Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch erzählen Teil 7 Christine Sonnenberg aus Niedersachsen

Elisabeth Keller im Gespräch mit Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch

Hans Georg van Herste, Autor, Schmerztherapeut, Lebensberater, Herausgeber, war selbst Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, häuslicher Gewalt und Psychoterror. Seit seiner Jugendzeit macht er Übergriffe gegen Opfer von sexuellem Missbrauch und Diskriminierungen gegen Frauen und Homo- und Transsexuelle öffentlich.
Seine Bücher und Dokumentationen schlugen hohe Wellen, da er kein Blatt vor den Mund nimmt, Tathergänge nicht verniedlicht und eine deutliche Sprache spricht. Obendrein hat er die „Insel-Methode“ erdacht, um Opfern und Betroffenen vor Ort zu helfen.
Diese Vorgehensweise hat ihm nicht nur viel Anerkennung eingebracht, sondern auch viel Ärger, da sich Täter und ihre Helfer und Sympathisanten nicht gern auf die Schliche kommen lassen. Neben Beschimpfungen übelster Art wurde auch eine Verleumdungskampagne großen Stils gegen ihn losgetreten, um ihn unglaubwürdig zu machen. Diese Verleumdungsprofis wussten genau, dass die Worte „Sekte, Sex und finanzielle Ausbeutung“ ihr Ziel nicht verfehlen würden.
Trotzdem hat sich Hans Georg van Herste nicht von seinem Weg abbringen lassen. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben ganz klar bewiesen, dass „seine“ Opfer nicht allein sind, dass sie keine Märchen erzählen, und dass seine Aussagen zur Häufigkeit und zur Vorgehensweise der Täter absolut der Wahrheit entsprechen.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Opfer, die von Hans Georg van Herste begleitet wurden, die keine Angst vor der Öffentlichkeit haben und anderen mit ihrer Aussage Mut machen wollen, zu befragen.

EK Wie alt sind Sie heute?

CS Ich bin einundsechzig Jahre alt.

EK Was machen Sie beruflich?

CS Ich bin Fußpflegerin in eigener Praxis. Ausgebildet wurde ich mal zur staatlich anerkannten Erzieherin.

EK Wer waren die Täter?

CS Meine Oma, mein Vater und ein Onkel

EK Wusste Ihre Mutter davon?

CS Ja. Sie hat vertuscht und profitiert.

EK Was hat man mit Ihnen gemacht?

CS Ich wurde mehrfach vergewaltigt, z. B. auf dem Teppich unseres Wohnzimmers oder diente nackt als Masturbationsvorlage. Ich war Tauschobjekt.

EK Was meinen Sie damit?

CS Ich weiß noch, dass ich von meinem Großvater mehrmals z. B. an meinen Onkel Otto vermittelt wurde. Der spendierte meiner Familie im Gegenzug ein Kaffeeservice. Mein Vater war Drogist und selbst abhängig. Obendrein hat er gesoffen wie ein Loch und da machte es ihm überhaupt nichts aus, dass nicht nur er mit mir verkehren durfte. Ein teures Kaffeeservice ist doch nicht zu verachten oder?

EK Welche Gefühle hatten Sie dabei?

CS Schmerz, Ekel, Ohnmacht, Objekt sein, Minderwertigkeit, Reduktion meiner Person auf meine Genitalien, austauschbar zu sein

EK Wie viele Personen haben sich mit Ihnen auf diese schreckliche Weise vergnügt?

CS Ich weiß nicht mehr ganz genau, aber ich denke, dass es drei oder vier waren.

EK Ist Ihnen das allein passiert?

CS Ich glaube nicht, dass das nur mir passiert ist, aber ich weiß von keinem anderen Opfer aus meinem damaligen Umfeld.

EK Wie alt waren Sie als alles begann?

CS Ich denke so drei oder vier

EK Wann endeten die Übergriffe?

CS Ich meine so mit neun oder zehn

EK Haben Sie es jemandem erzählt?

CS Wem hätte ich davon erzählen können. Es wussten ja alle. Und ich war damals der Meinung, das sei normal. Einer Lehrerin hätte ich mich nie anvertraut. Ich hatte viel zu viel Angst, dass die das bei meinen Eltern wieder anbringt.

EK Haben Sie die Täter konfrontiert?

CS Die Täter sind lange tot.

EK Warum sprechen Sie jetzt darüber?

CS Seit ich Herrn van Herste kenne, und das sind immerhin schon gut fünfzehn Jahre, spreche ich darüber. Er hat mir geglaubt und mich unterstützt und mir erklärt und vorgelebt, dass man zwar Opfer war, aber nicht bleiben muss. Mein Leben bewegt sich seitdem in wesentlich ruhigeren Bahnen und ich habe Kapazitäten frei, um andere Opfer zu unterstützen. Ich bin aktiv an unserem Verein beteiligt und freue mich jedes Mal, wenn wir wieder mal ein Opfer aus dem Sumpf holen können. Ich bin eine „Insel“ und möchte als gutes Beispiel vorangehen. Von den Anfeindungen einiger Leute lasse ich mich nicht mehr beeindrucken. Natürlich sind Patienten weggeblieben, als sie erfuhren, was ich in Freizeit tue, aber dafür sind andere gekommen, die mir auf die Schulter geklopft und gesagt haben: „machen Sie um Himmels Willen weiter.“

EK Vielen Dank für das Gespräch, Frau Sonnenberg

Buchtipp
Michaela Holst
Landfrauen
ISBN: 9783839106334
84 Seiten
6,80 Euro

Die Autorin beschreibt das Leben auf einem großen Landgut. Obwohl der Hausherr ein strenges Regiment führt und manche Entgleisung vollführt, kommt es nach einigen Wirrungen für die Frauen vom Lande zu einem grandiosen Happy End. Spannend, anrührend und humorvoll.

Bürgerreporter:in:

Elisabeth Keller aus Gnarrenburg

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