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Carcassonne – Eine Zeitreise ins Mittelalter

  • Die Cité von Carcassonne, eine mittelalterliche Stadt wie aus dem Bilderbuch und eine der größten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.
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Wer sich für Mittelalterliches interessiert und einmal eine Zeitreise in diese Epoche der Geschichte machen möchte, der hat unweit von Hannover die Gelegenheit dazu. Es sind die eindrucksvollen Harzstädte Goslar und besonders Quedlinburg, die einen in ihren Bann ziehen können. Enge Gassen – wenn auch mit ihrer Fachwerkbebauung und dem Kopfsteinpflaster meist nach dem Mittelalter entstanden -, alte Kirchen, wehrhafte Türme, eine Kaiserpfalz oder einen Schloss- und Münzberg. Das alles trägt zu einem mittelalterlichen Stadtbild bei und versetzt den Besucher in eine Zeit zurück, die er zwar aus Filmen und Büchern kennt, die aber längst vergangen ist. Doch eines haben diese alten Städte nicht mehr. Das sind vollständig erhalten gebliebene Stadtmauern. Immerhin Teilbereiche sind an verschiedenen Stellen noch erhalten. Auch gibt es in Deutschland tatsächlich noch kleine Altstädte, die einen fast vollständigen Mauerring aufweisen, aber eben doch nicht mehr ganz.

Nun war ich vor ein paar Jahren in Frankreich auf der Autobahn zwischen Montpellier und Toulouse unterwegs. Als wir dort auf einem Rastplatz eine Pause einlegten, da sahen wir in der Ferne der Landschaft die Mauern einer mittelalterlichen Stadt, die so fantastisch aussahen, als wären sie einem Historienfilm aus Hollywood entsprungen. Wir rieben uns die Augen, doch sie waren Wirklichkeit. Leider hatten wir damals nicht die Zeit für einen Abstecher.
Doch nun bei einer erneuten Frankreichreise hatten wir alle Zeit der Welt dazu. Und so war es ein schöner Julimorgen, als diese Bilderbuchkulisse vor uns lag. Dabei handelt es sich um die Altstadt von Carcassonne, die auf einem Hügel liegend mit ihren wehrhaften Mauern schon von weitem auszumachen ist. Und gerade aus dieser Weite der Landschaft, Felder und Weinberge im Vordergrund, beeindruckt sie mit ihren vielen Türmen und Zinnen ganz besonders. Es ist ein Anblick der staunen lässt, und man wundert sich darüber, dass es so etwas in der Realität tatsächlich gibt.

An einer uralten Handelsstraße zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik am Fluss Aude gelegen, ließ der römische Kaiser Caesar dort einen gut gesicherten Waffenplatz und Kriegsmagazine anlegen. So nach und nach wurde dieser Ort, in dem später im Mittelalter etwa 3000 bis 4000 Menschen lebten, mit immer stärkeren Befestigungsanlgen umgeben. Ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem entstand. Breite Wassergräben, ein doppelter Mauerring, über 50 Türme, Stadttore mit Zugbrücken und Fallgittern und noch einmal eine starke Burganlage darin, sollten eine Einnahme der Stadt unmöglich machen.
Doch das alles nützte nicht immer, so wehrhaft es auch war. Im 5. Jahrhundert waren es die Westgoten unter Theoderich, denen sich die Stadt ergeben musste. Nachdem im 6. Jahrhundert das Bistum Carcassonne gegründet wurde, waren es im 7. Jahrhundert die arabischen Sarazenen aus Spanien, die die starke Befestigung einnahmen. Aber auch in der den nachfolgenden Jahrhunderten ging es turbulent zu, wie auch im Einhundertjährigen Krieg, darin auch mit England. Und im 13. Jahrhundert, als auch die Unterstadt entstand, diente Carcassonne als starke Grenzfestung Frankreichs zum angrenzenden Königreich Aragón. Doch damit nun genug der Historie, denn nun wollen wir die Stadt erkunden.

Besonders aus der Ferne ist der Blick auf die Altstadt mit den mächtigen Festungsmauern und vielen Türmen atemberaubend, einer Märchenkulisse gleich. Und man versteht sofort, warum sie zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt wurde und warum sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs ist. Diesen fantastischen Anblick lässt man erst einmal länger auf sich wirken. Entweder aus der Weite der Landschaft des Languedoc, oder vom Ufer des Flusses Aude aus, über den eine lange Steinbrücke mit vielen Bögen auf die Stadt zuführt.
Wenn man denn über den einst gefüllten Wassergraben durch das stark befestigte Stadttor, das Fallgitter über sich, getreten ist, hat man den ersten Mauerring passiert. Und wenn schon die erste Mauer uneinnehmbar wirkt, so die zweite, die noch deutlich höher ist, erst recht. Auf den Mauerkronen standen im Mittelalter bei feindlichen Angriffen die Bogenschützen. Sie überschütteten die Angreifer mit Pfeilhageln. Wer dann einer der Mauern doch zu nahe kam, bekam das Gewicht schwerer Steinbrocken zu spüren. Da nützte dann auch kein Helm mehr. Oder aber er wurde, wenn er Pech hatte und die schwarze, zähe Flüssigkeit von oben auf ihn herab kam, zum Pechvogel.

In friedlichen Zeiten jedoch fand dieser etwa 20 Meter breite Raum zwischen den beiden Mauern als Turnierplatz Verwendung. Und man hätte gern dabei zugeschaut, wie die schnaubenden Rosse, mit bunten Tüchern behängt und ihre Reiter mit glänzender Rüstung tragend, die langen Lanzen waagerecht im Anschlag, aufeinander zugeprescht sind. Man kann es sich vorstellen, wie die Lanzen krachend am Schild des Gegners zersplitterten oder den Gegner aus dem Sattel warfen. Bei so manchem Ritterturnier, das heutzutage an verschiedensten Orten aufgeführt wird – in Carcassonne tagtäglich – bekommt man zumindest eine Ahnung davon.

Die Altstadt selber besteht aus engen Gassen, die in alle Richtungen führen. Überall kleine Geschäfte. Kunsthandwerkerläden, Souvenierläden, in denen vom Schwert über Ritterrüstungen bis zu Prinzessinnenkleidern allesmögliche Mittelalterliche angeboten wird. Natürlich Restaurants, Cafés und auch verschiedenen Museen, wie z. B. das der Inquisition, war doch Carcassonne einst das südliche Zentrum Frankreichs dieser unseligen Institution. Es gibt jedenfalls eine Menge zu gucken, was für einen selber mehr oder weniger interessant ist.

Wirklich interessant und eindrucksvoll ist die Basilika Saint-Mazaire. Die einstige Kathedrale lag an einer Nebenstrecke des Pilgerweges nach Santiago de Compostela und war deswegen im Mittelalter viel besucht. Und wenn man zu den schmalen Säulenkapitellen hinaufschaut und zu den filigranen Rosettenfenstern, dann fühlt man sich an Ken Follets Roman „Die Säulen der Erde“ erinnert.
An viele andere im Mittelalter spielende Romane oder Historienfilme denkt man, wenn man dann irgendwann über eine Zugbrücke das Chateau Comtal betritt. Die mächtige Burg der Grafen von Trencavel besitzt einen Wassergraben und neun Türme. Und da wundert man sich dann doch, dass trotz des doppelten Mauerrings der Stadt in ihrem Inneren noch zusätzlich eine starkbefestigte Burg notwendig war. Wie kriegerisch muss es damals zugegangen sein. Und eigentlich, so denkt man dabei, haben sich die Zeiten trotz allen Fortschritts nicht groß geändert, denn an vielen Orten unserer Erde gibt es Kriege. Nicht überall lernt der Mensch aus den Fehlern der Vergangenheit.
Als sich in dieser Burg vor 800 Jahren Kathaner verschanzten, die einer radikalen christlichen Glaubensrichtung angehörten, ließ der Papst sie von seinen Kreuzrittern belagern. Doch bevor es zu Mord und Totschlag kam, lieferte der Graf die Kathaner dann doch aus, um ein Blutvergießen zu vermeiden. Ein anderes Mal, so die Legende, wurde von den Verteidigern ein gebratenes Schwein über die Brüstung geworfen, um zu zeigen, dass man noch lange standhalten könne.

Ein Rundgang durch das 900 Jahre alte Gemäuer lohnt natürlich. Und von dort gelangt man auch auf die Stadtmauer mit ihren 52 Türmen. Bei dem drei Kilometer langen Rundgang ergeben sich überall eindrucksvolle Anblicke. Auf die Basilika, die mit Mönchspfannen bedeckten Dächer der Altstadt und zur anderen Seite auf die Unterstadt, die weite Landschaft des Languedoc mit ihren Weinbergen und in der Ferne auf die Berge der Pyrenäen.

Alles das und noch viel mehr ist eindrucksvoll und man freut sich, dass man diese besterhaltendste mittelalterliche Stadt Europas kennenlernen durfte. Natürlich ist der Touristenrummel groß. Doch kann man dem zumindest ein wenig aus dem Wege gehen, indem man die Stadt am Morgen oder Abend, zumal der Mauerring dann schön beleuchtet ist, besucht. Wer im Süden Frankreichs unterwegs ist und sich für Historisches interessiert, für denjenigen ist Carcassonne in jedem Fall ein Muss, denn Ähnliches wird er sonst kaum irgendwo finden.

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  • Die Cité von Carcassonne, eine mittelalterliche Stadt wie aus dem Bilderbuch und eine der größten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.
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  • Wenn man die alte Stadt aus der Ferne der weiten Weinanbaulandschaft des Languedoc sieht, glaubt man kaum, dass es so etwas in der Wirklichkeit tatsächlich gibt. (Mit Lupe geht´s besser.)
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  • Über den Fluss Aude geht der Blick zur Cité von Carcassonne hinüber.
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  • Ein kompletter Doppelring von hohen Mauern umgibt die Stadt auf einer Länge von drei Kilometern. Man kann sich kaum vorstellen, dass auch dieses Festungsbollwerk, zumal von breiten Wassergräben umgeben, erstürmt werden konnte.
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  • Wir betreten die Stadt durch das Osttor, früher natürlich mit Zugbrücke und Fallgitter versehen.
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  • Heute wird die Weltkulturerbe-Stadt von Touristen gestürmt, und dabei geht es friedlicher zu.
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  • Zwischen den beiden Mauerbollwerken fanden im Mittelalter Ritterturniere statt. So manche Lanze wird dort zerbrochen sein, so manches Schwert hat eine Scharte bekommen. Und so manches Burgfräulein wird voller Bewunderung zugeschaut haben und den tapferen Recken ihren Beifall gespendet haben.
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  • Tagtäglich wird in einer Arena der Altstadt ein Ritterturnier aufgeführt.
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  • Ein Bild aus der Luftperspektive zeigt die starken Befestigungsanlagen. Rechts hinten die ehemalige Kathedrale, davor die Burg.
  • Foto: Bild aus einem Schaukasten.
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  • Nur in den Hauptgassen mit den vielen Geschäften und Einkehrmöglichkeiten schieben die Massen durch. In den Nebengassen ist es ruhiger.
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  • Dort gibt es so manches stillere Fleckchen, wo man in schönem Ambiente bei einem Café die eindrucksvolle Umgebung auf sich wirken lassen kann.
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  • Die heutige Basilika Saint Nazarine war im Mittelalter eine Kathedrale und wurde von vielen Pilgern besucht.
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  • Auch heute noch macht so mancher Wanderer, der auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist, dort Station. Der gotische Stil mit den schlanken Säulen, den filigranen Fenstern und Rosetten beeindruckt.
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  • Wir erreichen die Burg, das Chateau Comtal. An den inneren Mauerring angelehnt, war es von drei Seiten wiederum von Wassergräben umgeben. Heute dienen diese als Gärten.
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  • Nach schwieriger Überwindung der Stadtmauern war es einst für die Angreifer erneut eine große Herausforderung, auch noch dieses ausgeklügelte Verteidigungsbollwerk zu erstürmen.
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  • So mancher mehr oder weniger edle Ritter musste dabei, auf welcher Seite auch immer, sein Leben lassen.
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  • Oben auf der Brüstung des ersten Innenhofes hatten die Bogenschützen ihren Platz.
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  • Ein Rundgang durch das 900 Jahre alte Gemäuer klärt über die bewegte Geschichte der Burg auf. Dabei gibt es viel Mittelalterliches zu bestaunen, so wie diese Kreuzsteine.
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  • Und das es nicht selten kriegerisch zuging, zeigen auch alte Wandfresken. Schwerter und Lanzen kamen zum Einsatz, das Blut floss in Strömen.
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  • Von der Burg gelangt man auf die Stadtmauer. Ein kompletter Rundgang ist möglich.
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  • Im Inneren der Anlage ist so mancher Hinterhof mit Garten versteckt. Im Hintergrund die Burg mit ihren neun Türmen.
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  • Der gesamte Mauerring weist 52 Türme auf. Der Blick geht auf die später entstandene Unterstadt und in die weite Landschaft des Languedoc bis zu den Pyrenäen hin.
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  • Nach innen geht der Blick auf die mit Mönchspfannen gedeckten Dächer der mittelalterlichen Stadt.
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  • Nach mehreren Stunden haben wir nicht alles, aber doch viel gesehen. Es war ein eindrucksvoller Rundgang durch das Mittelalter.
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  • Und zum Abschluss setzen wir uns ans Ufer der Aude und lassen diese unwirklich scheinende Kulisse noch einmal in aller Ruhe auf uns wirken.
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5 Kommentare

Mit beiden Augen habe ich Text und Bilder verschlungen [dabei wollte ich längst im Bett sein :-))))] jetzt wird er gespeichert [soviel Zeit muss sein] –
Kurt, wie immer: ein riesengroßes Dankeschön für alles
sagt Romi

Mir geht's wie Romi. ; ) Ich habe deinen Beitrag auch wieder einmal sprichwörtlich verschlungen, Kurt.

Beim Googlen nach dem Spiel Carcassone bin ich vor ein paar Jahren erst darauf gestoßen, dass es diese Stadt wirklich gibt und war begeistert. Dort möchte ich auch unbedingt einmal hin. Deine Bilderserie hat noch mehr die Lust darauf geweckt.

Lieber Kurt, gerade bin ich aufmerksam auf Deinen spannenden Bericht geworden.
Ich komme später wieder, um auch alle schönen Bilder zu sichten.
Herzlich, Kirsten

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