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sightseeing in die eigene vergangenheit: Salzgitter-Beddingen

In Braunschweig geboren, in Salzgitter aufgewachsen – nach rund sechzig jahren eine reise in die eigene vergangenheit

Salzgitter-Beddingen, 1946, die zweite oder dritte lehrerstelle meines vaters nach seiner ausbildung. Gewohnt haben wir im schulhaus über den klassenräumen.

Erinnerungen ?

Rübensaftkochen: Im nebengebäude hat sich die waschküche befunden. Meine eltern und eine andere kollegenfamilie haben rüben bekommen und zu rübensaft verarbeitet. Große hektik, hin- und hergerenne, ich dazwischen. Ab dem nächsten tag hat meine mutter größte mühe darauf verwenden müssen, ihre beiden männer vom rübensafteimer in der speisekammer fern zu halten. Mein vater hat noch jahrelang von dem honiggelben ( ! ) rübensaft geschwärmt.

Lehrergarten: Hinter dem schulhaus haben die lehrkräfte einen eigenen garten bewirtschaftet, in den jahren der nachkriegszeit überlebensnotwendig. Angeblich habe ich mit meiner oma grundsätzlich den sauerkirschbaum leer gefuttert. Warum gerade die sauerkirschen ?

Dreiradfahren 1949: Ausgerechnet am tage der lehrerprüfung meines vaters habe ich ausprobiert, ob ein dreijähriger mit seinem fahrrad die schulhausstufen hinunterfahren kann. Er kann es.
Dumm nur, dass ein metallabtreter vor den stufen seinen selbstversuch verdammt blutig beendet hat. Irgendjemand hat mich in den schulflur hochgetragen, laut schreiend, blutüberströmt, mein vater ist aus seinem klassenimmer herausgeschossen – muss eine denkwürdige prüfung gewesen sein.
Am nachmittag – nach abschluss der wahrscheinlich kürzer als vorgesehen verlaufenen prüfung – haben mich meine eltern mit einem von einem bauern schnell organisierten pferdewagen in den nachbarort Üfingen zum arzt befördert. Der hat die wunde sehr geschickt mit einer metallklammer „geklammert“, eine prozedur, die mich zu höchster lautstärke animiert haben muss, wie mir meine mutter später erzählt hat.

Kohle: Beddingens hafen ist zu der zeit ein kohleanlieferhafen für die stahlwerke gewesen. Bei familientreffen haben meine eltern häufig davon erzählt, dass irgendwann das gerücht durchs dorf gelaufen sei, ein kohlezug, dessen gleise mitten durchs dorf geführt haben, verliere kohle . Da brennstoff damals knapp und sehr teuer gewesen ist, hat sich das gesamte dorf aufgemacht, die kohle von den gleisen einzusammeln und nach hause zu bringen. Die züge sind im ort noch sehr langsam gefahren, so dass ein paar waggons von einigen männern „geentert“ worden sind, um beim verlieren der kohle etwas nachzuhelfen. Auch meine mutter hat sich mit den anderen kollegenfrauen daran beteiligt.
Am nachmittag dann die schreckensmeldung: Die engländer kommen ! Englische besatzungssoldaten haben hausdurchsuchungen nach der geklauten kohle durchgeführt. Was haben die frauen des schulhauses gemacht ? Die gesamte kohle aus den kellern auf den dachboden geschleppt ! Die hausdurchsuchung ist ergebnislos verlaufen...

  • DIE treppe, auch heute noch für mutproben mit metallabtreter...
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  • bahngleise vom hafen zu den hüttenwerken
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3 Kommentare

Sehr schöner Bericht über die Rückkehr an den Ort der Kindheit mit auch sehr schmerzlichen Erinnerungen.

Schöne Bericht. GA

Vielen Dank für den Bericht… ich finde es immer sehr interessant wenn jemand über diese Zeit so anschaulich berichtet … und noch dazu aktuelle Foto – echt gelungen.
LG Conny

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