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Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch erzählen Teil 4 Matthias Nickel aus Berlin

Elisabeth Keller im Gespräch mit Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch

Hans Georg van Herste, Autor, Schmerztherapeut, Lebensberater, Herausgeber, war selbst Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, häuslicher Gewalt und Psychoterror. Seit seiner Jugendzeit macht er Übergriffe gegen Opfer von sexuellem Missbrauch und Diskriminierungen gegen Frauen und Homo- und Transsexuelle öffentlich.
Seine Bücher und Dokumentationen schlugen hohe Wellen, da er kein Blatt vor den Mund nimmt, Tathergänge nicht verniedlicht und eine deutliche Sprache spricht. Obendrein hat er die „Insel-Methode“ erdacht, um Opfern und Betroffenen vor Ort zu helfen.
Diese Vorgehensweise hat ihm nicht nur viel Anerkennung eingebracht, sondern auch viel Ärger, da sich Täter und ihre Helfer und Sympathisanten nicht gern auf die Schliche kommen lassen. Neben Beschimpfungen übelster Art wurde auch eine Verleumdungskampagne großen Stils gegen ihn losgetreten, um ihn unglaubwürdig zu machen. Diese Verleumdungsprofis wussten genau, dass die Worte „Sekte, Sex und finanzielle Ausbeutung“ ihr Ziel nicht verfehlen würden.
Trotzdem hat sich Hans Georg van Herste nicht von seinem Weg abbringen lassen. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben ganz klar bewiesen, dass „seine“ Opfer nicht allein sind, dass sie keine Märchen erzählen, und dass seine Aussagen zur Häufigkeit und zur Vorgehensweise der Täter absolut der Wahrheit entsprechen.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Opfer, die von Hans Georg van Herste begleitet wurden, die keine Angst vor der Öffentlichkeit haben und anderen mit ihrer Aussage Mut machen wollen, zu befragen.

EK Wie alt sind Sie heute?

MN Sechsundvierzig

EK Was machen Sie beruflich?

MN Ich Nachtwache in einem Alten- und Pflegeheim und Nachhilfelehrer

EK Wer waren die Täter?

MN Mein Vater war der Täter.

EK Wusste Ihre Mutter davon?

MN Ja, die wusste davon.

EK Was hat ihr Vater mit Ihnen gemacht?

MN Mein Vater betrieb einen kleinen Laden für Haushalts- und Eisenwaren. Dort gab es hinter der Ladentheke eine Falltür, die zu einem Kellerraum führte. In dem Kellerraum stand ein Tisch, auf den meine Schwester und ich festgebunden wurden. Dann wurden wir vergewaltigt. Das passierte meistens sonntags, wenn der Laden geschlossen war. Wir wohnten nur ein paar Häuserblocks entfernt. Mein Vater sagte dann immer, er wolle mit uns einen kleinen Spaziergang machen. Dann wussten alle bescheid, ohne dass meine Mutter allerdings etwas dagegen unternommen hätte. Ich denke, die war froh, dass er sie in Ruhe ließ. Sie hat sich später von ihm scheiden lassen.

EK Welche Gefühle hatten Sie dabei?

MN Ich kann mich noch an wahnsinnige Schmerzen erinnern, an das Gewimmere meiner Schwester und die Ohnmacht, nichts unternehmen zu können. Es war furchtbar.

EK Ist Ihnen das allein passiert?

MN Ich weiß nur von mir und meiner Schwester. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er fremde Kinder mit in den Keller genommen hat. Meine Hand würde ich dafür allerdings nicht ins Feuer legen.

EK Wie alt waren Sie als alles begann?

MN Ich weiß nicht mehr genau, aber ich denke, dass ich vier oder fünf gewesen sein muss.

EK Wann endeten die Übergriffe?

MN Ich denke, als er irgendwann mal Angst davor bekam, es könnte rauskommen. Ich war wohl so sechs oder sieben.

EK Haben Sie es jemandem erzählt?

MN Ich hatte diese Vorfälle lange Jahre verdrängt und erst darüber gesprochen, als ich zu Herrn van Herste Vertrauen gefasst hatte. Ich hatte bis dahin immer nur dunkle Ahnungen gehabt. Dann fiel mir nach und nach alles wieder ein.

EK Haben Sie die Täter konfrontiert?

MN Natürlich habe ich meine Eltern konfrontiert. Meine Mutter hat alles sofort abgestritten, mein Vater natürlich auch. Nur meine Schwester erklärte mir, dass sie sich das vorstellen könne, hätte aber keine richtigen Bilder dazu. Sie hätte allerdings auch noch nicht weiter darüber nachgedacht. Ihre Ahnung sagt ihr allerdings, dass ich Recht haben könnte.

EK Haben Sie Anzeige erstattet?

MN Nein, ist alles längst verjährt.

EK Was ist daraus geworden?

MN Ich war hochgradig manisch-depressiv und unselbstständig. Ich lebte in einer Traumwelt und hasste die Realität. Realität hatte etwas Erschreckendes für mich, dem ich unbedingt aus dem Weg gehen musste. Durch die Gespräche mit Herrn van Herste wurden mir die Zusammenhänge klar und mir wurde bewusst, dass ich nie glücklich werden würde, sollte ich nicht aus meiner Traumwelt aussteigen. Die Welt ist nun mal nicht rosarot und weich wie Watte. Ohne diese Hilfe hätte ich noch heute keine Ausbildung, keinen Führerschein, kein Auto, keine Wohnung. Ich würde mich auf Kosten anderer immer noch durchs Leben hangeln. Ich hätte mir früher nie vorstellen können, dass ich aus eigener Kraft einmal dermaßen viel Geld verdiene, dass ich in der Lage bin, eine Wohnung zu kaufen und ein nagelneues Auto zu fahren. Ich hatte das Leben auf Sozialhilfeniveau kultiviert und fand es toll, bedauert und bemitleidet zu werden. Erst heute weiß ich, wie gut es mir gehen kann und ich möchte auch nie wieder zurück.

EK Glauben Sie, dass der Täter weitermacht?

MN Ich kann es mir nicht vorstellen. Dazu ist der viel zu feige.

EK Warum sprechen Sie jetzt darüber?

MN Ich spreche schon ein paar Jahre darüber, aber außer Herrn van Herste und den Vereinsmitgliedern wollte es niemand hören. Ich finde nur, dass es Zeit ist, diese Geschichten zu veröffentlichen, um anderen Mut zu machen, sich zu erinnern, zu äußern und etwas gegen die Täter zu unternehmen. Ich bin dabei.

EK Vielen Dank, Herr Nickel, für das Gespräch

Buchtipp
Viktoria Grantz
Mädchen in Fernost
ISBN: 9783837013948
100 Seiten
6,80 Euro

Die Autorin beschreibt die Lebenswege einer thailändischen Kinderprostituierten und eines deutschen Pädophilen. Sie treffen in Thailand aufeinander. Das hat für beide ungeahnte Folgen. Ein spannender Krimi mit realistischem Hintergrund.

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