Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland

9. November 2011
18:00 Uhr
Berliner Platz, 35390 Gießen

Aufruf des "Bündnis gegen Rechts" - Gießen:

Am 10. November 1938 wurden in Gießen - wie in Hunderten anderen Städten und Gemeinden in Deutschland - Synagogen, Geschäfte, Häuser und Wohnungen von deutschen Jüdinnen und Juden geplündert oder niedergebrannt. Menschen wurden geschlagen, gejagt und ermordet. Die Bevölkerung sieht weg, klatscht Beifall oder macht selbst mit. Dieses dreitägige Pogrom, von den Nazis zynisch "Reichskristallnacht" genannt, ist von langer Hand vorbereitet. Es ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg, Deutschland "judenfrei" und kriegsbereit zu machen. Die Reichspogromnacht hat verschiedene Funktionen für die Faschisten: zum einen die psychologische Vorbereitung auf den Raubkrieg, die terroristische Einstimmung auf die schon geplante antijüdische Verordnungs- und Verfolgungswelle und die ökonomische Unterstützung der Kriegswirtschaft. Die jüdischen Opfer wurden per Verordnung gezwungen die durch das Pogrom entstandenen Schäden auch noch selber zu bezahlen; insgesamt sollten so eine Milliarde Reichsmark zusammenkommen.

Die größten Profiteure der folgenden Arisierung waren vor allem Teile des Großkapitals ( Deutsche Bank, IG-Farben, Vereinigte Stahlwerke AG und viele andere ) welche sich im "Freundeskreis Reichsführer SS" zusammengeschlossen hatten.

Viele Jüdinnen und Juden versuchten zu fliehen. Widerstand gegen diese verbrecherische Politik blieb fast völlig aus. Der Widerstand der Arbeiterbewegung war zu diesem Zeitpunkt fast gebrochen, Hunderttausende saßen in Gefängnissen und Konzentrationslagern.
Es folgt der Holocaust, die industrielle Massenvernichtung von 6 Millionen europäischen Jüdinnen und Juden, sowie die Ermordung von Sinti und Roma und anderen Minderheiten. Das bis dahin schlimmste Verbrechen der Menschheitsgeschichte wurde erst mit der militärischen Niederlage Deutschlands gegen die allierten Truppen im 2. Weltkrieg beendet.

Dieses Jahr sind wieder Nazis durch die Gießener Straßen gelaufen und haben ungehindert und ohne Konsequenzen antisemitische Parolen gerufen. Die NPD konnte ihren Aufmarsch mit Unterstützung der Polizei ungehindert durchführen. Auch die Stadt nahm eine unrühmliche Rolle hierbei ein und unternahm nicht einmal den Versuch den Aufmarsch zu verhindern und somit ein Zeichen zu setzen.
Rassismus und Antisemitismus sind auch heute nicht allein ein Phänomen des Rechten Randes. Sie habe ihre Basis in der Mitte der Gesellschaft und sind Ausdruck des immer mehr zunehmenden Kampfes "Jeder gegen Jeden", somit ein Ausdruck der krisenhaften kapitalistischen Gesellschaft.

Wir rufen auf, am 09. November 2011 auf die Straße zu gehen.
Wir wollen den Opfern der Pogrome und des Holocaust gedenken und uns gegen jede Form von Faschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aussprechen.

Datum: Mittwoch, 09.11.2011
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Gießen, Berliner Platz 2

Bürgerreporter:in:

Christian Momberger aus Gießen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

14 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.