myheimat-Treffen in Hannover
"Lustige Hannoveraner, die sind wir" - mit myheimat unterwegs in der Altstadt von Hannover

Immer schön dem Zylinder folgen | Foto: Oliver Woidtke
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  • Immer schön dem Zylinder folgen
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Zum 2. bundesdeutschen myheimat-Treffen hatte das Organisationsteam rund um Gertraude König ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Nachdem die myheimat-Bürgerreporterinnen und -reporter sich schon am Freitag in der HBX-Stadtbrauerei beschnuppern konnten, zeigten die Hannoveranerinnen und Hannoveraner am Samstag ihren Gästen die schönen Seiten von Hannover.

Das Wetter war zwar etwas regnerisch, konnte die gute Laune aber nicht trüben. Für einige begann der Blick auf Hannover von oben. Mit dem Schrägfahrstuhl ging es auf das Neue Rathaus. Bei schönem Wetter kann man von hier oben sogar bis zum nahen Deister schauen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Hannover Herrn Strauch, ging es in kleineren Gruppen durch die Stadt.

Karl-Heinz hatte sich extra für die Stadtführung in Schale geworfen und führte unsere Gruppe gut behütet durch die Altstadt. Zahlreiche Anekdoten rund um das hannoversche Platt und Gesangseinlagen (Haarmann kommt mit seinem Hackebeilchen vielleicht auch zu dir?) machten seine Tour unvergesslich schön und lustig. Auf dem Trammplatz machten wir uns auf die Suche nach dem Denkmal für den unbekannten Deserteur. Das erwies sich bei dem Gewusel auf dem Platz (Hannover feierte dort das "Fest der Kulturen") als leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn das Denkmal als Abstellplatz für Kaffeekannen genutzt wird. Die ersten Lacher waren garantiert. An der Volkskochschule zeigte Karl-Heinz Reste der ehemaligen Satdtmauer. Im Gebäude sind noch einige Steine des alten Borgentrickturmes zu sehen. Vor dem Seiteneingang zur Markthalle am Denkmal der "Caroline Duhnsen" erzählte Karl-Heinz im schönsten Platt von der Marktfrau und ihren Öölen (Aalen). Im Entenmarsch ging es quer durch die Markthalle und vorbei an all ihren Köstlichkeiten. Da grummelte bei dem ein oder anderen schon leicht der Magen. Doch erst war Sightseeing angesagt. Das Alte Rathaus ist ein wunderbares Beispiel für die norddeutsche Backsteingotik. Conrad Wilhelm Hase hat auch hier seine architektonischen Spuren hinterlassen. Da alle myheimat-Bürgerreporterinnen und -reporter artig waren, musste niemand unter der Gerichtslaube des Rathauses an den Pranger gestellt werden. Obwohl das sicherlich ein beliebtes Fotomotiv gewesen wäre.

Ein kurzer Blick in die Marktkirche und schon ging es weiter durch die Altstadt. An der Ecke Kramerstr. / Knochenhauerstr. gibt es übrigens ein Kreuz auf dem Straßenpflaster. Von dort kann man die Marktkirche, die Aegidienkirche, die Kreuzkirche und die Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis gleichzeitig sehen. Uns zog es erst einmal zum Ballhof. Dort wo heute Theater gespielt wird, erfreute sich früher der Adel beim Federballspiel. Der Ballhofplatz ist für mich mit seinen hübschen Häusern einer der schönsten Plätze in Hannover. Der finnische Weihnachtsmarkt findet hier u.a. seinen passenden Rahmen.

Ein verträumtes Eckchen ist auch an der Kreuzkirche zu finden. An der Kirche hat sich Johann Duve verewigt. Der hannoversche Bauunternehmer ließ den bei einem Sturm zerstörten Turm Mitte des 17. Jahrhunderts wieder errichten und setzte eine Taube auf den Turm. Taube bedeutet im Plattdeutschen "Duve". So machte der gewiefte Mann gleich Schleichwerbung für sich. An der Seite der Kreuzkirche baute sich Duve eine eigene Familiengrabkapelle.

Am Historischen Museum vorbei ging es nun zum Holzmarkt. Dort beeindruckt heute das rekonstruierte und ursprünglich in der Schmiedestraße stehende Leibnizhaus. Das Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz lebte 18 Jahre hinter dieser prächtigen Renaissancefassade. Nach ihm wurde der leckere Butterkeks aus dem Hause Bahlsen benannt.

Wunschlos glücklich? Dann kann es getrost am Holzmarktbrunnen vorbei gehen. Ansonsten bitte einmal den güldenen Ring am Brunnengitter drehen und mit etwas Glück geht der Wunsch in Erfüllung.

In der Landeshauptstadt darf natürlich ein Abstecher zum Niedersächsischen Landtag nicht fehlen. Im ehemaligen Leineschloss tagen heute die Politikerinnen und Politiker des Landtages hinter dem von Laves geschaffenen Portikus. In der Diskussion stand lange der geplante Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Plenarsaales des Architekten Oesterlen aus der Nachkriegszeit. Er sollte einem teuren Neubau weichen, für den auch die "Göttinger Sieben" hätten umziehen müssen. Das Denkmal wurde zur Erinnerung an die sieben Göttinger Professoren (unter ihnen auch die Brüder Grimm) errichtet, die gegen die Aufhebung der Verfassung im Königreich Hannover protestierten und dafür verbannt wurden.

Nach so viel Geschichte fingen die ersten Füße an zu qualmen. Damit wir unterwegs nicht schlapp machten, verteilte Axel großzügig leckere Erfrischungsstäbchen. Was würden wir nur ohne ihn und Karl-Heinz machen? Karl-Heinz erzählte an der Leine schaurige Geschichten von dem Massenmörder Haarmann. Dort wo heute der Verkehr am Ufer der Leine fließt, befand sich früher die Leineinsel, auf der Haarmann sein Unwesen trieb. Die Knochen seiner unzähligen Opfer wurden später in der Leine gefunden. Auch heute noch lassen sich Krimiautorinnen und -autoren wie Susanne Mischke und Egbert Osterwald von diesem morbiden Flair inspirieren.

Am berühmten Flohmarkt vorbei ging es nun Richtung Innenstadt mit seiner Fußgängerzone und Einkaufsmöglichkeiten. Noch schnell auf einen Sprung zur bekanntesten Bratwurstbude dem "Bratwurstglöckle" in Hannover. Die letzten Erfrischungsstäbchen wurden gerecht aufgeteilt und weiter ging es Richtung Kröpcke. Hier an der Kröpcke-Uhr treffen sich die Hannoveranerinnen und Hannoveraner, wenn sie nicht "unter dem Schwanz" verabredet sind. Aber keine Panik: Damit ist der Schweif des Pferdes am Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof gemeint.

Am Opernhaus, das wie so viele andere Bauwerke dieser Zeit von Laves gebaut wurde, wurde ein kurzer Zwischenstopp eingelegt. Vor der Oper wurde 1994 ein Mahnmal zum Gedenken an die Deportation und Verfolgung der Juden in der Nazi-Zeit errichtet. Auch die Aegidienkirche, von der nur noch die Außenmauern stehen, ist heute ein Mahnmal. Sie erinnert an die Opfer von Kriegen und Gewalt. Am 6. August, zum Gedenkgottesdienst für die Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima, wird die japanische Friedensglocke in der Aegidienkirche angeschlagen. Die Tour mit Karl-Heinz verging wie im Fluge, und nach so viel Kultur waren alle erst einmal geplättet. An der Aegidienkirche trennten sich die Wege, bis einige aus der Gruppe sich am Abend wieder im "Adana" trafen. Vielen Dank an unseren charmanten Stadtführer und an alle, die dieses myheimat-Treffen möglich gemacht haben.

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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