1. Mai: "Unser Tag" in Gießen

Alljährlich demonstrieren am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, seit über 100 Jahren weltweit Arbeiterinnen und Arbeiter gemeinsam mit Gewerkschaften und Parteien für Ihre Rechte. So auch dieses Jahr wieder in Gießen.

Um kurz nach 11.00 Uhr setzte sich ein Demonstrationszug des DGB-Mittelhessen mit mehreren hundert Teilnehmern vom Brandplatz aus in Bewegung. Über die Marktlaubenstraße ging es zum Kirchenplatz und dann weiter über Marktplatz und Bahnhofstraße in die Schanzenstraße. Hier stand bis zur Besetzung durch die Nazis am 2. Mai 1933, das Gewerkschaftshaus des damaligen Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB).
Anlässlich der morgigen 80. Wiederkehr dieses Ereignisses, hielt der Geschäftsführer des DGB Mittelhessen, Matthias Körner, eine kurze Ansprache vor dem Gebäude und erinnerte dabei nicht nur an Zerschlagung der Gewerkschaften durch die "alten" Nazis. Er wies auch auf die "neuen" Nazis hin, welche in den letzten Jahren immer mehr versuchen, den Tag der Arbeit für sich und ihre menschenverachtende Ideologie zu missbrauchen, in dem sie am 1. Mai Kundgebungen und Demonstrationen - wie dieses Jahr z.B. in Frankfurt, Würzburg, Dortmund, Erfurt und Berlin - anmelden. So etwas wie 1933 dürfe sich nicht wiederholen, so Körner. Anschließend legten die Demonstranten eine Schweigemitnute ein.
Von der Schanzenstraße aus führte die DGB-Demo, welche in diesem Jahr unter dem Motto "1. Mai Unser Tag. Gute Arbeit, Sichere Rente. Soziales Europa" stand, über die West- und Nordanlage zum Kennedy-Platz und weiter über die Walltorstraße zum Kirchenplatz. Dort gab es dann eine große Abschusskundgebung mit Kulturprogramm und Maifest.

Zunächst begrüßte der Kreisvorsitzende des DGB-Kreises Gießen, Robert Wycislo, die Demonstranten, ehe er das Wort an den diesjährigen Mairedner Hannes Rosenbaum, Landesvorsitzender der IG Bauen-Agar-Umwelt (IG BAU) übergab. Weitere Redner waren anschließend der Betriebsratsvorsitzende des Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) Klaus Hanschur (ver.di), der ehemalige Betriebsrat bei REWE Helmut Appel (ver.di), die Vorsitzende des IG Metall-Jugend Ortsausschusses Gießen Monika Claar (arbeitet bei Weiss Umwelttechnik GmbH), der Jugendbildungsreferent des DGB Mittelhessen Alexander Wagner und zuletzt noch der Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD Hessen Thorsten Schäfer Gümbel.

Während Schäfer-Gümbel vor allem Wahlkampf für die SPD betrieb, gingen die anderen Rednerinnen und Redner auf die aktuellen Probleme der Beschäftigten und die laufenden Tarifrunden in ihren jeweiligen Branchen ein.
So verwies Klaus Handschur u. a. auf den miserablen und teilweise rechtswidrigen Umgang des Landes Hessen mit den Beschäftigten des Uniklinikums, welche einen Antrag auf Rückversetzung in den Landesdienst gestellt haben.
Helmut Appel ging in seiner sehr guten Rede auf die aktuelle Situation im Einzelhandel ein, wo die Arbeitgeber gerade dieser Tage die Tarifverträge gekündigt hätten, um die Arbeitsbedingungen und Entlohnung der Einzelhandelsbeschäftigen deutlich zu verschlechtern. Dabei nannte er einige interessante Zahlen und Fakten zu seiner Branche.
Die Vorsitzende der IG Metall-Jugend Monika Claar verwies auf die aktuelle Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie und das morgige Solidaritätsfest vor den Werkstoren von Bosch Thermotechnik in Lollar (ehemals Buderus), wo die Kolleginnen und Kollegen von einem Arbeitsplatzabbau bedroht sind.
Auf die Bedrohung durch Nazis, gerade auch in Mittelhessen, wies Alexander Wagner hin, der sich erfreut zeigte, dass dank zahlreicher Gegenproteste der für heute geplante NPD-Aufmarsch am Frankfurter Ostbahnhof verhindert werden konnte. Anlässlich des Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nazis am 2. Mai 1933, findet morgen um 16.00 Uhr eine Gedenkminute in der Gießener Fußgängerzone statt.

Zum Abschluss des Maifests folgte das Kulturprogramm, welches durch die Gruppe "Shake-Hands" gestaltet wurde. Diese spielte einige traditionelle Arbeiter-, Gewerkschafts- und Freiheitslieder.

Nachfolgend nun eine kleine Fotoserie über die heutige DGB-Aktion zum Tag der Arbeit in Gießen.