Florenz
Florenz ist mehr als eine Reise wert

Florenz hat seinen Aufstieg zum Handels- und Finanzzentrum Europas im 15. und 16. Jahrhundert der mächtigen Familie der Medicis zu verdanken.
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  • Florenz hat seinen Aufstieg zum Handels- und Finanzzentrum Europas im 15. und 16. Jahrhundert der mächtigen Familie der Medicis zu verdanken.
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Wer in Italien im Urlaub unterwegs war, kennt vielleicht nicht nur den Gardasee, Venedig, Rom oder die schönen Küsten des Mittelmeeres, sondern auch Florenz. Und besonders dieser Ort ist es, der an Kultur und Kunst jede Menge zu bieten hat. Allen voran den David von Michelangelo, die berühmteste Skulptur der Kunstgeschichte. Er war es, der uns zu einem Besuch der Stadt animiert hat, wollten wir ihn doch unbedingt einmal sehen.

Florenz ist die Hauptstadt der schönen Landschaft der Toscana, war aber im 19. Jahrhundert, in dem das Königreich Italien geschaffen wurde, für ein paar Jahre auch dessen erste Hauptstadt. Geprägt wurde die Stadt im Spätmittelalter, im 15. und 16. Jahrhundert, durch die mächtige Familie der Medici, die es zum bedeutendsten Zentrum des Handels- und Finanzwesen Europas machten. Und Kultur, die Kunst und die Bildung hatten für diese eine große Bedeutung. So kam es, dass sich viele berühmte Persönlichkeiten über längere Zeiträume in der Stadt aufhielten. Leonardo Vinci verbrachte den Großteil seiner jungen Jahre dort. Michelangelo wuchs im Palast der Medici auf. Und auch Galilei Galileo wohnte als Hofmathematiker unter deren Dächern. Besonders diese drei sind es, die der Welt mit ihrem Schaffen auf den verschiedensten Gebieten so Bedeutendes beschert haben, dass sie wohl für alle Zeiten unvergesslich bleiben werden. Sei es durch die Mona Lisa, den David oder das Wissen um ein neues Weltbild in der Astronomie, um nur diese drei von vielen anderen ihrer Werke zu nennen. Sie haben die Welt durch ihre Kunst, ihr Ingenieursleistungen und die Wissenschaft maßgeblich beeinflusst und Maßstäbe gesetzt, die uns auch heute noch beeinflussen und die noch heute ihre Gültigkeit haben. So hat z. B. Galilei, nachdem bereits Kopernikus der Meinung war, dass Sonne und Planeten nicht um die Erde kreisten, sondern die Planeten um die Sonne, dieses auch durch seine Beobachtungen beweisen können. Damit brachte er allerdings die Katholische Kirche gegen sich auf, die ihr Weltbild nicht zerstört haben wollte. Die von Gott geschaffene Erde nicht im Mittelpunkt, das durfte nicht sein. Und es ist unglaublich, dass die Kirche erst nach dreieinhalb Jahrhunderten durch Papst Johannes Paul II. Galilei recht gab und ihn rehabilitierte.

So in dieser Art gäbe es viel über Florenz, dessen Persönlichkeiten und seine Geschichte zu erzählen. Aber das würde einen Myheimat-Beitrag sprengen. Für uns war es interessant und spannend, auf den Spuren großer Köpfe durch diese wunderbare Stadt zu schlendern und deren bedeutendste Sehenswürdigkeiten anzusehen. Dazu bräuchte man eigentlich einige Tage. Aber wir, die wir in Cinque Terre am Mittelmeer einen Wanderurlaub machten, haben uns mit einem Tagesausflug begnügt. Zumindest reicht das aus, um einen ersten Eindruck über das damalige und das heutige Florenz zu bekommen. Und da es während der Corona-Zeit vor zwei Jahren war, hatten wir das Glück, das zwar etliche Touristen unterwegs waren, aber immerhin keine Touristenmassen, wird doch die Stadt jedes Jahr von Millionen Besuchern heimgesucht.

Für uns waren es jedenfalls Eindrücke, die unvergesslich sind. Und das waren in erster Linie die Skulpturen am Palazzo Vecchio. Allen voran die eines jungen Mannes namens David, von Michelangelo in einem Geniestreich geschaffen, der es wagte, den Kampf gegen einen eigentlich übermächtigen Gegner aufzunehmen, nämlich den Riesen Goliath und den er zur Überraschung aller besiegte.

Nachdem sich vor 500 Jahren mehrere Künstler an einem 10 Tonnen schweren Block aus Carraramarmor versucht hatten, bekam schließlich Michelangelo den Auftrag, den jungen Helden zu modellieren. Und dieser schuf ihn, wie es seine Art ist, formvollendet wie er wohl schöner nicht sein könnte. Werden Helden normalerweise nach dem Kampf in Heldenpose dargestellt, womöglich den Besiegten niederdrückend zu ihren Füßen, so zeigt Michelangelo den David kurz vor dem Kampf. Den Blick in die Ferne gerichtet, die Steinschleuder über den Rücken hängend und die Adern der rechten Hand in Erwartung des Kampfes angespannt. Es ist ein einzigartiges Kunstwerk, das zur bekanntesten Skulptur der Kunstgeschichte werden sollte. Auch wenn es nicht das Original ist, das nur wenig entfernt in den Uffizien steht, so gleicht er diesem doch aufs Haar. Lange stand ich davor, betrachtete ihn ausgiebig von allen Seiten, jedes Detail und staunte über dessen Schönheit. Allein deswegen ist Florenz eine Reise wert.

Andere Skulpturen im Original sind der Halbgott Perseus, nicht viel weniger beeindruckend als David, der der bösartigen Medusa den Kopf abgeschlagen hat. Der Raub der Sabinerinnen, die Herkulesstatuen und andere. Die Uffizien selbst, eines der bekanntesten Museen der Welt, haben wir an diesem Tag nicht besucht, bräuchte man dafür doch viel Zeit. Aber wir haben uns einen Gesamteindruck geschaffen, den Palast der Medicis besucht, haben natürlich  über die reichverzierte Kathedrale gestaunt, die viertgrößte Kirche Europas, deren gewaltige Kuppel ein Meisterwerk der frühen Renaissance ist. Wir sind am Arno entlang geschlendert und haben die Ponte Vecchio überquert, die mit 700 Jahren älteste Brücke der Stadt. Auf ihr hatten einst Fleischer und Gerber ihre Geschäfte. Heute sind es Schmuckläden, die die Touristen anlocken sollen. Und von der anderen Seite des Arno hat man von einer Anhöhe einen schönen Blick über Florenz und auf die Berge dahinter, in denen auch die berühmten Steinbrüche von Carrara liegen, die Grundlage vieler Marmorskulpturen. Das alles und noch viel mehr füllt einen Tag vollkommen aus. Und hinterher ist man froh, das alles zumindest einmal gesehen zu haben. Für später irgendwann nahmen wir uns dann vor, dieser eindrucksvollen Stadt mehr Zeit zu widmen. Es wird sich lohnen.

Auch schön: Wandern in Cique Terre, einem der schönsten Küstenabschnitte Italiens

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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