Jüdische Friedhöfe in der Nordstadt-EinRundgang mit dem Seniorenbüro Kirchrode

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Jüdische Friedhöfe der Nordstadt – Ein Rundgang mit den Seniorenbüro Kirchrode

Jede Religion hat ihre eigenen Regeln und Rituale, wie sie mit dem Tod eines Menschen umgeht. Einen Einblick in die jüdischen Begräbnis- und Friedhofskulturen bekamen die Teilnehmer bei einem Rundgang über die beiden jüdischen Friedhöfe in der Nordstadt. Das Seniorenbüro Kirchrode hatte zu diesem außergewöhnlichen Stadtspaziergang am 20.03.2012 eingeladen. Treffpunkt war der Alte Jüdische Friedhof an der Oberstraße, ganz in der Nähe zur Christuskirche. Diese Begräbnisstätte ist der älteste jüdische Friedhof in Norddeutschland und ist nur für bestimmte Führungen geöffnet. Er befindet sich auf einem baumbestandenen Sandhügel und wurde Mitte des 16. Jahrhunderts angelegt und diente bis 1864 als Begräbnisstätte der hannoverschen Juden. Wie durch ein Wunder überstanden die 700 Grabsteine die Nazizeit und sind noch heute ein bedeutendes Kulturgut für die Juden in Hannover.
Zu Beginn des Rundgangs erklärte die Führerin von Stattreisen Else Hinze-Dückering sehr anschaulich die Bräuche bei jüdischen Begräbnissen, dass z.B. eine Totenverbrennung abgelehnt wird und der Leichnam ohne Sarg nur mit Tüchern umwickelt, beerdigt wird.
„Die jüdischen Grabsteine tragen oft Symbole, die sich auf die Namen oder Berufe des Toten beziehen“, erklärte Frau Hinze-Dückering, „so sind die ausgebreiteten Hände als Symbol des Segens auf Gräbern von Priestern zu sehen, und die Steine von Leviten tragen oft einen Krug als Symbol des Reinwaschens.“ Erst durch diese Erklärungen gaben die verwitterten Grabsteine viel von ihrer Bedeutung und ihrer Vergangenheit preis, so auch, dass die Großeltern des Dichters Heinrich Heine hier beigesetzt sind.
Ein kurzer Fußweg führte zum zweiten jüdischen Friedhof „An der Strangriede“. Diese Begräbnisstätte wurde von 1864 bis 1924 benutzt. Im Schutz alter Bäume haben hier mehr als 3500 Menschen ihre letzte Ruhe gefunden. Die Predigthalle am Eingang wurde vom Architekten Edwin Oppler erbaut, dessen Grabstelle auch auf diesem Friedhof zu finden ist. An den Grabsteinen auf diesem neueren Friedhof kann man erkennen, dass alte jüdische Beisetzungsregeln nach und nach aufgehoben wurden und viele Inschriften in deutscher Sprache zu sehen sind. Sogar Erbgrabstellen, Familiengräber und prachtvoll verzierte Steine wurden zugelassen. Auch dieser Friedhof hat die Kriege nahezu unbeschädigt überstanden.
Fast 400 Jahre jüdische Friedhofskultur hat Frau Hinze-Dückering bei diesem Spaziergang vermittelt und dabei den Besuchern zwei bedeutende Dokumente des hannoverschen Judentums nahe gebracht. In dem drei Stunden dauernden Rundgang gab es eine Fülle von Informationen, für die sich Lutz Krügel vom Kernteam des Seniorenbüros Kirchrode dann auch im Namen aller Teilnehmer herzlich bedankte.

Karl Brügmann, Seniorenbüro Kirchrode

Bürgerreporter:in:

Karl Brügmann aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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