Eichenau und die Eisenbahn - ein entwicklungsbestimmendes Element

Bahnhof Eichenau 1988
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Der Eichenauer Eisenbahnhistoriker Andreas Knipping hat eine 30seitige Broschüre über den Einfluß der Eisenbahn auf die städtebauliche Entwicklung Eichenaus verfaßt. Im großen „Landkreisbuch“ von 1992 wird die Geschichte Eichenaus in seiner Verknüpfung mit der Eisenbahn nur nebenbei in einem Satz erwähnt: „Durch die Verbindung Bevölkerungswachstum und Verkehrsanschluss entstanden auch einige neue Siedlungen im heutigen Landkreisgebiet. Neben dem bereits genannten Puchheim-Bahnhof bildeten sich Eichenau und Gernlinden, die 1910 allerdings erst 61 bzw 38 Einwohner zählten.“ Diese Aussage muß vertieft werden, denn ohne die Bahn, seit 1905 mit der Haltestelle "Roggenstein", gäbe es Eichenau sicherlich nicht. Der jetzige Bahnhof stammt von 1937,das modernste Bahnhofsumfeld an der S8 von 2005.

Eichenau und die Eisenbahn
Die Bahn berührt Eichenau zwar nur ganz knapp im Norden an der Grenze zu Emmering und Olching. Diese beiden alten Orte liegen jedoch weit entfernt von den bis zum Eisenbahnbau unberührten Moorwiesen, die zur „Eichenau“ wurden. Die Siedler, die sich 1913 im Interessentenverein e.V. zusammengeschlossen hatten, sowie die 1918 erneut gegründete Baugenossenschaft, erreichten zwischen 1918 und 1935 in einem stetigen Bemühen letztendlich die Verlegung und Umbenennung der Haltestelle von der Kurve bei Roggenstein zum heutigen Standort in der Nähe der Querung mit der Staatsstraße.
Noch 1951 war die Zufahrt zum Bahnhof nur ein schmaler Feldweg zwischen der seit 1937 auf freier Fläche liegende Haltestelle und der seit 1914 geplanten Ortsmitte zwischen Schule und Kirche.
Von der Bedeutung der Eisenbahn zeugt nicht zuletzt der „ESV“, der Eisenbahner Sportverein,( heute Eichenauer Sportverein) der von Anfang an immer ca. 10% der gesamten Bevölkerung organisierte und deren Vorstandsvertreter oft im Gemeinderat vertreten waren.
Mit dem Eisenbahnsekretär Gustav Eberth (NSDAP Ortsgruppenleiter) wurde auch ein Sportenthusiast Bürgermeister. Viele Einwohner fuhren mit dem Zug zum Ausbesserungswerk in Aubing. Durch diese Kontakte konnte Gustav Eberth 1936 den Bau der Friesenhalle für den Verein organisieren. Der Bau der kleinen „Eisenbahnersiedlung“ um den Waxensteinplatz im Süden der Gemeinde, Neuerrichtung ab 1953, zeugte auch noch später von der Bedeutung des Eisenbahnerwesens in Eichenau.
Der Kampf um die Verlegung der Haltestelle bestimmte viele Jahre die gesamte städtebauliche Entwicklung. Der Interessentenverein schrieb 1923 an die Eisenbahndirektion München, die Baugenossenschaft Eichenau gleichlautend an den Wittelsbacher Ausgleichfonds (heute Staatsgrund) u.a. wegen der Dringlichkeit der Schaffung eines Eisenbahnhaltepunktes für die junge Siedlung:
„Die Haltestelle Roggenstein ist heute (1923) ganz zweckwidrig, weil sie gerade quer über der Strasse liegt. Die Bahnsteiganschüttung reicht nicht annähernd für die Länge von Personenzügen, so dass man in die ersten und letzten Wagen der stets überfüllten Züge (früh und abends ) nur mit hohen Klimmzügen, Kinder die zahlreich täglich zur Schule fahren, ältere Leute oder Frauen aber überhaupt nicht einsteigen können. ...
Die Haltestelle Roggenstein liegt eben gänzlich außerhalb des Siedlungsbereiches der Kolonie Eichenau, nicht nur 1,5 km von ihrem jetzigen und zukünftigen Mittelpunkt und fast 1 km von der nächsten Grenze ihrer geschlossenen Wohngruppe entfernt, sondern vor allem überhaupt so abseits in einem Winkel und Zwickel, dass die Haltestelle Roggenstein und die Siedlung Eichenau nie zusammen kommen können, im Sinne des Verkehrs nie einheitlich werden können. ....
Von der heutigen Siedlung Eichenau war damals (bei der Errichtung des Haltepunktes Roggenstein) noch nicht eine Spur vorhanden, auch vor 15- 20 Jahren noch nicht ( 1908 –1913, Anm d. Verf.) Sie wurde erst während und nach dem Krieg geplant und dehnt sich nun dauernd, täglich sozusagen immer mehr aus, unaufhaltsam, selbst heute in den schlechten Zeiten, trotz der allgemeinen Baunot wachsend, jährlich um Dutzende von Wohnhäusern usw. zunehmend. Und rapid wird erst recht dieses Wachstum, wenn die heutigen Nöte des Geld-, Hypotheken usw Wesens in nicht mehr allzu fernen Zeiten sich bessert. Dieses Wachstum geschieht aber nicht in Richtung auf die Haltestelle Roggenstein, weil es durch andere grundlegende Faktoren und Verhältnisse bedingt ist und sich niemals um Roggenstein gruppieren kann. Das zeigt schon ein erster Blick auf den Plan von Eichenau, seine Wohnlage, seine Straßenzüge, seine Besitzverhältnisse usw und nicht zuletzt- ein sehr wichtiger Umstand für eine Kleingartensiedlung wie Eichenau - die Kenntnis von Grundwasser, Geländegestaltung und seiner scharf umrissenen Bodenart.“

Bürgerreporter:in:

Michael Gumtau aus Eichenau

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