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Auch heuer wieder im Einsatz: Die Ellgauer "Ratschen"

  • Sie sind stolz auf ihre Ellgauer "Rätschen" v.l.n.r.: Kirchenpfleger Martin Koch, Elmar und Manfred Jung.
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Auch heuer wieder im Einsatz: Die Ellgauer "Ratschen"

Von Rosmarie Gumpp
Ellgau: "Sie schlummerten beinahe 70 Jahre auf dem Dachboden der alten Kirche" - so erinnert sich Elmar Jung (80). "Ich wurde mit etwa 8 Jahren Ministrant, da waren die Ratschen bei uns in Ellgau im Einsatz. Und irgendwann waren sie aus dem kirchlichen Leben verschwunden". Der rüstige Rentner erinnert sich gerne an die Zeit, als die stationäre Ratsche neben der Sakristei und der jetzt "alten" Kirche ihren Einsatz versah. Unter einer Ratsche, umgangssprachlich auch "Rätsche" genannt, versteht man ein Geräuschinstrument, das während der Passionszeit zum Einsatz kommt, das traditionsgemäß seine Pflicht erfüllt. In der Eucharistie schweigen ab Gründonnerstag bis zum Ostermorgen die Kirchenglocken. Die Ministranten werden die Bewohner zum Gottesdienst rufen. Elmar Jung und sein Sohn Manfred tüftelten über der stationären und mobilen Ellgauer Ratsche und konnten sie in vielen Stunden gangbar und brauchbar reparieren. Im Jahre 2013 kam Kirchenpfleger Martin Koch zu Elmar Jung und bat ihn, die kaputten Ellgauer Ratschen doch mal "anzuschauen". "Bring sie vorbei, ich schaue" - mit diesem Auftrag entsandte Elmar Jung einen glücklichen Martin Koch, der umgehend die beiden Geräuschinstrumente auf den Hof der Familie Jung brachte. Bei der sogenannten Schubkarrenrätsche fehlten die Spannrolle und die Kette. Ein intensives Suchen auf dem Ellgauer Wertstoffhof nach Fahrradketten brachte für Elmar Jung nicht den gewünschten Erfolg. Die ganze Aktion wäre beinahe an der fehlenden Kette gescheitert, so Elmar Jung, "weil die Zahnräder auf der Ratsche eine ganz abnorm alte Zahnung hatten". Kirchenpfleger Martin Koch, der selbst wie auch Elmar Jung aktives Mitglied bei den "Ellgauer Bulldogfreunden" ist und viel auf Tradition Wert legt, fragte im Nordendorfer Autohaus Bauer nach. Inhaber Hermann Bauer hatte die richtigen Zahnräder in der gleichen Größe und auch eine passende Motorradkette, die er den Ellgauer Tüftlern schenkte. Ein Austausch war jetzt gut möglich, die Speichen mussten auf der Drehbank geändert werden, der Kettenspanner war fertig, die Ratsche ging. Die zweite Ellgauer Ratsche, die stationäre Ratsche, war wesentlich einfacher wieder in Gang zu bringen. Hier mussten lediglich Hartholzstöpsel in die Nockenwelle gesetzt werden. So freuen sich nun Elmar und Manfred Jung sowie auch Kirchenpfleger Martin Koch auf den zweiten Einsatz der Ellgauer Ratschen. Im Jahre 2014 hatten sie nach vielen Jahren Verbannung "Premiere" auf dem Ellgauer Kirchhof. Elmar Jung freut sich über den diesjährigen Einsatz und meint: "Meine Oldtimerader hat da mitangeschlagen". Nach der Auferstehungsfeier in der Osternacht und am Ostersonntag sammeln die Ministranten das "Rätschgeld" ein. Im Jahre 2015 werden Flüchtlingskinder im Irak unterstützt. Die "aktion hoffnung" unterstützt schwerpunktmäßig Kinder und Jugendliche im Nordirak, die nach der Flucht heimatlos und schwer traumatisiert sind. Im Regierungsbezirk Dohuk halten sich ca. 600 000 Vertriebene auf, rund 40 Prozent davon sind Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Die Bedingungen ihrer Flucht und ihres Lebens in der neuen Umgebung stellen schwere psychische Belastungen für sie dar. Schulen und Freizeitangebote fehlen, die ihrem Alltag Struktur und ihnen damit etwas Halt geben könnten. Das "Rätschgeld" 2015 unterstützt zu 50 Prozent dieses Projekt der "aktion hoffnung", die weiteren 50 Prozent sind für die Ministrantenkasse bestimmt. Die Ministranten freuen sich über eine großzügige Spende.

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  • Die stationäre Rätsche, die zwischenzeitlich durch einen fahrbaren Untersatz auch mobil gemacht wurde.
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3 Kommentare

In meiner Kindheit gab es diese "Ratschen" auch noch. Die alten Bräuche haben schließlich ihren Sinn. Wunderbar, die Geldspenden für Kinder und Flüchtlinge zu verwenden. Da gibt man doch gerne!
Ein Lob an die fleißigen Tüftler und Bastler.

-- Rosmarie, was es nicht alles gab ???

Je lauter, je lieber für die Kinder.

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