Wolfsabschuss Wallis

Der Verein Wildtierschutz Schweiz verurteilt den Wolfabschuss im Wallis von
heute aufs Schärfste und nimmt dazu wie folgt Stellung:
Davos, 11. August 2010
Ist der Wolf in der Schweiz erwünscht oder nicht? Diese Frage muss man sich
stellen, besonders im Jahr der Biodiversität. Wenn ja, sollte man entsprechend
mit ihm umgehen. Toleranz ist angesagt, in der dem Wolf sein Lebensraum
aufrichtig zugestehen wird und Unfälle vergütet werden (nur bei
Herdenschutzmassnahmen geschützten Tieren), genauso wie man andere
Naturereignisse bei Schadensfall auch vergütet.
Es sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass hautpsächlich die
"Nutztierhalter" die Eindringlinge in den Lebensraum der Wildtiere sind. Die
Berge sind Wildnis und nicht nur Wohlfühloasen, wo gewisse Tierhalter ihre
"geliebten" Tiere schutzlos parkieren, um sie im Herbst dem Metzger bringen zu
können. Der Staat sollte die Bauern und Schafhalter zwingen, ihre Tiere besser
zu schützen. Sie bringen ihr Vieh in den traditionellen Lebensraum der
Wildtiere, also müssen sie es auch vor den Wildtieren schützen, die in der
Wildnis den Vortritt haben. Wenigstens diesen beschränkten Lebensraum muss man
den Wildtieren doch zugestehen!

Dass der Wolf ein Wildtier ist, war von Anfang an bekannt. Dass er Schafe und
ev. Rinder reisst auch. Hätten die Rinder ihre Hörner noch, könnten sie sich
effektiv verteidigen.

Die Wölfe willkommen heissen, dann aber immer gleich abzuschiessen, wenn sie
das, was sie am leichtesten erbeuten können reissen, ist keine aufrichtige
Gastfreundschaft und Lösung.

Wieder einmal waren im Kanton Wallis die betroffenen Herden nicht bewacht. Was
andere Kantone und auch Italien in der Vergangenheit vorbildlich geleistet haben
in Bezug auf Herdenschutz, ist im Wallis immer noch im tiefsten Dunstkreis. Die
militante Regierung in Sitten scheint nur töten zu wollen, anstatt
bereitgestellte Lösungen zu realisieren und macht sich national und
international lächerlich (Berner Konvention). An der Stelle eines guten
Vorbildes macht das Wallis die Schweiz zur Schande.
Der für den Wolfsabschuss verantwortliche und rückständige Walliser Politiker
Jacques Melly sagt in der Zeitung "LE TEMPS" vom 6.8.2010, dass Wölfe Menschen
gefressen haben sollen und dass er den Wolf im Wallis nicht haben will. Der Wolf
soll nach Osteuropa usw. gehen. Hier stinkt der Fisch vom Kopfe her und auch
beim BAFU in Bern, wo sich der Walliser Jäger Reinhard Schnidrig als oberster
Jagdinspektor eingenistet hat. Es geht mehr darum ein Spektakel für die Jäger
zu organisieren, als konsequente Herdenschutzmassnahmen und die Wiederansiedlung
der Wölfe zu fördern. Gegen den Luchs wird auch schon seit Jahren gewildert.

Im Wallis werden auf der einen Seite Hunderassen verboten (obwohl man weiss,
dass die Hundehalter das Problem sind und nicht die Hunde), Hobbyschafhalter die
ihre Tiere verhungern liessen, schlüpfen durch den Strafvollzug, geschützte
Greifvögel werden von Jägern abgeschossen und auch bei Bauern die ihre Tiere
nicht artgerecht halten wird ein Auge zugedrückt usw.

Haben die Walliser schon wieder vergessen, dass der Wolfsabschuss im Jahr 2006
die Steuerzahler 330'000 Franken kostete und jener von 2009 160'000 Franken?
Gibt es dort mit dem vielen Geld nichts sinnvolleres zu tun, als geschützte
Tiere zu eliminieren? Diese Beträge sind weit höher als jene, welche als
Entschädigungen für gerissene Tiere ausgegeben wurden. Wie passt das zusammen?

Jeder Hühnerhalter weiss, dass, wenn er nachts die Hühner nicht schützt, der
Fuchs oder Luchs kommt. Der Wolf folgt eben auch nur seinen Instinkten, also ist
der Tierhalter angehalten, seine Herde bestmöglich zu schützen.

Der Verein Wildtierschutz Schweiz ist der Ansicht, dass Halter von nicht
geschützten Tierherden in den Alpen, bei Schadensfall durch den Wolf, nicht mehr
entschädigt werden und dass die Öffentlichkeit durch Direktzahlungen nicht
weiter die Aufgaben der Schaf- und Rinderzüchter übernimmt. Solche Tierhalter
haben selber und mit eigenen Mitteln für den Schutz ihrer Tiere zu sorgen.
Mangelnder Schutz der Herde, muss für die fehlbaren Tierhalter Bussen zur Folge
haben. Der Verein verlangt, dass der Schutzstatus für den Wolf ( Luchs und Bär)
nicht gelockert wird und dass die Berner Konvention ausnahmslos eingehalten
wird.

Der Verein Wildtierschutz Schweiz ist sich auch bewusst, dass dadurch auf vielen
entlegenen Alpen keine Schafsömmerung mehr durchgeführt werden kann. So wird
aber das Tierschutzgesetz vollzogen und die armen unbehirteten Tieren, aktuell
82'000 auf 553 Alpen im Wallis nicht ihrem Schicksal auf Gedeih und Verderben
überlassen. Es ist auch eine Chance, die Biodiversität in diesen Gebieten
endlich wieder zu fördern, sowie die Schafhalter, die sich gewissenhaft für das
Wohl ihrer Tiere einsetzen, zu belohnen.

Pro Saison verunfallen im Schnitt gegen die 5%, also über 12'000 Schafe in den
Bergen (Studie WWF 1996), die meisten davon weil sie nicht von den Schafhaltern
und Hirten beaufsichtigt werden. Sie sterben durch Krankheiten, Abgründe,
Steinschlag, Zäune, Blitz, Hunderisse, Verletzungen usw. Diese Zahlen
verdeutlichen ganz klar, wie besorgt gewisse Schafhalter um ihre "wertvollen"
Tiere sind. Es geht nur ums Geld und das Tierschutzgesetz kommt nicht richtig
zur Anwendung.

Der Wolf reisst in der Schweiz im langjährigen Schnitt rund 200 Schafe pro Jahr,
ist also für über 98% aller verstorbenen Schafe in den Bergen nicht
verantwortlich.

Gemäss geltendem Recht ist der Wolf eine streng geschützte Tierart
(Eidgenössisches Jagdgesetz 1988, Berner Konvention 1982). Abschüsse sind per
Gesetz nur in Ausnahmefällen, bei besonders Schaden stiftenden Tieren erlaubt.
Doch die Ausnahme ist in der Schweiz längst die Regel. Die Schweiz hat eine der
höchsten Wolfsabschussquoten Europas, sogar höher als in den meisten Ländern,
in denen der Wolf jagbar ist.

Die ganze Problematik könnte entschärft werden, würden sämtliche Direktzahlungen
und Subventionen an die Schafhalter eingestellt. So würde der Schafbestand
automatisch auf ein normales und verträgliches Mass reduziert.

Von wissenschaftlicher Seite wird schon länger moniert, dass die Schaf-, Ziegen-
und Rinderherden im Hochalpinen Raum eigentlich gar nichts verloren haben und
heimische Kräuter und Gräser akut bedrohen und damit unsere Biodiversität. Mehr
und mehr sind grüne Matten und keine Naturwiesen mehr vorhanden. In vielen
Fällen gibt es Erosionen, Trittschäden sowie Üeber- oder Unternutzung der
Vegetation, Verbissschäden an Jungwald und/oder die Schafe stecken Wildtiere mit
Krankheiten an. Auf manchen Alpen hat es mehr Schäden durch diletantische
Schafhaltung als durch die Skipisten! Viele Alpen werden durch den
unkontrollierten Weidegang auf Jahre hinweg geschädigt.

Schafe, die ohne Aufsicht auf der Alp sind, fressen die für die Wildtiere
wichtigen Weiden oft bis in grosse Höhen ab. Dies hat ihnen bei Umwelt -
TierschützerInnen einen schlechten Ruf eingebracht. Ein Hirtin oder eine Hirt
kann dem entgegenwirken. Wird die Schafherde rechtzeitig auf neue Weidegründe
getrieben, bleibt die Pflanzenvielfalt auf den Weiden erhalten.

Total hat der Bund z.B. die Sömmerung 2007 mit 5'109'000.- Franken
subventioniert. Die Schafhaltung wird in der Schweiz jährlich mit über 40
Millionen Franken direkt subventioniert (Beiträge für die Haltung von RGVE und
Sömmerung). Dank so genannten Flächen- und Hangbeiträgen sowie Subventionen für
die Wollverwertung bekommen die Schafhalter zusätzlich nochmals einen grösseren
Betrag, womit sie jährlich fast 100 Millionen Franken aus der Bundeskasse
erhalten. «Der Bund setzt damit komplett falsche Anreize für die Schafhalter.
Unbeaufsichtigte Herden verursachen grosse Schäden in den Alpen», sagt auch
Kurt Eichenberger vom WWF Schweiz. Zum Schutz der Schafe und der Bergwiesen
fordern Pro Natura, Schweizer Tierschutz STS, WWF Schweiz und der Verein
Wildtierschutz Schweiz WSS deshalb die Streichung von Subventionen für
Schafhalter, die ihre Herden unbeaufsichtigt in den Bergen weiden lassen.
«Gewissenhafte Schafhalter sollen künftig mehr Geld erhalten, während
gleichgültige Schafhalter nicht mehr subventioniert werden sollen», fordert
Mirjam Ballmer, Projektleiterin Naturschutzpolitik bei Pro Natura. So könne die
ökologisch und ökonomisch fragwürdige Schafhaltung ohne Behirtung den heutigen
Anforderungen angepasst werden.

Es braucht eine Modernisierung der Schafhaltung sowie den konsequenten
Herdenschutzausbau in allen betroffenen Kantonen.

Ist das Verbuschen der Alpweiden tatsächlich ein Problem und wenn ja, muss es
mittels Schafherden gelöst werden? Oder fördert es nicht auch die
Biodiversität? Wie viele Flächen fallen wegen der Rinder- und Schafhaltung für
die Wildtiere weg? Wie viele Waldränder werden wegen der Rinder- und
Schafhaltung in Mitleidenschaft gezogen? Wie viel Fläche wird wegen der
ausufernden Fleisch- und Milchwirtschaft massiv beeinträchtigt? Es fragt sich,
wer den grösseren Schaden anrichtet.

Kann man den von den Jägern gesichteten zum Abschuss gegebenen Wolf nicht auch
durch ein paar Schüsse in die Luft und anderen Massnahmen aus dem Gebiet
vertreiben, muss man ihn immer gleich erlegen?

Wenn ein Wolf 15 Schafe und 2 Jungrinder reisst, was in der Natur der Sache
liegt, dann ist das eine Katastrophe und der Wolf muss dran glauben. Wenn
andererseits Millionen Tiere täglich in Schlachhöfen niedergemetzelt werden,
damit wir täglich widernatürlich das ungesunde Fleisch essen können, die Bäuche
damit vollschlagen und das Wohlstand nennen, stimmt etwas in der Gesellschaft
nicht. Wo bleibt hier die Verhältnismässigkeit?
Es gibt keine Weltreligion die den Konsum von Fleisch oder das Töten von
Lebewesen befürwortet.
Wir empfehlen bei Ferienplanungen den Kanton Wallis nicht mehr zu
berücksichtigen.
Verein Wildtierschutz Schweiz
Postfach 63
7270 Davos 2 Horlauben
Schweiz
Sekretariat Tel: +41 (0) 91 780 40 67
http://www.jagdkritik.ch / info@jagdkritik.ch

Bürgerreporter:in:

Gaby Floer aus Garbsen

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