Tatort Internet – Kinderschänder auf frischer Tat ertappt

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Elisabeth Keller sprach mit dem Autor und Lebensberater Hans Georg van Herste am Neufelder Hafen

EK Herr van Herste! Schön, dass Sie sich Zeit genommen haben, obwohl Sie mit Ihren Motorradfreunden unterwegs sind.

vH Kein Problem. Für die Leute von TransBorderLes e.V. ist das nichts Außergewöhnliches.

EK Was halten Sie von der RTL2-Sendung „Tatort Internet“?

vH Ich habe mir die erste Sendung angeschaut und war begeistert. Endlich werden Pädophile mal öffentlich vorgeführt und alle können sehen, wie perfide diese Männer vorgehen, um an Kinder zu kommen. Vertrauen erschleichen, emotional abhängig machen, erpressen, überwachen – das ganze Spektrum wurde anhand von realen Beispielen verständlich erklärt.

EK Wie kamen für Sie die Beteiligten rüber?

vH Ich denke, dass eine gute Idee von allen Mitwirkenden sehr gut umgesetzt wurde. Prominente Menschen benutzen ihre Bekanntheit, um auf das weltweit am weitesten verbreitete Verbrechen hinzuweisen, das es gibt, den sexuellen Missbrauch von Kindern. Die Schauspielerin, die sich als Lockvogel zur Verfügung stellte, und die Journalistin Beate Krafft-Schöning, die zuerst hinter der versteckten Kamera stehend, alles genau beobachtet, und sich dann knallhart zu den Männern an den Tisch setzt und sie auseinander nimmt, fand ich mutig und fantastisch zugleich. Auch die nachvollziehbaren Aussagen von Julia von Weiler, der deutschen Geschäftsführerin der internationalen Kinderschutzorganisation „Innocene in Danger“ und dem Psychiater Michael Osterheider brachten Licht ins Dunkel. Und natürlich nicht zu vergessen: Stephanie zu Guttenberg und der ehemalige Hamburger Innensenator und Polizist Udo Nagel, die beide durch die Sendung führten und verständliche Informationen beisteuerten. In Verbindung mit den Sicherheitsleuten ein super gutes Team.

EK Gibt es etwas zu bemängeln?

vH Von der Aufmachung der Sendung oder vom Team her nicht. Was mich wieder einmal etwas erbost hat ist, dass kein Täter überhaupt verfolgt wurde. Die Sendung hat klar gezeigt, was die Männer im Schilde führten, aber es bleibt für sie ohne gerichtliche Konsequenzen. Ein misslungener Annäherungsversuch ist nun einmal bei uns nicht strafbar. Schade fand ich auch, dass die Herren nicht gezeigt wurden. Nicht nur das Gesicht wurde unkenntlich gemacht, sondern sogar der ganze Körper.

EK Da ist man mit Ihnen damals anders umgesprungen.

vH Na ja, ist doch klar. Die Persönlichkeitsrechte von Kinderschändern müssen in jedem Fall gewahrt bleiben. Leute, die Kinderschändern auf die Schliche kommen, kann man in aller Ruhe öffentlich mit Foto und Adresse hinrichten.

EK Wenn Sie aber auch armen Priestern, Lehrern und ähnlichen Leuten so auf die Pelle rücken, müssen Sie doch damit rechnen, dass das nicht einfach so hingenommen wird.

vH Ich stehe hier und kann nicht anders. Obwohl, ich denke, dass es heute anders laufen würde. Heute habe ich mehr Informationen über meine Verleumdungsgeschichte und kenne die Zusammenhänge. Ich war auch etwas blauäugig damals, da ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass Leute so verlogen handeln können, dass Leute so viel Energie in eine Sache investieren, nur um jemanden mundtot zu machen. Es gibt eben Menschen, die von ihren eigenen Unzulänglichkeiten ablenken müssen, in dem sie sich für vermeintlich Geschädigte einsetzen. Und existiert keine reale Geschichte, dann muss eben eine konstruiert werden, um sich profilieren zu können. Das kann ich inzwischen an mehreren Beispielen belegen. Obendrein hat sich hier und dort ein wenig geändert, seit die Jesuitenfälle bekannt geworden sind. Das hat auch einige meiner Widersacher dazu bewogen, etwas vorsichtiger zu werden.

EK Hat sich eigentlich einmal jemand bei Ihnen entschuldigt?

vH Nein, weder Pro7, noch die Zeitungsmacher, noch alle anderen Intriganten habe je ein Wort des Bedauerns verlauten lassen. Damit habe ich auch nicht wirklich gerechnet. Jemanden feige hinters Licht zu führen und anzuprangern ist eine Sache, den Mut zu haben, Irrtümer einzugestehen, eine völlig andere.

EK Was würden Sie in Zukunft anders machen?

vH Gar nichts. Ich werde weiterhin für Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch da sein und Menschen, die dafür große Teile ihrer kostbaren Zeit opfern, unterstützen. Die von mir erdachte „Insel-Methode“ funktioniert nach wie vor gut als Präventions- und Aufklärungsmittel. Hin und wieder stößt eine neue „Insel“ dazu und die Leute von TransBorderLes e.V. sind mutig bei der Sache. Auch die „Mühlsteinaktion“ von Johannes Heibel, dem Gründer der „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ finde ich sehr gut. Man muss einfach Ideen haben und diese auch umsetzten, um auf Opfer und deren Erlebnisse aufmerksam zu machen. Und das gelingt, wie man sieht. Erst wenn niemand mehr feige wegschaut, wenn man Opfern ihre Geschichte glaubt und sie unterstützt, anstatt die Täter zu schützen, haben wir es geschafft. Ich weiß aber nicht, ob das in den nächsten Jahren passieren wird. Es gibt einfach zu viele Täter und zu wenig Menschen, die diese Taten ganz klar öffentlich machen, verfolgen und bestrafen. Solange der sexuelle Missbrauch von Kindern immer noch von vielen Menschen als Kavaliersdelikt angesehen wird, werden wir es schwer haben. Solange hochintelligente Täter an den Stellen der Macht sitzen – die RTL2-Sendung hat das klar bestätigt –, solange wird es schwierig sein, Opfer nachhaltig zu schützen.

EK Sie können also diese Sendung voll und ganz empfehlen?

vH Voll und ganz. Meinetwegen könnte die auf allen Programmen gleichzeitig und rund um die Uhr laufen damit auch der Letzte begreift, was mitten unter uns täglich abläuft. Wenn es um Atomkraftwerke oder Medikamentenpreise geht, kann ein Gesetz innerhalb weniger Wochen durchgepaukt werden. Wenn es um den Schutz von Kindern, Frauen oder Homo- und Transsexuellen geht, vergehen Jahre oder Jahrzehnte. Daran kann gut der Stellenwert abgelesen werden, den diese Betroffenen in Politik und Bevölkerung haben.

EK Würden Sie mit den Tätern anders verfahren?

vH Ich mache weder die Gesetze, noch bin ich Richter. Vielleicht sollte man ein paar dieser Männer mal zu mir an die Küste schicken. Ich würde sie gern mal bei diesen Temperaturen für ein paar Minuten in die Nordsee tunken. Ich denke, dass würde ein paar Stellen abkühlen und andere vielleicht zum Arbeiten anstacheln.

EK Herr van Herste! Vielen Dank für das Gespräch.

Buchtipp
Viktoria Grantz
Mein Vater, der Diakon
ISBN: 9783839133620
84 Seiten
5,90 Euro

Filmtipp
Lebenswege – Opfer von sexuellem Missbrauch berichten
http://www.youtube.com/watch?v=oRji15SO5-k

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Keller aus Gnarrenburg

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