Lichtmess

Das Verhältnis des Volkes zur Religion und den religiösen und kirchlichen Gebräuchen schilderten zuweilen ziemlich derbe Anschauungen des Volkscharakters. Es zeigte aber auch des Volkes Eigenart, Gemüt, Humor und Wunderlichkeit.
Wie bei den Christen überhaupt, so spielt in unserem Landvolk das Licht eine große Rolle. Dabei meine ich nicht das Licht der Vernunft und des Wissens, sondern von der Öllampe und der Wachskerze.
Abgesehen von der kirchlichen Funktionen , wo stets als Zeichen des ewigen Lichtes, die Flamme des Geistes Gottes und der göttlichen Liebe glimmt, zündet der einsame Landsmann das Licht an. Bangend und vertrauend ist ihm das Licht z. B. wenn Gefahr droht und Unglück einkehren will in sein Haus.
Auch in Stunden stiller Andacht, bei Elementarereignissen, in schwerer Krankheit und im Sterben starrt er in die rötliche Flamme der geweihten Wachskerze.
Selbst bei Beschwörungen und Zauberformeln, wenn er, gedenkend alter Sagen, dann und wann , muss ihm ein geweihtes Licht zur Seite sein.
Feierlichkeiten des Gottesdienstes in der Kirche hängen ebenfalls von den Lichtern ab.
Bei den stillen Messen brennen am Altar zu den ewigen Lämplein nur zwei Wachskerzen, und beim Hochamt am Sonntag brennen schon mal an die Zwölfe. Doch bei den hohen Festen und besonders zur Kirchweih und zum Jahrestag des Pfarrpatrones, da leuchtet es an allen Altären, an allen Wänden und Winkeln, an allen Bildern – und es wäre eine Schande von einem Leuchter, wenn er an solch einem Tag keine brennende Kerze hochhielte. Auch sollte keiner der Heiligen in dieser Beziehung zurückgesetzt werden.
Sankt Florian macht es nach Meinung der Leute so, sollte ihm die Gemeinde die Kerze verweigern, zündet er selber eine auf den Hausdächern an.
Doch wer stiftet die kostspieligen Wachslichter so mitten im Winter und wenige Wochen vor Lichtmess?

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