Bombenangriff auf Burgdorf, Zeitzeugen von 1945

5. April 2011
17:00 Uhr
Mühlenstr., 31303 Burgdorf
Das Burgdorfer Amtsgericht nach dem Bombentreffer 1945 | Foto: Zeitungsfoto. Herkunft unbekannt.
  • Das Burgdorfer Amtsgericht nach dem Bombentreffer 1945
  • Foto: Zeitungsfoto. Herkunft unbekannt.
  • hochgeladen von Ralf Schünemann

In der Bildersammlung meiner Mutter Inge Schünemann (geb. Ebel) fand ich dieses interessante Foto aus einer Lokalzeitung. Zu sehen ist das Burgdorfer Amtsgericht, so wie es 1945 nach einem Bombeneinschlag ausgesehen hat. Dieses Foto wurde offenbar zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen, es sieht schon weitgehend aufgeräumt aus.

Meine Mutter saß damals als Kind (10) zum Zeitpunkt des Geschehens im Luftschutzkeller des Amtsgerichtes, zusammen mit ihrer Schwester Elli (15) und ihrer Mutter Frieda Ebel (geb. Gottschalk). Mit dabei waren auch ihre Freundinnen Gertrud und Hildegard Bochnia (9 +11).

Sie erinnert sich an den Knall, an die Schrecksekunde und als alle durch den zerstörten Eingang nach draußen liefen. Elli geleitete sogar noch eine Schwangere Frau bis vor die Tür. In der Panik bemerkte Inge zunächst nur unterbewusst, dass das gegenüber befindliche Haus von Pastor Möller völlig zerstört in Schutt und Asche lag. Es war einfach nur noch ein Trümmerhaufen. Die Familie Möller und deren Haushaltshilfe saßen unter den Trümmern im Keller ihres Hauses und überlebten.

In der Mühlenstraße sah es für Augenzeugen so aus, als ob im Moment des Bombeneinschlages das Amtsgericht rot schimmernd in Flammen aufging. Offenbar war es aber der aufgewirbelte Staub der roten Backsteine. Jedenfalls hatten die Beobachter mit dem Schlimmsten gerechnet. Sie sorgten sich um ihre Verwandten und Nachbarn im Amtsgerichtsgebäude. In den Häusern der Mühlenstraße sprangen in dem Moment alle Haustüren und Fenster aus ihren Verankerungen. Die angrenzende Braunschweiger Straße war durch weitere Bombentreffer von Schutt übersät.

Schlimmes sahen meine Mutter und ihre Begleiterinnen anschließend draußen hinter dem Gebäude der Spar- und Darlehenskasse in der Poststraße (heute Volksbank). Der Bunker dort war völlig zerstört und Helfende gruben sich durch die Trümmer. Allem Anschein nach hatte hier niemand den Bombenangriff überlebt.

Nach diesem Ereignis benutzten die Anwohner der Nachbarschaft das Burgdorfer Schloß (damals Landratsamt) als Luftschutzbunker. Meine Mutter erinnert sich an ein Erlebnis das sie auf dem Rückweg vom Schloß einige Zeit später zusammen mit ihrer Schwester und Mutter erlebte. Es war unmittelbar vor dem Kriegsende, als sie grundlos in Höhe der Auebrücke von einem Flugzeug aus beschossen wurden. Es geschah direkt vor dem Hofeingang des Grundstückes „Mühlenstr. 1a“, kurz vor dem eigenen Zuhause. Sie liefen um ihr Leben und kamen davon.

Heute zeugt nichts mehr in der Burgdorfer Innenstadt von diesen dramatischen Ereignissen.

Bürgerreporter:in:

Ralf Schünemann aus Burgdorf

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