Guantanamo für Füchse! Missstände im Tierpark Frankenberg

Nach Hinweisen von Frankenberger Bürgern an den Haltungsbedingungen des Fuchses nahm der Vorstand der BUND Kreisgruppe im Februar bei einem Rundgang den Tierpark Frankenberg in Augenschein.

Auf telefonische Anfrage wurde dem BUND vom Tierparkleiter H. Reitz die tierschutzgesetzkonforme Haltung des Fuchses mitgeteilt und die Nutzung der Zwingeranlage für die Abrichtung von Jagdterriern bestätigt. Hierbei würden Füchse keinem lebensbedrohlichen Stress ausgesetzt und nicht verletzt.

Vor Ort kommt der BUND nicht umhin, die Haltungsbedingungen des Fuchses scharf zu kritisieren und grundsätzlich in Frage zu stellen. Der Fuchs wird am Rande des Wildparks in unmittelbarer Nähe zum Kinderspielplatz in einer massiv vergitterten Zwingeranlage gehalten, die mglw. den derzeitigen gesetzlichen Anforderungen entspricht, jedoch keinesfalls artgerecht ist. Ein Fuchs mit verstümmeltem Schwanz zeigte auffällige stereotype Verhaltensstörungen, lief pausenlos im Kreis um die Hütte herum. Zahlreiche Erdlöcher an den Zwingerecken zeugten von vergeblichen Ausbrechversuchen des Tieres aus seiner Zwangshaltung, die BUND-Vorsitzende Viola Wagner mit "Guantanamo für Füchse" kommentierte. Der BUND hält die Nutzung des Fuchses für die an den Zwinger angrenzende sog. Schliefanlage für verwerflich und tierquälerisch. Bei der dortigen Abrichtung von Jagdhunden wird der Fuchs mehrmals jährlich extremem Stress ausgesetzt. Diese Benutzung eines sich in der Obhut des Tierparks befindlichen Wildtieres ist mehr als fragwürdig und wird vom BUND aufs Schärfste verurteilt. Der BUND fordert den Verein Tierpark auf, ein Verbot zu erlassen und fordert den Jagdterrierclub auf, diese Praxis sofort einzustellen. Der BUND erachtet die Haltung des Fuchses in dem stinkenden Zwinger am Rande des Kinderspielplatzes pädagogisch für mehr als fragwürdig. Wie sollen Kinder für die Bedürfnisse der heimischen Wildtiere sensibilisiert werden, wenn diese Form der Zurschaustellung dem extremen Bewegungs- und Rückzugsbedürfnis eines Fuchses in keiner Weise entspricht!?

Die Kritik am Wildpark hört bei der schlechten Haltung des Fuchses nicht auf. Bei den Kamerunschafen, die sich zutraulich am Gehegezaun den Besuchern näherten, war festzustellen, dass die Klauen der Tiere viel zu lang und aufgerollt waren, so dass den Tieren das Laufen zur Qual wurde. Dies zeugte von länger andauernder Vernachlässigung der Pflege. Die übrige Haltung der Schafe und Ziegen war nicht zu beanstanden, wenn man vom überfütterten Zustand absah.

Insgesamt ist die Tierparkanlage stark übernutzt, überweidet und die Hangflächen von Erosion bedroht mit wenigen Bäumen, die nicht verbissen sind und somit ist die Anlage kaum noch als Park zu bezeichnen.

Die zahlreichen Besucher am Wochenende zeigten der BUND-Gruppe an, dass sich der Wildpark bei den Bürgern Frankenbergs großer Beliebtheit erfreut. Daher regt der BUND an, die Gestaltung des Wildparks und der Tierhaltung grundsätzlich zu modernisieren und zu überdenken. Der BUND sieht den Streichelzoo positiv, regt aber artgerechtere Tierhaltung an. Angesichts des Nationalparks in der Nähe und des dortigen Wildparks sollte auf die Haltung von Rotwild und Füchsen komplett verzichtet werden. Mit Schwarzwildgehege, Sika- und Muffelwild sowie Ziegen und Schafen wäre der Wildpark Frankenberg ausreichend bestückt. Der Fuchs sollte im Umfeld des Wildparkes ausgewildert werden, was problemlos möglich wäre und ein positives Signal, dass der Trägerverein es ernst nähme mit seiner Verantwortung und den Respekt vor der Kreatur. Weniger Tiere auf dem Parkgelände würden ein Mehr an artgerechter Haltung und Qualität bedeuten und der Erosion des Geländes entgegenwirken.

Schließlich weist der BUND auf die große Bedeutung der Umwelbildung hin. Naturerfahrung im Wald und das Erleben der heimischen Tierwelt ist für Kinder nicht hoch genug zu bewerten, jedoch bieten sich dafür hervorragende Möglichkeiten im Nationalpark und seiner Wildnisschule sowie im Bildungsprogramm des Naturparks Kellerwald-Edersee.
Für die Familienausflüge im Frankenberger Tierpark ist es sinnvoll, wenige, zutrauliche Tierarten artgerecht zu halten und zu zeigen.

Bürgerreporter:in:

Rudolf (Rudi) Schäfer aus Frankenberg (Eder)

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