavillons näherte sich der Spaziergang dem Ende. Schnell noch ein Blick vom Rodelberg, hier rasten früher die Lindener Butjer auf dem Schlitten der Hanomag entgegen, und dann ging es zu einem Abschiedstrunk in den „Biergarten Lindener Turm“.

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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