Die Bahnhofstraße in Eichenau – ihre Entwicklung: eine Zusammenfassung

Bahnhofsweg durch freies Gelände 1945
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(Eichenau)

Der Versuch, die Bahnhofstraße ab 1985 zu einer attraktiven Einkaufstraße umzugestalten, muss als gescheitert angesehen werden. Die ist Anlass für einen Rückblick und Ausblick.
Alle Eichenauer kennen diese Straße von ihrem täglichen Weg zur Bahn. Da es nun aber immer mehr werden, die durch die Unterführung mit dem Bus oder PkW zur Bahnhofsnordseite fahren zeige ich die heutigen Geschäfte in der Geschichte dieser Straße.

Schon 1916 war auf dem ersten vollständigen Ortsplan im Entwurf von Georg Popp ( Staatsarchiv LRA 12595) ein Weg durch die feuchten Wiesen genau nach Norden zur Bahn eingezeichnet. Auf dem Luftbild ist er noch 1945 als kleiner Weg zu erkennen.
Damals gab es noch nicht die dann 1926 auf der Wiese erbaute Kirche und Schule und schon gar nicht, den erst 1936 von Roggenstein an die heutige Stelle verlegten Bahnhof. Ein dreißigjähriger intensiver Einsatz ging dieser Verlegung voraus. Der Kreisbaumeister Georg Popp hatte diesen Weg aber immer im Auge, wenn es darum ging, Grundstücksgeschäfte zu verhindern, die diesen Weg beinträchtigen würden. Viele Eichenauer wehrten sich gegen die ihnen unbekannten Planungsvorstellungen im Kreisbauamt, die die 1918 von Popps Vorgesetztem, dem Landrat Josef Nibler, gegründeten Baugenossenschaft helfen sollten.

Das spätere Bahnhofsgelände, das der Landkreis (damals hieß er Bezirksamt) nicht so einfach überplanen konnte, lag bis 1956 auf dem Gebiet der Gemeinde Emmering und kam erst 1956 durch Gebietstausch an Eichenau, so dass der Bahnhof dann bis 2006 erweitert werden konnte.

Die Gemeindegrenze und damit auch die Bebauungsgrenze war bis dahin die Peter-Rosegger Straße. Die Flächen gehörten zu dem Gut, das Staat für seine Militärfohlen für den 1. Weltkrieg erworben hatte. Ab 1995 gab der Staat dann langsam die Eichenau bis zur Bahnlinie betreffenden Flächen frei und der Eichenauer Norden konnte bebaut werden. Der Staat errichtete hier Wohnblöcke für seine Bediensteten ( Fa. Stadibau). Er verkaufte einen Teil an einen Bauträger,der das darauf gebaute Pflegeheim ( für das es eine Förderung aus dem Kreishaushalt gab) dann mit Gewinn an die evangelische Kirche verkaufte. Heute hat die Firma ihren Sitz über dem Kindergarten, den sie als Ausgleich für das Bevölkerungswachstum der Gemeinde schenken musste. Durch diese Baumaßnahmen konnte auch der große Garten der Familie Biller an die Baugenossenschaft verkauft werden, die ihn eng mit Reihenhäusern zubaute.
Kleine Flächen am Bahnhof erstand auch die Gemeinde, so dass die Parkplätze ausgebaut und ein Kiosk errichtet werden konnte. Dieser wurde an die Eichenauer Bäckerfamilie Fritz (Vater und Sohn warten jeweils eine Zeit für die CSU im Gemeinderat) vermietet werden konnte. So entstand „Eichenaus Norden“, über den ich an anderer Stelle ausführlich berichtete. Die leeren Flächen mit dem Bahnhofsweg sind auf dem Luftbild von 1945 sehr gut zu erkennen. Die „Schillerstraße“ gibt es noch nicht. Der große Weg an der Bahnüberquerung ist die Allinger Straße.

Ich folge nun der Straße weiter vom Bahnhof Richtung Kirche.

Lange Zeit das erste Haus an der linken Seite der Bahnhofstraße war die 1961 hier errichte Zweigstelle der Kreissparkasse. Heute Bahnhofstraße 38a, damals No 22. In dem kleinen Haus war ein Glasereigeschäft, das Reisebüro von Herrn Kuhn und dann oft wechselnde Geschäfte, z. B. für gebrauchte Kinderkleidung, dann das Dienstleistungszentrum , dann ein Musikaliengeschäft, dann das Lager des Malers Hellmer und 2013 eine Thai Massage.

Etwas weiter Richtung Süden folgte auf der gegenüberliegenden Seite ein heute unscheinbarer Wohnbau damals mit der Volksbank. Die Bank baute dann ein großes Bürogebäude an der Hauptstraße, wo sie den 1952 gegründeten Wasserzweckverband ( heute Amperverband in der Bahnhofstraße) mit aufnahm.
Als die Bank das Gebäude dort dann aufgab und weiter in Richtung Ortsmitte einen Neubau erstelle, war das alte Gebäude schwer zu verkaufen. Den Teil des Amperverbandes hatte die Gemeinde als „Haus der Vereine“ (no 37) übernommen und den restlichen Teil kaufte nach jahrelangem Leerstand der Eichenauer Geschäftsmann Moll um es zu vermieten.

In der Bahnhofstraße folgt ein Neubau mit drei Geschäften. Hier hielt sich lange sich trotz aller Widrigkeiten das Naturkost Geschäft Terra Sole. Die anderen Geschäfte wechseln oft die Mieter. Hier ist seit einiger Zeit die Gilchinger Bäckerei Ries vertreten und hat ein Frühstückscafé. Im hinteren Grundstück befindet sich der Hausmeisterservice von Steffen Lotsch. ( www.l-HS.de ) Hier in der No 77 findet sich nun die Eichenauer Malschule von Hannes Neumaier.
Gegenüber auf der östlichen Seite ist der Altbau eines Geschäftshauses, das wegen des hohen Grundwasserstandes weit aus dem Gelände herausgehoben wurde. Die Familie Schwarzfischer hatte hier 1951 auf freier Wiese ein Haus gebaut, das im Laufe der Geschichte viele interessante Geschäfte aufnahm. Die alten Anzeigen im Mitteilungsblatt der Gemeinde geben Auskunft darüber. Heute ist hier der Geschenkeladen von Frau Schwarzfischer, die den Bau des Hauses als junges Mädchen verfolgte und heute noch die Schaufensterdekoration liebevoll den Jahreszeiten anpasst. Innen ist eine Wunderwelt von Kuriosa and Nippes, wie man ihn sonst wohl nirgends mehr in Oberbayern findet. Das Angebot war wahrhaft „orientalisch“ und lohnt die längste Anfahrt für den Sammler ausgefallener Geschenke aus dem letzten Jahrhundert.
Weiter südlich im Zwickel zwischen heutiger Schillerstraße und Bahnhofstraße sind zwei große Geschäftshäuser von denen eines als Ärztehaus mit eingegliederter Apotheke sehr geschickt renoviert wurde. Links davon ist das gleiche Haus im ursprünglichen Zustand zu sehen und beherbergt seit langem eine der drei italienischen Gaststätten („Torcello“) sowie eines der drei Blumengeschäfte in Eichenau. Gleich gegenüber befand sich lange Zeit eine freie Wiese, die zu einem großen Teil der Baugenossenschaft gehörte. Hier war bis 1972 ein Gewerbegebiet eingeplant, ab 1985 entstand hier aber eine dichte Bebauung mit Arkadengeschäften, Hotel und Gaststätten. Hotel und Gaststätte gehörten der Baugenossenschaft, die da Gebiet zusammen mit dem „Deutschen Heim“ bebaute.
Die unter den Arkaden neu entstanden Geschäfte wurden an private Investoren verkauft, die heute die erhofften Mieten nicht mehr erwirtschaften können und oft die Läden lieber lange leer stehen lassen, als sie günstig zu vermieten.
http://www.restaurant-kritik.de/87736/
http://www.ristorante-primavera.de/
Die Gaststätte –ehemals „Bevanda“, heute „Primavera“- bietet den einzigen großen Gaststätten Multifunktionssaal (neben der ganz anders gearteten ehemaligen Turnhalle „Friesenhalle“)und das Hotel ist insbesondere zu Messezeiten und zum Oktoberfest wegen der Nähe zur Bahn gut ausgelastet. Heute weiß man, dass die Entwicklung der Einzelhandelsgeschäfte zu viel größeren Einheiten ging, anders als die Architekten 1980 bei der Planung behaupteten. Die Vielzahl der kleinen Geschäfte, von denen man sich damals eine Belebung erhoffte, ist heute ein Nachteil. Hier halten sich inzwischen nur Dienstleister mit wenig Laufkundschaft. Die Kunden kommen meist gezielt und oft zeitlich terminiert. Hier sind drei Friseure, eine Fahrschule, ein Sonnenstudio, ein Tierärztin, der kommunale Energieversorger. Das Reisebüro mit Ladengeschäft wirkt schon fast als Publikumsmagnet. Das Sportgeschäft, das Gardinengeschäft das Bekleidungsgeschäft und ganz neu das Geschäft für Tierbedarf leiden unter dem geringen Fußgängerverkehr. Mehrere Geschäfte weichen daher auch auf den Internethandel als Zusatzangebot aus.
Die Bahnhofstraße „endet“ am Oppenheimer Platz mit Brunnen bei der Seniorenwohnanlage. Hier findet sich „versteckt“ der Eingang zur Gemeindebücherei sowie eine Videothek, eine Schneiderstube und ein Finazdienstmakler. Im Obergeschoss ist eines der drei Eichenauer Dentalstudios sowie die Praxis eines Physiotherapeuten.

Die Straße zeigt insgesamt durch die unterschiedliche Beleuchtung die jeweiligen Bauabschnitte. Im nördlichen Teil sind die Gehwege schmal,so ein Fahrradstreifen auf die Fahrbahn gelegt wurde. Der nicht zuletzt wegen des Pflegeheim sehr viele dichter gewordene Verkehr wird durch Dauerparker vor den Reihenhäuser im nördlichen Teil erheblich behindert. Der Linienbus wurde aus der Straße herausgenommen und fährt den nördlichen Bahnhofsparkplatz an. Nur der Schulbus nach Puchheim hält noch am südlichen Bahnhof. Dann steigen die Schüler aus Olching und Emmering zu.

Hier ist eine Übersicht zu Fotos aus der Bahnhofstrasse in Eichenau http://www.flickr.com/photos/gumtau/tags/bahnhofst...

Herr Sigi Niedermaier aus Ontario/Canada schrieb mir über die Bahnhofstraße aus der Erinnerung einen sehr lebendigen Beitrag zur Ortsgeschichte:

Siegfried Niedermair schrieb am 14.03.2008 um 22:23 Uhr

"Es ist immer eine Freude, einen neuen Bericht über die "Gartenstadt Eichenau" zu sehen und zu lesen. Speziell für mich ist es "seelischer Balsam". Meine Familie ist seit etwa 1910 in der Eichenau verwurzelt. Mein Großvater, Adolf Pfaffinger, hat sich dort bereits damals festgesetzt.
(heutiges Anwesen Roggensteiner Alle 87, Walter Pfaffinger).

Ihr Bericht über die Bahnhofstraße ist sehr interessant. Deshalb möchte ich einige Details hinzufügen.

"Fangen wir am Bahnhof an. Meine Erinnerungen gehen nur bis etwa 1956 zurück. Da war ein Bahnhofshäusl. Der Durchgang mit einer hölzernen Sperre war in der Mitte des Gebäudes. Zur rechten war der „Schalter“, dort konnte man die Fahrscheine kaufen. Ich kann mich noch so gut an den Mann erinnern, der die Fahrscheine ausstellte, den kmmenden Zug ausrief, und die Biletten zwickte. Er war von mittlerer Größe, schlank, dunkelhaarig, Brille und hatte nie ein Lächeln auf dem Gesicht. Bevor der Zug kam, öffnete er die Sperre, verkündigte den ankommenden Zug und knipste dann die Fahrkarten. Die Züge bestanden aus einer Dampflok und mit Wagen der ersten, zweiten und dritten Klasse. Offene Plattform.
Um zum“Zug zu kommen“, benutzte man natürlich das „Radl“. Es wurde am Bahnhof bei Herrn Mikusch und Herrn Volta eingestellt, die die Fahrrad-Einstelle verwalteten. Herr Mikusch war der freundlichere, Herr Volta war immer auf Ordnung bedacht, was uns Kinder natürlich immer ein bißchen Respekt einflößte. Auch ein Hund war da, der „Rexi“, ein fast roothariger Schäferhund –oder so was ähbnliches. Vor dem hatte ich immer Angst.
Herr Mikusch und Herr Volta betrieben auch eine Zeitschriftenhandel, wo auch allerlei anderes verakuft wurde, was Reisende und Pendler so benötigten. Dieses „Gebäude“, mehr ein Schuppen, war dort wo sich heute der offene Fahrradabstellplatz befindet.
Um zum Bahnhof zurückzukommen, auf der linken Seite war der Wartesaal. Ein kleiner Kanonenofen sorgte für Wärme im Winter.
Ging man vom Bahnhof südwärts, so war das erste Haus die Glaserei Schmied. Auf der Ostseite der Bahnhofstraße, heute ein Reisebüro. Das Haus meiner Eltern wurde von Herrn Schied eingeglast. Die Fensterstöcke kamen von der Zimmerei Kammerer, werde Ihnen weitere information darüber zukommen lassen.
Dann gab es das Cafe Holzer auf der Kapellenstraße, welches nicht immer einen guten Ruf hatte. Ecke Bahnhofstraße und Rosenstraße befand sich die Gärtnerei Heigl. Da gab es alles, von Samen bis zu Bäumen. Ich erinnerrie mich noch sehr genau, als ich eine Trauerweide abholen mußte, etwa 1962.
Schräg gegenüber war die Drogerie Keßler, das Gebäude, das Sie als Volksbank bezeichnen. Die „alte“ Frau Keßler war voll in Kontrolle. Keine weitern Kommentare.
Auf der anderen Seite der Bahnhofstraße waren die Geschäfte der Familie Klug. Walter Klug hatte ein Elektrogeschäft, und Brigitte Klug verkaufte Kleidung. Meine Eltern kauften dort ihren ersten Radio, ein Nord Mende Fidelio mit magischem Auge!
Herr und Frau Klug siedelten das Geschäft später auf der Zugspitzstraß/Zweigstraße an. Ich erinnere mich noch, daß wir dort die Fußballweltmeisterschaft 1956 angeschaut haben. Fritz Walter war der große Held.
Die Schillerstraße gab es schon. Die Süd West Ecke war freies Feld. Gras. Riesige Maulwurfhäufen. Im Herbst war immer der Schäfer da mit seinen Schafen. Ich glaube, das war der Rümmelein, bin aber nicht sicher.
Die Schutzengel Apotheke kam erst später. Das Gebäude, das heute das italienische Restaurant, na, den Namen habe ich vergessen, einfach gegenüber dem Hotel Eichenau, beherbergt, wurde ebenfalls von Herrn Walter Klug erbaut. Brigitte Klug betrieb wiederum ihr Textilgeschäft und Walter Klug sein Elektrogeschäft. Doch waren diese Leute zu diesem Zeitpunkt bereits relativ alt, so gaben sie dies bald auf.
Inoffizielle Sache: Diese Gebäude wurde „schwarz“ gebaut. Mein Vater errichtete diesen Bau mit ein paar „Freunden“, ich war der „Hilfsarbeiter“, der den Mörtel machte und „zutragte“. Ich war damals 15 oder 16 Jahre alt.
Ja, das war die Bahnhofstraße.
Siegi Niedermair "

Internetadressen u.a.:

(Eichenau)

Restaurants:
Torcello
,
Primavera Bewertungen: HIER:

Hotel Villa Eichenau

Hausmeisterservice : Steffen Lotsch

Firsörgeschäfte:

Stromversorgung KommEnergie

Amperverband – Abwasser und Wasserversorgung http://www.amperverband.de/

Geschichte: 1975. Raiffeisenkasse Bahnhofstr, 22 zieht um: http://www.minzmuseum.de/chronik/online/seite/124/

Geschichte: 1961 – provisorische Sparkassen Zweigstelle http://www.minzmuseum.de/chronik/online/seite/87

Basisartikel zu Eichenau.
http://www.myheimat.de/fuerstenfeldbruck/beitrag/1...
http://www.myheimat.de/fuerstenfeldbruck/beitrag/1...


Ihr persönlicher Identifikationscode lautet: 0ae721956072a6f737f09b88552a4c

Bürgerreporter:in:

Michael Gumtau aus Eichenau

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