Stadtrundgang zum Tag der Befreiung

8. Mai 2014
17:00 Uhr
Brandplatz/Ecke Schlossgasse, 35390 Gießen

Auch in diesem Jahr wollen Gießener Antifaschistinnen und Antifaschisten den 8. Mai, den 69. Jahrestag der Befreiung mit einem Stadtrundgang begehen. Treffpunkt ist um 17.00 Uhr am Brandplatz vor dem Alten Schloss. Der Rundgang wird ca. eine Stunde dauern. Zu diesem Rundgang sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Nachfolgend dazu noch ein Aufruf der Gruppe "AntifaR4", denn ich allerdings nicht uneingeschränkt teile und dessen letzten Satz ich klar ablehne! Dennoch das Mahnen und Erinnern, das Gedenken an das was war um dafür zu sorgen, dass sich so etwas nie wieder wiederholt ist nach wie vor äußerst wichtig, wie man auch an den aktuellen Entwicklungen in Deutschland und Europa sieht, wo neofaschistische, rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien wieder auf dem Vormarsch sind.

Tag der Befreiung

Der 8. Mai gilt als Tag der Befreiung - als der Tag, an dem 1945 Deutschland bedingungslos kapitulierte und der als das Ende des deutschen Faschismus angesehen wird. Die Befreiung, so wie wir sie betrachten, stellt allerdings nur eine Befreiung für die Menschen dar, die unter den Nazis zu leiden hatten: für die Verfolgten, Gefolterten, Inhaftierten und Deportierten.

Denn von einer Befreiung der gesamten deutschen Zivilbevölkerung zu sprechen, würde eben diese von jeglicher (Mit-)Schuld freisprechen. Des Weiteren begriffen viele Menschen das Ende des Krieges und des Faschismus als Niederlage. Zwar ist die Begründung, dass der Krieg auch die deutsche Zivilbevölkerung getroffen habe, erst einmal richtig, allerdings wird hierbei oftmals der Eindruck vermittelt, es handele sich um unschuldige Opfer.

Die Konstruktion einer unschuldigen Zivilgesellschaft ist nicht nur eine Verharmlosung, sondern schlicht falsch. Ein solch logistischer Aufwand, wie ihn die Deportation und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung darstellte, wäre niemals ohne die Mithilfe von Zivilist_innen möglich gewesen. Diese Niederlage wurde demnach nicht nur als Niederlage des Naziregimes begriffen, sondern auch als eine persönliche - als Teil von Deutschland.

Wieso dann Befreiung?

Dass wir dennoch die Befreiung als solche feiern, begründen wir damit, dass das Ende des Krieges für viele Menschen das Ende der Bedrohung und Verfolgung bedeutete. Die Tatsache, dass ein anderer Ausgang des Krieges auch Auswirkungen auf weitere geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklungen und somit in letzter Konsequenz auf alle folgenden Generationen gehabt hätte - die wir uns gar nicht ausmalen wollen - ist für uns ein Grund diesen Tag als Anlass zu nehmen, die Kapitulation Deutschlands zu feiern.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Erinnerungspolitik in Gießen sowie in der Bundesrepublik Deutschland zu sehen. Und wenn es nun wieder von allen Seiten tönt, es müsse endlich einmal Schluss sein, die Geschichte sei zur Genüge aufgearbeitet, kann es nur heißen:
Deutschland, halt’s Maul!

R4, Mai 2014

Bürgerreporter:in:

Christian Momberger aus Gießen

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