Blickpunkte

Ein- und Ausblicke

Fenster haben mich schon immer fasziniert. Schon als Kind spielten sie für mich eine wichtige Rolle.
Ich liebte es mit Großmutter aus dem Fenster auf die belebte Straße zu blicken.
Mit einem dicken Kissen auf der Fensterbank und auf einer Fußbank stehend, holte ich mir das muntere Leben ins Zimmer und Großmutter, die fast alle Vorübereilenden kannte, konnte jede Menge Geschichten erzählen.
Später dachte ich mir selbst Geschichten aus, wenn ich vor einem Haus stand und ein erleuchtetes Fenster meine Fantasie und meine Neugier weckte.
Fenster sind eigentlich etwas Praktisches, man kann sich die Außenwelt ins Zimmer holen, man kann sie aber auch Draußen lassen.
Fenster haben aber auch etwas Geheimnisvolles, sie sind die Schwelle zwischen dem Inneren und dem Äußeren, zwischen Offenheit und Begrenztheit, zwischen Einsamkeit und Beziehungen, zwischen Bekanntem und Unbekanntem.
Irgendwann begann ich die unterschiedlichen hohen, versteckten, vergitterten, mit Blumen bewachsenen, mit Gardinen verhüllten, und mit Stuck verzierten Fenster zu fotografieren.
Nicht nur Architekten und Baumeister haben in vielen Jahrhunderten wahren Wunder vollbracht, auch der Einfallsreichtum der Bewohner kennt keine Grenzen.
Fenster spielen immer wieder eine Rolle, wie oft schicken wir sehnsuchtsvolle, nachdenkliche, sorgenvolle, freudig erwartende Blicke durch die verglasten Öffnungen.
In einer Ausstellung im Erfurter Frauenzentrum wurden sie einst bewundert und jede Frau hatte so ihr Lieblingsbild und so entstanden viele neue kleine Geschichten.