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Buchtipp: „Ein Kampf um Rom“ von Felix Dahn

  • Auch heute noch stößt man in Italien auf Spuren der Ostgoten. Allen voran das Grabmal Theoderichs in Ravenna, der einstigen Haupstadt des Ostgotenreiches.
  • hochgeladen von Kurt Wolter

Auch wenn in der Reihe „Buchtipp“ in erster Linie aktuelle Bücher behandelt werden, so möchte ich doch an dieser Stelle einen Roman vorstellen, den Felix Dahn, der Experte für Historisches und im Speziellen die Völkerwanderung war, mit Unterbrechungen von 1859 bis 1876 geschrieben hat. Sozusagen einen Klassiker, der alle diejenigen interessieren könnte, die gerne historische Romane lesen. So zum Beispiel Die Säulen der Erde, Die Kathedrale des Meeres oder erst recht Quo Vadis.

Die fiktive Gesichte, die sich aber vor einem wahren Hintergrund abspielt, zumindest zum Teil auf wahren Geschehnissen beruht und in der einige der Hauptpersonen tatsächlich gelebt haben, spielt im 6. Jahrhundert: Die Weltmacht Rom existiert nicht mehr. Ein germanisches Volk, die Ostgoten, hat es durch die Völkerwanderung, ausgelöst durch den Hunnensturm, nach Italien verschlagen. Sie haben, fern ihrer ursprünglichen nordöstlichen Heimat im Ostseeraum, das sonnige Land der Pinien und Zypressen, Zitronenbäume und Taxushecken in ihren Besitz genommen. Sie sind die Herren des Landes, und die Italier und Römer ihre Untergebenen, mit denen sie aber trotzdem versuchen auf gleicher Ebene zu leben und deren Kultur sie achten. Als jedoch ihr König, der große Theoderich, stirbt, droht das Reich der Ostgoten auseinanderzufallen. Fünf Männer unter der Führung des alten Hildebrands, eines Weggefährten Theoderichs, tun sich zusammen, um den Untergang des Ostgotenreiches abzuwenden. Der tapfere und getreue Witiches, der junge, blonde Totila mit seinem sonnigen Gemüt, der riesige Hildebad und der schwarze Teja, den ein schlimmes Schicksal quält und der deswegen meistens düsterer Stimmung ist.
Doch sie haben einen starken Widersacher, Cethegus, den Pfräfekten von Rom. Dieser geniale Kopf mit seiner hohen Denkerstirn ist nicht nur ein guter Kämpfer, sondern auch geistreich, weiß das Leben und dessen Vorzüge zu schätzen, zu würdigen und erst recht zu genießen. Er ist mit seinem messerscharfen Verstand den meisten seiner Widersacher und Konkurrenten weit überlegen. Er will die Größe des alten Roms wieder auferstehen lassen. Und er will an die Macht. Aber auch jedes Mittel ist ihm dazu recht. Da er es aber aus eigener Kraft nicht schaffen kann, holt er sich die Byzantiner des Oströmischen Reiches zu Hilfe. So den Kriegshelden Belisar, den Löwen von Byzanz, der jeder Gefahr unerschrocken ins Auge blickt und dabei doch allzu oft zu ungestüm vorgeht und den hinterlistigen Narses, einen körperlich behinderten Heerführer, der mit allen Wassern gewaschen ist und der seine Ziele durch Intelligenz, List und Tücke erreicht.
So kommt es zu einem Kräftemessen in dem mal die eine, mal die andere Partei die Oberhand gewinnt. Ob große Schlachten, zahlreiche Intrigen, hinterhältige Ränkespiele, Meuchelmorde oder feinfühlig erzählte Geschichten, die natürlich auch von Liebesbanden handeln. Nichts fehlt, was diesen bildgewaltigen Roman auszeichnet. Und dann erst die einzelnen Charaktere, die so genau und präzise beschrieben werden, dass man meint, jeden direkt vor sich zu sehen, und dass man deren Handlungsweisen vollkommen nachvollziehen kann. Felix Dahn versteht es, nicht in Gut und Böse, aus unserer Sichtweise nicht in gute Germanen und böse Römer zu unterteilen, sondern jede Person aus ihrer Perspektive richtig handeln zu lassen. Jeder wird respektiert und manch eine der Hauptpersonen fasziniert durch ihre Eigenart, durch ihren besonderen mehr oder weniger starken Charakter. Allen voran der Machtmensch Cethegus. Wird ihm sein Vorhaben, Italien an sich zu bringen, gelingen? Oder werden die Ostgoten unter Führung verschiedener Könige die Oberhand behalten? Die Hauptrollen der Geschichte sind natürlich von Männern besetzt, die die große Politik bestimmen. Doch in den Nebenrollen wirken verschiedene Frauen mit, die im Hintergrund oft wichtige Fäden ziehen.

Wer sich für Historisches und Spannendes interessiert. Wer sich nach dem Einlesen und an die am Anfang vielleicht etwas ungewohnte Sprache aus dem 19. Jahrhundert gewöhnt, die aber gerade erst recht den Reiz dieses Werkes ausmacht. Wer vielleicht auch etwas Romantiker ist, da diese Geschichte in romantisch verklärter Weise dargestellt wird, was damals dem Zeitgeist entsprach. Und wer sich an ein kleingedrucktes 750-Seiten-Epos herantraut. Für denjenigen ist „Ein Kampf um Rom“ ein fesselnder, packender Roman, der ihn in eine Welt entführt, die so genau beschrieben ist und die man sich deswegen nicht besser vorstellen könnte, dass er wohl in der Art kaum etwas Gleichwertiges finden wird. Ein Kampf um Rom ist ein großer und großartiger Roman, den ich mehrmals gelesen habe, so wie alle guten Bücher, die man immer mal wieder liest. Ich kann ihn nur weiterempfehlen. Und wer zu diesem Roman Zugang und die richtige Wellenlänge findet, der wird ihn in bleibender Erinnerung behalten, und der wird ihn für immer in seinem Bücherregal stehen lassen.

  • Auch heute noch stößt man in Italien auf Spuren der Ostgoten. Allen voran das Grabmal Theoderichs in Ravenna, der einstigen Haupstadt des Ostgotenreiches.
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  • Die Ostgoten versuchten sich gegen die Italier und gegen die Byzantiner des Oströmischen Reiches zu behaupten.
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2 Kommentare

Ich hab das Buch als Jugendliche verschlungen.

Einen zweiten Leseversuch in fortgeschrittenem Alter habe ich abgebrochen.

"Ein Kampf um Rom gilt als Professorenrom, der antike Quellen und des Autors eigene gelehrte Arbeit in schwülstige Kolportage umsetzt, durchwirkt von völkischer Gesinnung und Untergangspathos. Dahn erschien aus der Rückschau wie ein Vordenker der deutschen Verfehlungen des Zwanzigsten Jahrhunderts."

Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/...

Hallo Johanna,
vielen Dank für den Link. Habe die Kritik mit großem Interesse gelesen. Ist eben wie alles Geschmacksache, und Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich. Das Wort "Untergansphatos" passt genau zu der Geschichte. Aber der Vergleich deutscher Verfehlungen des zwanzigsten Jahrhunderts hinkt doch sehr. Natürlich kann man in eine solche Story alles hinein interpretien.

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