Handball-Oberliga MTV Großenheidorn, SV Aue Liebenau Bericht Schaumburger Nachrichten

17. Oktober 2009
19:00 Uhr
Mehrzweckhalle Großenheidorn, 31515 Wunstorf

Unrühmliche Szenen überschatten tolles Spiel in Großenheidorn

Handball-Oberligist MTV Großenheidorn hat mit dem 31:30 (12:15) gegen Aufsteiger SV Aue Liebenau einen glücklichen, letztlich aber verdienten Heimsieg gefeiert. Die Gäste-Fans brachten dabei eine ganz neue und ziemlich unrühmliche Note in die Oberliga.

Großenheidorn (hga). Das von beiden Teams hart, aber fair geführte Spiel trat in den Hintergrund, da der Ordnungsdienst der Gastgeber nach dem Schlusspfiff die Polizei zu Hilfe rief. Bereits während des Spiels flogen Gegenstände aus dem Block der etwa 50 bis 60 Mann starken „Aue-Ultras“. Mit Schmähgesängen wie „schwule Sau“, „Hurensohn“ und weiteren Begriffen aus der Fäkalsprache sorgten die Liebenauer Fans von Beginn an für „Stimmung“. Nach der Schlusssirene versuchten Ordner, das weitere Werfen von Gegenständen – unter anderem flogen Bierflaschen aus dem Gäste-Block aufs Spielfeld – zu verhindern und gerieten dabei in Handgreiflichkeiten.
Bereits in der 1. Halbzeit wurde das Spiel kurzzeitig unterbrochen, um die Fans per Hallensprecher zu mehr Gelassenheit aufzufordern. Am Ende fruchtete das alles wenig: Die vom Verein gestellten und deutlich mit Leibchen gekennzeichneten Ordner waren auf diese „Qualität“ von überwiegend stark alkoholisierten Fans – darunter viele Jugendliche – nicht eingestellt.
„Das hatte absolut nichts mehr mit Sport zu tun“, sagte die sichtliche entnervte MTV-Chefin Ursula Bleidistel. „Ich habe mir Sachen jenseits von Gut und Böse angehört“, erklärte sie. Erst die mit mehreren Streifenwagen angerückte Polizei schaffte es, die Fans aus der Halle und zur nächsten Bushaltestelle zu eskortieren. Betreuer Rolf Bierla war entsetzt. „Liebenau kann stolz auf die Mannschaft sein, aber nicht auf diese Fans. Das ist das Übelste, was ich bisher in der Oberliga gesehen habe“, machte Bierla seinem Entsetzen Luft.
Auf dem Parkett wurde 60 Minuten lang Werbung für den Handball gemacht. In einem rasanten und spannungsreichem Spiel rettete MTV-Torhüter Lars Wagner den Hausherren den knappen Sieg. Beim Stand von 31:30 und einer Spielzeit von nur noch fünf Sekunden ging Wagner ins Tor und parierte einen Siebenmeter der Gäste.
Zuvor hatten die beiden flinken Großenheidorner Außenspieler, Bertrand Salzwedel und Youngster Thorben Buhre, das Spiel für ihren MTV aus dem Feuer gerissen. Gemeinsam kam die Flügelzange auf 18 Treffer. Vor allem Buhre drehte in der zweiten Hälfte mächtig auf.
„In der 1. Halbzeit haben wir nicht das gezeigt, was wir uns vorgenommen hatten“, erklärte MTV-Trainer Marc Siegesmund. „In Hälfte zwei klappte das besser. Da hatten sie ihre Probleme mit uns.“ In der Schlussphase sei seine Mannschaft sich zu sicher gewesen. Letztlich habe aber die bessere Mannschaft gewonnen. Ein Wermutstropfen war die Verletzung von Christoph Lindemann Mitte der 2. Halbzeit. Christian Reese sprang für ihn mit guter Leistung in die Bresche.
„Diesmal hat es länger gedauert, bis wir geschlagen wurden“, resümierte Aue-Coach Ingmar Steins. „Im Großen und Ganzen bin ich mit der Entwicklung zufrieden.“ Beide Mannschaften hätten wirklich alles gegeben, das sähe man auch nicht jedes Mal, meinte der gewiefte Aue-Trainer.
Ein langes Abtasten gab es nicht: Über 4:4 und 8:8 hielten sich Fehler hüben wie drüben die Waage, die Torleute standen auf beiden Seiten im Mittelpunkt und zeigten gute Leistungen. Gegen Ende der 1. Halbzeit nutzten die Liebenauer – angetrieben von Malte Grabisch – die Lücken in der MTV-Deckung und gingen folgerichtig mit einer 15:12-Führung in die Pause.
Nach dem Wechsel gerieten die Hausherren 15:19 und 18:22 ins Hintertreffen und machten in dieser Phase nicht den Eindruck, noch für etwas Zählbares in Frage zu kommen. Dann jedoch liefen Salzwedel und Buhre zur Hochform auf, es zählte nur noch Kampf und Einsatz. Salzwedel traf zum 22:22, Maiko Lindemann erzielte beim 24:23 per Tempogegenstoß die Führung. Bei den Gästen war der angeschlagene Waldemar Buchmüller jetzt im Spiel und erzielte sechs Treffer.
Urplötzlich war bei den bis dahin souveränen Liebanauern der Faden gerissen: In Unterzahl zog der MTV unter dem Jubel seiner Anhänger auf 28:24 davon. Im Überschwang des vermeinlichen Erfolgs machten sich die Großenheidorner das Leben mit einigen leichtfertig vergebenen Chancen das Leben aber noch einmal schwer. Die Gäste kämpften kämpften sich Tor um Tor heran – bis Wagner seiner Mannschaft fünf Sekunden vor Schluss den Sieg rettete.
MTV Großenheidorn: Salzwedel 10, Buhre 8, Reese 4, Christoph Lindemann 3, Rauls 3, Franzke 1, Maiko Lindemann 1, Seegers 1.

Bürgerreporter:in:

Andrea Birth aus Wunstorf

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