Seniorenschwimmen, Respekt und Anerkennung!

Wenn ich mich allmorgendlich ins Schwimmbad am Planetenring in Garbsen schleppe, kann ich nur staunen.

Während sich meine Beine und Arme von der nächtlichen Schlaferholung noch nicht wirklich in den Morgen begrüßt haben sondern noch zu schlafen scheinen, flitzen auf dem kurzen Weg von meinem Auto zum Schwimmhalleneingang bereits unentwegt Fahrräder mit rüstigen Rentnern an mir vorbei. Hier überkommt mich schon ein leichtes Schamgefühl, so weit ist es nun auch nicht von meinem zu Hause bis zum Schwimmbad, warum fahre ich nicht auch mit dem Fahrrad ?

Ich rede mich mit "zu wenig Zeit" vor mir selbst raus und trete nun den Gang in die Schwimmhalle an, schon die Treppen zum Badeingang nach oben mag ich nicht, hier muss ich nun meine Beine entgültig aus dem Schlaf rütteln, oben angekommen kann ich mir ein "Schnaufen" nicht verkneifen, hätte ich aber lieber tun sollen, denn Herr M. (82 Jahre) hat mich soeben überholt und mit einem fröhlichen "guten Morgen, junge Frau", absolut nicht außer Atem, begrüßt.

Meine Dauerkarte in den Schlitz des Eintrittsautomaten schieben, die schwere Tasche mit Fön, Handtüchern, Bürsten und Duschkram über die Absperrung hiefen, damit ich durch das Drehkreuz komme bin ich schon leicht angesäuert, jetzt ausziehen, dann unter die Dusche und ab ins Wasser. Jeden Morgen überkommt mich ein leicht bis schweres Ekelgefühl wenn ich an das viel zu nasse Wasser denke und daran, dass mein Körper viel lieber mit einem Kaffee und Brötchen bewaffnet in irgendeinem Cafe sitzen würde.

Bereits unter der Dusche herrscht reges Treiben, die zweite oder dritte Truppe der rüstigen Seniorinnen sind bereits fertig mit Ihrem Morgensport, es ist halb acht !!!!! Nun gut, kurz abgeduscht und rein in das feuchte "Nass". Die ersten Schwimmzüge tun noch weh, egal wie rum ich mich drehe, Rücken... es kneift, Brust... es kneift, aber dann.... nach ca 5 Minuten bin ich stolz wie Oskar, ich habe wieder einmal meinen Schweinehund überwunden und ziehe hier meine Bahnen, vierzig Minuten lang, ich schätze ich schaffe ca 1,5 Kilometer in der Zeit. Frau Z. (79 Jahre) gibt sich damit nicht ab, mindestens eine Stunde schwimmt sie täglich, auch noch viel schneller als ich, unglaublich !

Nun bin ich fertig und es geht ans Duschen, Haare waschen, fönen, eincremen, anziehen, schwitzen dabei, grausam! In der Umkleidekabine ist mein Körper und auch das Gesicht puterrot, man könnte meinen ich platze gleich. Frau Z. cremt gerade sorfältig Ihre Füße ein, der Körper ist schon fertig, das Haar trocken und gefönt, kein Schweißtropfen auf der Stirn, die Haut zart rosa, sie wirkt ausgeruht, entspannt und sehr zufrieden. Mit Ihren Schwimmkumpelienen bespricht sie gerade den weiteren Tagesablauf... erst mit dem Fahrrad einkaufen, dann kurz bei der Schwiegertochter und den Enkeln vorbei, die Schwiegertochter ist immer so gestresst mit den Kindern, vorher aber noch einmal nach Hause, das vorgekochte Essen für die Enkel holen, damit Schwiegertochter ein wenig Zeit für sich hat. Danach Treffen mit den Schwimm-Mädels von heute morgen ,auf ein Glas Tee, Essen für den Ehemann vorbereiten, am Nachmittag noch ein paar Blumen in die Balkonkästen pflanzen. Zum Abschluß will sie aber noch mal nach den Kräuterpillen googeln, wovon die Bekannte erzählt hat.

Ich bewege mich nun betont schnell und agil, auch wenn´s schwer fällt, ich fasse beim Überstreifen meines Pullis über den vom Fönen schweißnassen Körper einen Entschluss, bevor ich 46 Jahre alt werde zeige ich´s den Mädels, ich werde mir ein Fahrrad zulegen, nie mehr jammern am Morgen, Schmerzen aushalten und mir selbst nen "Vogel zeigen" wenn´s mal wieder hier und da kneift.

Entschlossen schleppe ich meine schwere Tasche in mein Auto und freue mich auf morgen früh...... im Schwimmbad !

Bianca Schulze

Bürgerreporter:in:

Bianca Schulze aus Garbsen

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